„Man ist eigentlich eine ganze Band“

Die deutsche Orgelvirtuosin Barbara Dennerlein gastiert demnächst in Vorarlberg.
schwarzach Barbara Dennerlein gehört zu den besten Jazz-MusikerInnen weltweit. Sie beherrscht die Hammond-Orgel in Perfektion und sorgt damit für Begeisterungsstürme bei ihren Auftritten. Im Mai widmet sich Barbara Dennerlein gemeinsam mit dem Duo Ignatz Netzer (Gitarre) und Thomas Scheytt (Piano) den allerersten Urformen des Jazz – dem Blues und dem Boogie. Mit den VN sprach die First Lady der Hammond B3 über ihre Musik.
Sie sind schon in sehr jungen Jahren zum Orgelspiel und zur Jazzmusik gekommen. Können Sie uns das kurz schildern?
Dennerlein Als ich elf Jahre alt war, habe ich zu Weihnachten von meinem Großvater eine kleine Orgel geschenkt bekommen und war sofort begeistert von diesem Instrument. Ich hatte zu dieser Zeit einen Lehrer, der eine Hammond B3 besaß, und als ich dann dieses Instrument zum ersten Mal hörte, war das Liebe auf den ersten Ton. Meine Eltern waren immer schon Jazzfans und besagter Lehrer hat ebenfalls vornehmlich Jazz gespielt, so wurde mir diese Musikrichtung quasi in die Wiege gelegt.
Man nennt Sie „Königin der Hammond-Orgel“. Was war und ist für Sie das Faszinierende an diesem anspruchsvollen Instrument, dass Sie es so perfekt beherrschen?
Dennerlein Da könnte ich jetzt eine Stunde darüber referieren . . .
Das Wichtigste ist natürlich der lebendige Klang. Das Tolle an der Orgel – ich spiele ja auch viele Konzerte auf großen Pfeifenorgeln – ist, dass man mit Händen und Füßen spielt. Man spielt rhythmisch unabhängig, melodisch, harmonisch, mehrstimmig, man ist eigentlich eine ganze Band. Dazu muss man dieses Instrument natürlich schon gut beherrschen und das ist eine Herausforderung.
Sie spielen Swing, Bebop, Blues, Soul, Latin, Funk – es scheint für Sie keine musikalischen Grenzen zu geben . . .
Dennerlein Ich versuche immer offen zu sein und habe schon sehr viel Unterschiedliches gemacht. Vom Solospiel zum Spiel mit Orchestern, von Jazz bis zur Klassik, meine ganzen eigenen Projekte. Erwähnenswert ist sicher auch die Zusammenarbeit mit Friedrich Gulda. Ich wollte meine Fähigkeiten immer mehr erweitern, so dass ich alles spielen kann und mir möglichst wenig Grenzen gesetzt sind.
Wie ich gelesen habe, haben Sie Ihr eigenes Label, produzieren selbst, managen sich selbst. Was ist dabei die größte Herausforderung?
Dennerlein Die Zeit. Ich möchte alles so gut wie möglich machen und da das recht viel ist, reicht mir die Zeit nicht. Ich bräuchte einen Tag, der doppelt so lang ist, damit ich alles tun kann, was ich möchte.
Sie haben schon viele Preise erhalten. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeichnungen?
Dennerlein Das ist nicht so wichtig. Wichtig ist das Publikum. Ich möchte den Leuten mit meiner Musik gute Gefühle, eine gute Zeit geben und die Resonanz des Publikums ist das Allerwichtigste. Ein Preis ist natürlich auch schön, weil es eine Art der Annerkennung ist, aber ohne Publikum wäre das ganze sehr unbefriedigend.
Demnächst dürfen wir Sie in Vorarlberg erleben und zwar gemeinsam mit Ignatz Netzer und Thomas Scheytt. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?
Dennerlein Wir haben uns bei einer Silvester-Fernsehsendung im Jahr 2000 kennengelernt und haben spontan miteinander gespielt. So ist diese Zusammenarbeit entstanden, was mir eine sehr große Freude ist. Denn zum einen mag ich die beiden menschlich sehr gerne und zum anderen machen sie ganz tolle Musik.
Was werden wir hören?
Dennerlein Zuerst werden Thomas und Ignaz Blues und Boogie bringen. Dann spiele ich ein breit gefächertes Repertoire. Im Anschluss spielen wir gemeinsam. So kann man sagen, dass das Publikum an diesem Abend stilistisch einen großen Teil der Jazzgeschichte miterleben kann. EA
Zur Person
Barbara Dennerlein
Geboren 25.9.1964
Wohnort München
Familienstand ledig
Lebensmotto Ruhe und Gelassenheit
Thomas Scheytt & Ignatz Netzer feat. Barbara Dennerlein: Jazz meets Blues and Boogie. Freitag, 4. Mai, Sonnenbergsaal Nüziders, 20 Uhr. Karten: www.kultpur.at