Slowakischer Geschäftsmann im Mordfall Kuciak freigesprochen

03.09.2020 • 12:22 Uhr
Slowakischer Geschäftsmann im Mordfall Kuciak freigesprochen
AFP

Mit Schuldsprüchen für die unmittelbaren Mörder, aber einem Freispruch für den vermuteten Drahtzieher hat der slowakische Journalistenprozess ein umstrittenes Ende gefunden. Der Unternehmer Marian K. wurde zwar des illegalen Waffenbesitzes schuldig gesprochen. Dass er den Mord am Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak bestellt und bezahlt habe, erachtete das Gericht aber nicht für bewiesen.

Der Unternehmer K. wurde lediglich des unerlaubten Waffenbesitzes für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von 5.000 Euro verurteilt. Der mitangeklagte Tomas S., der den bereits geständigen Todesschützen zum Haus des Reporters gefahren hatte, wurde hingegen der Beteiligung an dem Mord schuldig gesprochen und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch der Angeklagten Alena Z. konnte nicht zweifelsfrei bewiesen werden, dass sie in K.s Auftrag den Mord organisiert habe. Die Staatsanwaltschaft kann gegen das Urteil noch Berufung einlegen.

Die Entscheidung des Strafsenats in Pezinok löste bei den im Gerichtssaal anwesenden Familien der Opfer Schock aus. Sie verließen noch vor der Verlesung der Urteilsbegründung den Saal und wollten das Urteil auch später nicht kommentieren.

Premierminister Igor Matovic erklärte nach der Urteilsverkündung via Facebook: “Anscheinend wollen die offensichtlichen Hintermänner des Mordes den Fängen der Justiz entwischen… Lasst uns glauben, dass die Gerechtigkeit auf beide warten wird.”

Jan Kuciak und Martina Kusnirova wurden am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im westslowakischen Velka Maca erschossen. Der Investigativjournalist hatte über Verstrickungen von Mafiakreisen mit politischen Eliten des Landes recherchiert und sich auch zwielichtiger Geschäftemacherei einflussreicher Oligarchen gewidmet. Seine postum veröffentlichten Enthüllungen führten zu den größten regierungskritischen Massendemonstrationen seit der Wende in der Slowakei 1989 und schließlich zum Rücktritt der damaligen Regierung von Premier Robert Fico.