Das Monster

Woher kommt das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße?
schwarzach Das Sternbild Schütze ist am besten im Sommer zu sehen, gegenwärtig steht es schon zu weit südlich. Im Schützen befinden sich zahlreiche Nebel und Sternhaufen, so viele, dass man fast den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht sieht – aber dort liegt auch das Zentrum der Milchstraße. Das sieht man zwar nicht, weil es von großen Staubwolken verdeckt ist. Nicht überall, wo der Himmel dunkel ist, gähnt das große Nichts des Universums, manchmal ist es einfach eine ungeheure Menge Dreck. Dahinter verbirgt sich ein interessantes Objekt, es wurde schon 1932 entdeckt: die Radioquelle Sagittarius A* – Radiowellen können nämlich die dichten Staubschleier durchdringen. Auch infrarotes Licht kommt durch den Staub; mit den heutigen Riesenspiegelteleskopen ist es durch jahrelange Beobachtungen gelungen, zahlreiche Sterne in der Umgebung dieser Stelle sichtbar zu machen. An denen ist nichts Besonderes, außer, dass sie sich unheimlich schnell bewegen. Sie kreisen alle um ein unsichtbares Zentrum, das Zentrum der Milchstraße.
Schwarzes Loch
Auch unsere Sonne umkreist diese Mitte, aber mit relativ gemütlichen 18 Kilometern pro Sekunde, weil sie weit vom Zentrum der Galaxis entfernt ist: 26.000 Lichtjahre. Je näher dran, desto schneller wird die Bewegung. Sie hängt aber auch von der Masse in der Mitte ab. Dort sieht man nichts, konnte sich aber ausrechnen, dass an diesem Fleck ein Objekt sein muss, das die viermillionenfache Masse unserer Sonne hat. Das kann nur ein Schwarzes Loch sein. Seine Anziehungskraft ist so stark, das nicht einmal das Licht daraus entweichen kann, deshalb der Name. Der schnellste Stern in seiner Umgebung bewegt sich mit bis zu 5000 Kilometer pro Sekunde und umkreist das Schwarze Loch alle 16 Jahre.
Diese Entdeckungen wurden heuer mit dem Physiknobelpreis gewürdigt. Wie groß ist das Ding? Etwa 24 Millionen Kilometer, läge es an der Stelle unserer Sonne, wäre seine Oberfläche noch weit innerhalb des nächsten Planeten Merkur. „Normale“ schwarze Löcher mit ein paar Sonnenmassen entstehen, wenn ein genügend großer Stern zusammenbricht, nachdem er all seinen Kernbrennstoff verbraucht hat. Diese „stellaren“ schwarzen Löcher sind nur so groß wie eine Stadt. Probleme machen die supermassiven schwarzen Löcher in den Galaxien. Bis jetzt sieht es so aus, dass jede Galaxie, die etwas auf sich hält, in ihrem Zentrum so ein Monstrum beherbergt. Unser schwarzes Loch ist massemäßig bescheiden; in anderen Galaxien gibt es schwarze Löcher, die noch Tausende Male schwerer sind, der Rekord liegt bei 36 Milliarden Sonnenmassen! Die sind sicher nicht durch den Zusammenbruch eines Sterns entstanden. Wie aber dann? Da gibt es verschiedene Theorien, Genaues weiß man (noch) nicht.
Christian Mähr
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