Nach dem Traumurlaub das böse Erwachen

Auffallend viele Vorarlberger nach dem Urlaub mit Horrortelefonrechnungen konfrontiert.
Feldkirch Barcelona: die Hauptstadt der Telefonkriminalität. Einem Alberschwender wurde 2014 in der katalonischen Metropole das Handy geklaut und mit ihm die SIM-Karte. Wochen später flatterte dem Mann ein Zahlschein des Mobilfunkbetreibers ins Haus. Die Rechnung brachte ihn ins Stocken: Satte 17.134,20 Euro standen da in Zahlen drauf.
Jüngster Fall: Diebische Hände stahlen einem Oberländer ebenfalls in Barcelona um vier Uhr morgens das Mobiltelefon. Die SIM-Karte wurde von den Langfingern für angebliche Telefonate nach Bosnien, Serbien und Albanien missbraucht. Erst um 6.32 Uhr – also nach über zwei Stunden – hat die spanische Netzbetreiberin diesen Missbrauch entdeckt. Bis zu diesem Zeitpunkt sind dem Vorarlberger schon mehr als netto 1400 Euro Telefonkosten aufgelaufen.
Zwei Experten
In beiden Fällen und auch noch zahlreichen anderen konfrontierten empörte Geschädigte den Bregenzer Rechtsanwalt Helgar Schneider und Paul Rusching von der Konsumentenberatung der Arbeiterkammer. Die richtige Adresse. Denn beide Herren sind mit diesem Problem bestens vertraut. Rusching am Mittwoch zu den VN: „Gerade nach der vergangenen Urlaubssaison im Sommer haben sich bei der AK auffallend viele Vorarlberger über Schadenssummen in vierstelliger Höhe beklagt, die ihr Konto aufgrund von Sprachroaming oder SIM-Kartendiebstählen etwa in Ägypten oder der Türkei belasten.“
Anwalt Schneider konnte durch Intervention bei österreichischen Telekombehörden schon einiges für die Geschädigten bewirken. So sei etwa bei dem Vorarlberger Diebstahlsopfer im jüngsten Fall nach dem Missbrauch der gestohlenen SIM-Karte eine Forderung der T-Mobile-Austria GmbH in Höhe von 1412,33 Euro eingegangen. Aus Kulanz wurde jedoch ein Betrag von 1059,10 Euro gutgeschrieben. 25 Prozent der Schadenssumme hat der Vorarlberger jedoch zu bezahlen. Zu viel für Schneider. Er interveniert weiter. Und das vor allem auch deswegen, weil die Diebe offenbar aus Datenschutzgründen geschützt werden.
Risiko nur bei Opfern?
„Ich habe nämlich die Bekanntgabe sämtlicher Rufnummern, die von den Dieben damals angerufen worden sind, verlangt. Die T-Mobile Austria teilte jedoch mit, dass die letzten drei Ziffern aus Datenschutzgründen nicht bekannt gegeben werden. So ist es nicht möglich, die kriminellen Täter zu identifizieren. Warum wird bei der T-Mobile der Schutz der Diebe höher gestellt als der Schutz der eigenen Kunden?“, empört sich der Anwalt gegenüber den VN über dieses Verhalten der Telekomgesellschaft. Auch Konsumentenberater Rusching kennt das Problem. „Es kann doch nicht sein, dass das Risiko ausschließlich bei den Diebstahlsopfern, also den Kunden, liegt. Und es kann auch nicht sein, dass eine gestohlene SIM-Karte aufgrund des fehlenden Schutzes ein größeres Risiko für den Kunden bedeutet als eine gestohlene Kreditkarte.“ Das Problem sei den Netzbetreibern schon lange bekannt, jedoch noch keine Verbesserung eingetreten. Auch er kündigte seinerseits Interventionen für den Schutz der Konsumenten bei den österreichischen Mobilfunknetzbetreibern an.
„Es kann doch nicht sein, dass das Risiko ausschließlich bei den Kunden liegt.“
