Erne-Sanierung: 700 Arbeitsplätze gefährdet

Markt / 16.12.2016 • 22:33 Uhr
ELB Form in Vandans hat volle Auftragsbücher, bei Erne Fittings in Schlins schaut es anders aus. Foto: Firma
ELB Form in Vandans hat volle Auftragsbücher, bei Erne Fittings in Schlins schaut es anders aus. Foto: Firma

Wenn Montagfrüh keine Einigung erzielt wird, droht der Industrie-Gruppe Insolvenz. 

Schlins. Die wirtschaftliche Zukunft der Erne-Gruppe in Schlins ist ungewisser denn je, nachdem die Deadline von drei Hausbanken, die alle dem Raiffeisen-Sektor zuzuordnen sind, am Freitagnachmittag verstrichen ist, muss am Montagmorgen eine Entscheidung fallen, wie die VN aus verlässlicher Quelle in Erfahrung bringen konnte. Bei dem Poker geht es um viel: Nämlich um rund 700 Arbeitsplätze am Standort Schlins.

Verkauf im Oktober

Das Unternehmen, weltweit einer der führenden Anbieter von fest verschweißbaren Rohrleitungsverbindungen, wie sie in der Öl- und Gas-, Kohle-, Nuklear- und Wasserkraftindustrie  und im Automotivebereich benötigt werden, ist in den vergangenen Jahren durch Management-Fehler wie durch wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Schieflage geraten. Anfang Oktober erfolgte der Verkauf der Gruppe, da, wie Insider berichteten, unter den damaligen Gesellschaftern keine Entscheidungen mehr getroffen werden konnten. Übernommen hat Erne und die ELB-Form in Vandans zu 100 Prozent der Wiener Unternehmer Stephan Zöchling. Erne ist einer der wichtigsten Arbeitgeber im Walgau. Zöchling ist auch Eigentümer und CEO der steirischen Remus-Sebring-Gruppe, die im Automotivegeschäft aktiv ist.

Bereits bei der Übernahme forderte der neue Besitzer auch von den Hausbanken einen Beitrag zu den Restrukturierungsmaßnahmen: „Die involvierten Banken werden substanzielle Beiträge leisten müssen, um die Sanierung der Gruppe sicherzustellen“, betonte Zöchling damals. Wie mehrere involvierte Personen bestätigen, waren drei der Hausbanken bisher bereit, ihren Teil zur Sanierung beiztragen. Die Hausbanken BTV, Hypo Vorarlberg und Raffeisenbank International (RBI) haben sich bei den Verhandlungen mit dem neuen Eigentümer kooperativ gezeigt und leisten ihren Beitrag zur Sanierung des Unternehmens. Bereits im Oktober stand bei der BTV der Verzicht von rund drei Millionen Euro im Raum.

Gefährlicher Poker

Auf Granit beißt Zöchling offenbar bei den Banken des Raiffeisensektors. So sollen sich die Raiffeisenlandesbank, die Raiffeisenbank Montafon und die Raiffeisenbank Walgau bis dato Lösungen verweigert haben und sich auch „konstruktiven Gesprächen“, so der mit den Verhandlungen vertraute Informant, verschlossen haben. Pikantes Detail am Rande: Angeblich wurde Zöchlings Mailaccount bei Raiffeisen aktiv gesperrt, seine Vorschläge liefen sprichwörtlich ins Leere. Hintergrund soll die vergleichsweise schlechte Besicherung der Raiffeisen-Mittel sein.

Der Poker ist brandgefährlich: Die Erne-Gruppe könnte so in die Insolvenz getrieben werden, da die Kreditversicherer schon angedroht haben, die Linien zurückzuziehen, sollte es bis Freitag, 15. Dezember, keine Lösung geben. Die vom Käufer angekündigte Kapitalerhöhung von zehn Millionen Euro stehe in den Startlöchern, sei jedoch von einer Einigung mit den Banken abhängig. Sollte es zu keiner Lösung kommen, so sind die Arbeitsplätze von rund 700 Arbeitnehmern kurz vor Weihnachten akut gefährdet.

Die Fakten

Erne Group

» Gegründet: 1920

» Eigentümer: Glaukonit Vermögensverwaltung GmbH (Stephan Zöchling)

» Geschäftsführer: Bernhard Baumgartner

» Firmen: Erne Fittings, Siekmann Fittings, ELB-Form

» Mitarbeiter insgesamt: 760

» Umsatz 2015: 115 Mill. Euro (-1%)

» Export: 97%