Im Einsatz für die unberührte Natur im Land

Vorarlberg / 03.01.2018 • 19:50 Uhr
Im Einsatz für die unberührte Natur im Land

Word Wildlife Fund : Auch in Vorarlberg geraten Alpinflächen zusehends unter Druck.

Schwarzach Der Word Wildlife Fund (WWF) schlägt Alarm: Immer kleiner werden in Österreich unberührte Naturflächen. Bedroht sind vor allem die letzten alpinen Freiräume. Auch in Vorarlberg. „Obwohl in Vorarlberg das Problem wenigstens anerkannt und auch von der Politik als Herausforderung gesehen wird“, sagt WWF-Mitarbeiter Josef Schrank (35). Der Steirer ist Autor der Studie „Allianz für die Seele der Alpen“, welche Größe und Qualität der unberührten alpinen Flächen untersucht hat. Mit diesem Projekt machen WWF, Österreichischer Alpenverein und die Naturfreunde Österreich auf den Wert und die Gefährdung alpiner Freiräume in Österreich aufmerksam.

Unberührtes Hochgebirge

22 Prozent der Vorarlberger Fläche, rund 580 km2, gelten im westlichsten Bundesland noch als weitgehend naturbelassen und infrastrukturell nicht bzw. gering beansprucht. Das sind zehn Prozent der verbliebenen alpinen Freiräume Österreichs. Doch laut Studie ist auch in Vorarlberg die Erschließung und Nutzung von Natur und Landschaft bereits so weit fortgeschritten, dass naturbelassene Landschaftsräume in niedrigeren Höhenlagen und Talbereichen weitgehend verschwunden sind. Mehr als die Hälfte der verbliebenen alpinen Freiräume sind in den höchsten Gebirgsregionen zu finden. „Immerhin hat man in Vorarlberg Weißzonen ausgewiesen und diese damit als wertvoll und schützenswert qualifiziert“, lobt der Studienautor.

Dass die Weißzonen im Land zwar ausgewiesen sind, aber nicht als verbindlich unantastbar definiert, freut Schrank weniger. Trotzdem bleibt er optimistisch. „Ich hoffe natürlich schon, dass der Wille zur Umsetzung da ist.“ Wie die VN bereits berichteten, sind es vor allem mehrere Gemeinden, die sich gegen eine kompromisslose Anerkennung von Weißzonen ausgesprochen haben. Für Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser ist die Ausweisung von Weißzonen jedoch nur mit Zustimmung der Gemeinden möglich. Der Landesrat verweist in diesem Zusammenhang auch auf Kommunen, die dem Ansinnen durchaus positiv gegenüberstehen.

WWF-Vertreter Schrank sieht den Nutzungsdruck auf die unberührten Alpinflächen ohne verbindliche Schutzbestimmungen wachsen. „Skitourismus, Wasserwirtschaft, Erschließungen für Verkehrsinfrastruktur – das Bedrohungspotenzial für unberührte Flächen ist immer gegeben“, stellt Schrank klar. Nachsatz: „Aber es kann nicht jeder Fluss und jeder Berg verbaut werden. Für diese Erkenntnis gibt es auch ein steigendes Bewusstsein.“ Ein Bewusstsein, das vor allem in Vorarlberg stetig größer werde.

Kraftwerk in der Kritik

Rund fünf Prozent (30 km2) der vorhandenen alpinen Freiräume liegen in Vorarlberg in einem Naturschutzgebiet. Damit sind 550 von 580 km2 der alpinen Freiräume in Vorarlberg laut WWF naturschutzrechtlich nicht von großtechnischen Erschließungen geschützt.

Zu den größten und wertvollsten alpinen Naturflächen gehört der Rätikon im Südwesten Vorarlbergs sowie das Verwall-Gebiet zwischen Klostertal und Montafon. Im Rätikon sind rund 120 km2 weitgehend naturbelassene Freiräume zu finden, in der Verwallgruppe sind es noch knapp 300 km2. Ein Dorn im Auge ist dem World Wildlife Fund der Bau des Wasserkraftwerks Meng im Gamperdonatal. „Das Ausleitungskraftwerk würde durch die hohe Wasserentnahme die hier vorhandenen natürlichen und intakten Fließgewässerabschnitte, die noch gute und teils sehr gute ökologische und hydromorphologische Zustände aufweisen, nachhaltig beeinträchtigen“, heißt es dazu in der Studie. Und: Eine Realisierung des Projekts sei rechtlich durchaus anfechtbar.

„In Vorarlberg ist das Bewusstsein zur Erhaltung unberührter Natur vergleichsweise stark.“