Wirbel um Hanf-Zigaretten

In der Schweiz gibt es Cannabis-Tschicks zu kaufen. Gesundheitsexperten sind besorgt.
Schwarzach. Das Telefon des Tabakfabrikanten Roger Koch steht seit Tagen nicht mehr still. Grund dafür sind grün-weiße Zigarettenpäckchen mit Hanf-Logo, die es bald offiziell in Schweizer Supermärkten und Kiosken zu kaufen gibt. Im „Päckli“ enthalten sind vier Gramm CBD-Hanf. Von den brennenden Glimmstängeln steigt zwar süßlicher Rauch auf, dennoch ist das Geschäft in der Schweiz legal. Die Nachfrage ist offenbar enorm, obwohl Rauchen stetig unpopulärer wird.
Das Ostschweizer Kleinunternehmen Koch & Gsell aus Steinach verkauft seit April 2016 unter der Marke „Heimat“ handgefertigte Zigaretten, die aus Schweizer Tabak hergestellt sind. Mehrere Monate lang haben Koch und seine Mitarbeiter zuletzt an Tschicks mit Hanf getüftelt. „Es ging uns darum, ein legales und unproblematisches Produkt zu entwickeln. Es geht nicht um den Rausch, sondern um den Geschmack, den viele gerne haben“, erklärt Koch auf VN-Anfrage. Die Tabak-Hanf-Mischung werde – außer mit Trinkwasser vom Bodensee – ohne Zusatzstoffe hergestellt. Der THC-Gehalt des Hanfs in den Zigaretten liege deutlich unter dem Grenzwert von einem Prozent. Der THC-Gehalt – also der Stoff im Cannabis, der eine berauschende Wirkung hat – liegt bei illegalem Gras deutlich höher.
Einige Herausforderungen
In technischer Hinsicht gab es für die Produzenten einige Herausforderungen zu bewältigen, da der Schweizer Tabak und der Hanf maschinell schwierig zu mischen seien. Das Problem sei aber gelöst worden und nun komme man in der kleinen Firma am Bodensee mit der Herstellung kaum noch nach. Daher mussten die Produzenten auf ausländischen Hanf ausweichen. Die Firma arbeite aber mit Hochdruck daran, dass die Zigaretten noch dieses Jahr ausschließlich mit Schweizer CBD hergestellt werden können. Mit Zertifikaten und Laborproben soll sichergestellt werden, dass nur legale Ware in die Zigaretten kommt. In einigen Coop-Filialen sind die Tabak-Hanf-Zigaretten bereits erhältlich. Eine Packung kostet 19,90 Franken, umgerechnet etwa 18,10 Euro. Erhältlich ist das Produkt ab dem 18. Lebensjahr. „Es ist unglaublich, was für einen Wirbel das Ganze ausgelöst hat“, sagt Koch. Einerseits wegen der enormen Nachfrage. Andererseits wegen der Kritikwelle aus Gesundheitskreisen. Präventionsexperten warnen vor den Hanf-Zigaretten, da Tabak und Nikotin enthalten sind und CBD-Hanf in der Schweiz zwar erlaubt, aber die langfristigen Folgen nicht bekannt seien. Bedenken gibt es ebenso, weil die Zigaretten einfach verfügbar seien und dies eine Gefährdung für Jugendliche darstelle. Zudem gibt es Bedenken, dass versucht werde, auf diesem Weg den Joint zu legalisieren.Egal, ob Hanfeistee, Hanfsamen-Öl oder Hanfaufstrich: Hanfprodukte liegen offenbar im Trend. CBD ist in der Schweiz seit dem Vorjahr frei verkäuflich und im Internet oder speziellen Geschäft problemlos zu erhalten. Auf ihrer Website weisen die Tschick-Hersteller daraufhin, dass die Zigarette nicht ins Ausland mitgenommen werden sollte, „da aufgrund der Unterschiede bei den zulässigen THC-Grenzwerten in anderen Ländern eine strafrechtliche Verfolgung drohen könnte“.
Hierzulande liegt der Grenzwert bei 0,3 Prozent, wie der Bregenzer Rechtsexperte Gebhard Heinzle erklärt. Zudem muss der Missbrauch als Suchtgift ausgeschlossen werden können. Cannabis-Blüten dürfen in Österreich nur verkauft werden, wenn die Sorte aus einem zertifizierten Saatgutkatalog stammt.
Wir kommen kaum noch mit der Herstellung nach.
Roger Koch
Stichwort
CBD ist neben THC ein Hauptbestandteil von Cannabis. Dem Stoff wird eine entspannende und schmerzlindernde Wirkung nachgesagt. Im Gegensatz zu THC soll CBD keine psychotropische Wirkung haben. Die Effekte des CBD erreichen also nicht wirklich die Psyche, sondern konzentrieren sich mehr auf die körperlichen Wahrnehmungen.