Von Bludenz aus die Musikwelt erobern

Kultur / 15.11.2017 • 18:46 Uhr
Das Festival steht unter der Intendanz von Clara Iannotta. Astrid Ackermann
Das Festival steht unter der Intendanz von Clara Iannotta. Astrid Ackermann

Zehn internationale Uraufführungen bei den „Tagen zeitgemäßer Musik“.

BLUDENZ Dass neue Musik vor allem in ihrer aktuellsten Ausprägung kein massentaugliches Segment ist, gilt auch in Vorarlberg längst als Binsenweisheit. Der Verein „allerArt“ hält davon unbeeindruckt an seinen einmal gewählten Prinzipien fest, führt ab heute bis Sonntag wieder seine „Tage zeitgemäßer Musik“ mit gewohntem Umfang und Qualitätsanspruch durch und trumpft anstelle von Besucherrekorden eben mit der Beachtung des Festivals von außen auf. Intendantin Clara Iannotta verweist stolz auf die erneut internationale Ausrichtung ihres fünften Programms mit zehn Uraufführungen, die von der auswärtigen Fachpresse beobachtet und nach Bludenz wie gewohnt bei anderen einschlägigen Festivals mit aktueller Musik Folgeaufführungen erleben werden.

„Leuchtturmprojekt“

Die italienisch-deutsche Musikerin Iannotta (34) ist selbst als Komponistin auf dem internationalen Markt gefragt, wurde mehrfach ausgezeichnet und hat seit 2013 auch in Bludenz ein gutes Händchen bei der Auswahl von Komponisten und ihrer Werke bewiesen. Vor allem geht es ihr für die vier Konzerte um die Ermöglichung ihrer Meinung nach interessanter Projekte, die ohne finanzielle Unterstützung der „btzm“ nicht realisiert werden könnten. Wolfgang Maurer, Obmann des Vereins „allerArt“, im VN-Gespräch: „Die Finanzierung stellt natürlich eine große Herausforderung dar, die wir nur bewältigen können, weil das Land das Festival als ‚Leuchtturmprojekt‘ mit einer Sondersubvention einstuft. Zudem erhalten wir aufgrund unserer Qualität einen namhaften Betrag der Ernst von Siemens-Musikstiftung zur Finanzierung der heuer acht Kompositionsaufträge.“

Subventionen kommen überdies von der Stadt Bludenz und dem Bundeskanzleramt. Auch über teils mangelndes Besucherinteresse hat man sich in Bludenz Gedanken gemacht. Maurer: „Auch heuer versuchen wir, Schüler an die zeitgenössische Musik heranzuführen, indem wir parallel zum Festival einen Workshop mit dem Bludenzer Komponisten gammon organisiert haben, in dem sie mit mehreren Modular-Synthesizern zu komponieren lernen.“

Gradmesser für Entwicklungen

Inzwischen ist das Bludenzer Festival im 29. Jahr international zum Gradmesser für aktuellste Entwicklungen in der Neuen Musik geworden und zum Trendsetter, wenn es um Innovationen in diesem Bereich geht. Dazu gehören für Iannotta neben rein musikalisch hochwertigen Projekten auch solche, die auf experimentelle Art eine spezielle Ebene mit Videos und theatralischen Elementen einbeziehen oder Objekte, die zu Instrumenten werden.

Dieser spielerische Zugang zu Klängen sowie außermusikalische Schallereignisse prägen auch einige der heuer präsentierten neuen Werke. So international wie die Komponisten sind auch die auftretenden Spezialensembles für Neue Musik: das israelisch-österreichische „Nikel“, das italienische Quartetto Maurice als traditionelles Streichquartett, das Distractfold Ensemble aus Manchester und die französische Cellistin Séverine Ballon.

Auf eine Ausschreibung für das dritte „Komponistenforum“ haben sich 120 Interessenten gemeldet, sechs von ihnen aus Mexiko, Japan, Russland, Italien und Spanien wurden nach Bludenz eingeladen und werden hier unterrichtet.

Obmann Wolfgang Maurer wirft unterdessen noch einen Blick in die Zukunft: „Zum 30-Jahr-Jubiläum im Jahr 2018 werden Werke all jener Komponisten zu hören sein, die als Intendanten seit dem Jahr 1988 für das Festival verantwortlich waren, also Georg Friedrich Haas, Wolfram Schurig und Alexander Moosbrugger sowie die derzeitige Intendantin Clara Iannotta, deren Vertrag übrigens bis 2020 verlängert wurde.“

Auch das israelisch-österreichische Spezialensemble ,„Nikel“ steht auf der Bühne.  Tzm
Auch das israelisch-österreichische Spezialensemble ,„Nikel“ steht auf der Bühne.  Tzm

Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik

Remise Bludenz

16. November, 20 Uhr: Ensemble Nikel

17. November, 20 Uhr: Quartetto Maurice

18. November, 20 Uhr: Distractfold Ensemble

19. November, 17 Uhr: Séverine Ballon, Violoncello