„Künstlerische Ader gibt mir Energie“

Jazzsängerin Filippa Gojo beeindruckt mit ausdrucksstarker Stimme und Bühnenpräsenz
schwarzach Sie wurde in Bregenz geboren und machte dort ihre ersten musikalischen Schritte. Mittlerweile lebt Filippa Gojo in Köln und belebt die dortige Musikszene, alleine und mit ihrem Filippa Gojo Quartett. Demnächst ist sie auch wieder einmal im Ländle zu erleben. Die Sängerin im VN-Interview.
Du hast dein Gesangstalent schon als Kind entdeckt, woher kommt deine Liebe zur Musik?
Filippa Die war immer da, so lange ich denken kann. Meine Eltern haben zu Hause viel gesungen, meine Mama und mein Bruder haben Klavier gespielt. In unserer Familie war Musik einfach immer vorhanden. Meine Eltern haben geschaut, wie sie meine Musikbegeisterung fördern können und in der Musikschule Bregenz tolle Angebote gefunden.
Welche musikalische Ausbildung hast du genossen?
Filippa Es begann mit ca. fünf Jahren an mit musikalischer Früherziehung an der Bregenzer Musikschule. Dann war ich im Fröschechor bei Annika Kräutler, bekam Klavierunterricht, Gesangseinzelunterricht usw. 2007 begann ich dann mein Studium an der Musikhochschule in Köln, ging dann für ein Auslandssemester nach Amsterdam. 2012 habe ich mein Studium abgeschlossen und gleichzeitig begonnen, meinen Master zu machen, den ich 2014 abgeschlossen habe.
Du bist gebürtige Bregenzerin, seit deinem Studium lebst du in Köln. Warum hast du dich damals für ein Studium in Deutschland entschieden?
Filippa Die Entscheidung hatte weniger mit dem Land zu tun als vielmehr mit der sehr regen Jazzszene dort. Köln und Berlin haben eine riesige Jazzmusikerdichte. Es gibt hier unheimlich viele gute Jazzbands. Und was ich speziell in Köln sehr schätze, ist, dass die Musiker hier wirklich versuchen, ihr ganz persönliches Ding zu machen, zu experimentieren und offen zu sein für Neues.
Bist du dort verwurzelt oder könntest du dir vorstellen, eines Tages wieder in die Heimat zurückzukehren?
Filippa Hier muss ich mich zum Glück noch nicht festlegen und möchte das auch nicht. Ich kann beides nicht ausschließen.
Du bist seit 2016 auch Dozentin für Jazz- und Popgesang an der Hochschule für Musik in Freiburg. Broterwerb oder Berufung?
Filippa Auf jeden Fall Berufung. Ich habe schon sehr früh angefangen zu unterrichten, schon während des Diplomstudiums. Das war für mich niemals nur Ergänzung oder finanzielle Notwendigkeit. Es war für mich stets bereichernd. Besonders in Phasen, in denen es künstlerisch eher ruhig war, hat mir das Unterrichten sehr viel Input gegeben und mich motiviert. Und auch umgekehrt. Wenn ich das Gefühl hatte, es läuft beim Unterricht nicht so wie ich möchte, dann hat mir meine künstlerische Ader wieder viel Energie gegeben und mir Mittel und Wege gezeigt, wie ich den Lehrstoff rüberbringen kann. Beides ergänzt sich ganz toll und ich kann auch von meinen Schülern viel lernen.
Demnächst bist du mit dem Filippa Gojo Quartett am Spielboden zu Gast. Ihr präsentiert Euer neues Album Seesucht. Was finden wir auf der neuen CD?
Filippa Viele Texte in Vorarlberger Dialekt. Unter anderem eine Bearbeitung von Gauls Lied „Do Mo trinkt bloach osom Bach“. Das Lied habe ich damals kennengelernt, als meine Eltern im Spielbodenchor gesungen haben und fand es immer schon toll. In allen Stücken geht’s um die Beschäftigung mit dem Heimweh und dem Fernweh, Themen, die mich schon länger beschäftigen.
Warum „Seesucht“, was ist damit gemeint?
Filippa Es hat mit Sehnsucht und mit dem Bodensee zu tun. „Seesucht“ ist ein Neologismus, der sich mit allem möglichen beschäftigen soll. Die Sehnsucht, die uns begleitet und gleichzeitig der Bodensee, der mir Heimat und Geborgenheit vermittelt. EA
Zur Person
Filippa Gojo
Geboren 4.9. 1988
Wohnort Köln
Studium Diplom und Master in Jazzgesang
Lebensmotto der Ungewissheit vertrauen
Das Filippa Gojo Quartett ist am 23. November um 20.30 Uhr im Spielboden in Dornbirn zu Gast. Karten: Raiffenbanken, Musikladen, v-ticket.at