Seilartistin und Trapezkünstlerin Esther Slanzi will Leute emotional berühren

Mit ihrem zeitgenössischen Zirkus-Theaterstück „ZWÄI“ sprengt das Schweizer Künstler-Duo Jonas und Esther Slanzi als „Compagnie E1nz“ die Grenzen der Physik. Am Freitag und Samstag sind sie im Freudenhaus zu Gast. Artistin Esther Slanzi im VN-Interview.
Sie und Jonas Slanzi haben 2011 das Duo „Compagnie E1NZ“ gegründet, um zeitgenössisches Theater mit Zirkuskunst zu verbinden.
Ja, aber „E1NZ“ entstand eher zufällig. 2011 wollten wir einen kleinen Varieté-Abend organisieren. Da kein Geld für andere Artisten da war, bestritten wir alles selber. Wir reihten unsere Solo-Nummern hintereinander und suchten nach Möglichkeiten, unsere Darbietungen ohne Sprache zu verbinden. Damit alles in einem Guss daherkam, schrieb uns unser Nachbar die Musik. Diese 30-minütige Kreation sehen wir als Grundstein unserer heutigen Arbeit.
Was haben Sie beide vor „E1NZ“ gemacht?
Wir waren beide als Solo-Artisten unterwegs. Jonas als Diabolospieler und als Manipulator von unzähligen Gegenständen, ich mit Vertikalseil und Trapez.
Demnächst präsentieren Sie im Freudenhaus ihr Stück „ZWÄI“ – was werden wir sehen?
Mit „ZWÄI“ setzen wir die ganze Palette der zwischenmenschlichen Beziehung um. Es wird lustig, verliebt, traurig, rasant, gemein, überraschend und poetisch. Unsere Bildsprache ist assoziativ, es kommt also immer auch auf den Betrachter an, was er in dem Moment sieht.
Wie haben Sie das Programm erarbeitet?
Wir gehen die Kreation immer zusammen an. Jeder von uns hat Ideen, beide finden wir eine Idee mal gut, mal weniger. Manchmal fällt einer Person etwas einfacher, am nächsten Tag ist es wieder umgekehrt. Wir haben jeweils den „Spezialisten“ oder die „Spezialistin“ von den zirzensischen Disziplinen, es braucht aber auch den anderen, der kommt dann auf Ideen, welche die Spezialistin oder der Spezialist als unmöglich einstuft. In der Kreation von „ZWÄI“ haben wir immer wieder mit Regie gearbeitet. Wir suchen uns generell Regie aus dem Bereich Bewegungstheater.
Wie oft und wie lange proben Sie für eine Aufführung?
„ZWÄI“ ist das Ergebnis von sieben Jahren Arbeit. Um dafür physisch fit zu bleiben, trainieren wir wenn möglich fünf mal die Woche vier Stunden am Tag.
Welche drei Eigenschaften muss ein guter Akrobat mitbringen?
Fleiß, Mut, Offenheit.
Sie sind Schweizerin – was vermissen Sie am meisten, wenn Sie im Ausland auf Tournee sind?
Bei der Rückkehr in die Schweiz freue ich mich auf meine Freundinnen und Freunde, meine Familie und meistens auf meine eigene Küche.
Auf welchen Erfolg sind Sie ganz besonders stolz – sei es auf der Bühne oder anderweitig?
Ich bin stolz, wenn ich auf der Bühne Leute emotional berühren kann. Wenn es gelingt, den magischen Moment zu erzeugen, das Publikum komplett in den Bann zu ziehen und unvergessliche Momente zu schaffen. Außerdem freut es mich, wenn mir Eltern erzählen, dass ihre Kinder ein Jahr nach der Aufführung noch immer gerne „Jonas und Esther“ spielen. Das bedeutet für mich, das ich einen Samen setzten konnte. Für das Theater, für den Zirkus und für die Empathie.
Die „Compagnie E1NZ“ gastiert Freitag, Samstag (20.30 Uhr) im Freudenhaus in Lustenau. Infos/Karten: www.freudenhaus.or.at