Früher Homo sapiens im Outback Afrikas

100.000 Jahre alte Belege für moderne Menschen in Kalahari-Wüste.
Innsbruck Ein internationales Team mit Beteiligung des Innsbrucker Geologen Michael Meyer liefert erstmals mehr als 100.000 Jahre alte Belege für moderne Menschen in der Kalahari-Wüste im Landesinneren Afrikas. Damit sind die Ursprünge der menschlichen Spezies nicht mehr nur in Küstennähe zu finden. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Die Wiege des Menschen mit modernen kognitiven Fähigkeiten liegt im südlichen Afrika, wie zahlreiche archäologische Funde belegen. Viele dieser archäologischen Stätten befinden sich in Küstennähe. Das führte bislang zur weit verbreiteten Annahme, dass die Entwicklung des Homo sapiens zu einem sozialen und kulturfähigen Lebewesen – mit geistigen, kreativen Denkfähigkeiten vergleichbar mit den heutigen – mit dem Meer zusammenhängt. Neue archäologische Funde in der südafrikanischen Kalahari, sozusagen dem „Afrikanischen Outback“, werfen aber nun ein anderes Licht auf die Geschichte des Menschen und belegen diese These nicht. „Vielfach wird die Meinung vertreten, dass Verhaltensinnovationen in der frühen Menschheitsgeschichte mit der Küste und Meeresressourcen verbunden sind. In der vorliegenden Studie haben wir Funde unter einem Felsvorsprung mehr als 600 Kilometer im Landesinneren analysiert und ein Alter von 105.000 Jahren festgestellt. Die Funde belegen, dass diese steinzeitlichen Binnenmenschen Verhaltensweisen und kognitive Fähigkeiten an den Tag legten, die gleichwertig sind mit jenen, die man beim Homo sapiens zur gleichen Zeit in unmittelbarer Küstennähe antrifft“, erklärt Michael Meyer. Die hier gelungenen Funde sind ein Glücksfall, da es nur sehr wenige gut erhaltene und datierbare archäologische Stätten im Inneren Afrikas gibt. „Ein Felsen auf dem so genannten Ga-Mohana-Hügel in der Kalahari ist so eine Stätte. Unsere Analysen von diesem bis heute für die einheimischen Menschen wichtigen Ort zeigen, dass modernes menschliches Verhalten schon früh auch im Landesinneren zu finden war – und um nichts jenem in Meeresnähe nachstand. In der Kalahari-Savanne herrschte zu jener Zeit ein feuchteres Klima mit Perioden vermehrter Niederschläge. Wir gehen daher davon aus, dass frühe moderne Menschen auch andere Regionen des afrikanischen Kontinents besiedelt haben“, sagt die Erstautorin der Studie, Jayne Wilkins von der Griffith University in Australien.