Gelebte Inklusion als ein gutes Miteinander

Vorarlberg / 09.01.2017 • 18:58 Uhr
Jan Thomas fühlt sich im Team des Pflegeheims Birkenwiese sehr wohl.  Foto: stadt
Jan Thomas fühlt sich im Team des Pflegeheims Birkenwiese sehr wohl.  Foto: stadt

Im Pflegeheim Birkenwiese in Dornbirn steht das „Wir“ im Vordergrund.

dornbirn. (lös) Ein winziges Chromosom, eine große Bedeutung. Ist das 21. Chromosom dreifach vorhanden, trägt es genau jene Gene, die Menschen mit Down-Syndrom so unverwechselbar machen – wie Jan Thomas. Mit einer Selbstverständlichkeit und einem Lachen beginnt der junge Mann am Morgen seinen Dienst im Pflegeheim Birkenwiese. Seit zwei Jahren gehört der 19-Jährige zum Pflegeteam. Das ist gelebte Inklusion als ein Miteinander, in dem keine Person ausgeschlossen wird.

Die Fähigkeiten sehen 

Nicht zuerst das Handicap, sondern seine Fähigkeiten sehen. „Jan kann sehr gut lesen und schreiben“, erklärt Suni Klepic lächelnd. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester ist als Leiterin des Wohnbereichs im zweiten Obergeschoß für den 19-Jährigen verantwortlich. „Am Anfang war es für uns alle ein Lernprozess. Welche Aufgaben, ganz ohne Überforderung, für Jan machbar sind.“ Mit einer Aufgabenliste, die ihm Struktur bietet, meistert Jan mit einem Lachen seinen Arbeitsalltag. Dabei sind die einzelnen Punkte so formuliert, dass er sie behalten und auch ausführen kann. Dazu gehört das Beschriften der Tafel mit dem aktuellen Mittagsmenü, wie auch das Auffüllen von Bedarfsmitteln in den Zimmern der Bewohner. „Auch sie gehen offen auf Jan zu, akzeptieren ihn so, wie er ist, und schätzen seine positive Art.“

Leben heißt Vielfalt

Etwa jedes 800. Kind kommt mit dem Down-Syndrom auf die Welt. Diese Menschen tragen statt den üblichen 46 Chromosomen 47 in ihren Körperzellen. Es entsteht durch einen Zufall während der ersten Zellteilung. Es ist keine Krankheit und daher auch nicht heilbar. Die Menschen leiden auch nicht am Syndrom, sondern an den Reaktionen und dem Verhalten ihrer Umwelt. „Wir pflegen eine offene und respektvolle Haltung“, betont Suni Klepic, die in ihrem Team viel Wert auf ein freundliches Miteinander legt. Das erlebt auch Jan. Er strahlt, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Vom Team, von den netten Bewohnern, und wie er seine Arbeit im Urlaub vermisst hat. Fast zu Tränen gerührt und voll echter Freude.

Der junge Mann fühlt sich hier im Pflegeheim von Beginn an angenommen und akzeptiert. Er freut sich auf seine Arbeit und jeden Monat über das Geld, das er selbst verdient hat. Das wird auch gespart. Um einen Ausflug in einen Vergnügungspark zu unternehmen.

Das Wir gewinnt

„Inklusion schätzt nicht nur die Unterschiedlichkeit von Menschen, sondern sie bejaht die Vielfalt einer Gesellschaft und sieht darin eine wertvolle Ressource“, so Bürgermeisterin Andrea Kaufmann. Damit wird Inklusion zum gleichen Recht für Menschen, die verschieden sind. Als Normalitätsprinzip und zugleich gesellschaftliche Aufgabe, die im Alltag gelebt werden muss, damit Menschen mit Behinderung ohne Barrieren am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Beim ersten Schnuppern im Pflegeheim wurde Jan Thomas von seiner ifs-Integrationsberaterin Christine Harrer begleitet. Sie ist auch jetzt noch Ansprechpartnerin bei Fragen rund um den integrativen Arbeitsplatz, den Jan hervorragend meistert.