Vorarlbergerin erobert Meisterschaft im Poetry Slam

Kultur / 21.10.2025 • 10:23 Uhr
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Lia Hartl konnte mit einem pointierten Text über das österreichische Schulsystem überzeugen.Fettinger Fotografie

Lia Hartl aus Rankweil setzte sich gegen neun Mitbewerber aus ganz Österreich durch.


Innsbruck Ein ausverkauftes Tiroler Landestheater, Texte zwischen Gesellschaftskritik und gute Laune, Standing Ovations für junge Stimmen: Der Ö-Slam 25 hat Innsbruck drei Tage lang in die Wiege des gesprochenen Wortes verwandelt – mit großen Momenten, starken Emotionen und einer neuen Meisterin: Lia Hartl aus Vorarlberg, die an diesen Donnerstag im Montforthaus in Feldkirch zu sehen sein wird.

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Lia Hartl gemeinsam mit dem Gewinner der Kategorie „U20″, dem 15-jährigen Tiroler Jojo. Fettiner Fotografie

Wenn 755 Menschen im Großen Haus des Tiroler Landestheaters gemeinsam den Atem anhalten, lauthals lachen, zustimmend schnipsen und frenetisch applaudieren, dann steht kein klassisches Drama auf dem Spielplan, sondern ein Finale der Extraklasse: Bei den 18. österreichischen Meisterschaften im Poetry Slam, kürte sich am Samstagabend die 19-jährige Lia Hartl aus Vorarlberg zur neuen Meisterin. Hartl, die erst heuer maturiert hat und demnächst zum Studium nach Wien zieht, überzeugte mit einem pointierten Text über das österreichische Schulsystem. Darin fordert sie mehr Zeitgeist und weniger Schema F: „Wir lesen einen Text über Kant, aber der Geschichtslehrer weiß nichts über seinen Rassismus. Bitte endlich was über Frauen! Bildung ist ein Privileg – aber sollten wir nicht ein bisschen mit dem Zeitgeist gehen?“ Mit dieser Mischung aus gefühlvollen Sprachbildern und poetischem Feingefühl setzte sich die Rankweilerin im finalen Dreierstechen gegen den Titelverteidiger David Samhaber und Newcomerin Nina Dostal durch – und sicherte sich damit auch den Startplatz bei den Poetry-Slam-Europameisterschaften 2026 in Graz. In der steirischen Landeshauptstadt hatte Hartl bereits 2024 den Meistertitel im U20-Bewerb eingeheimst.

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Benedikt Grawe

Insgesamt traten im Tiroler Landestheater neun Finalistinnen und Finalisten aus ganz Österreich gegeneinander an, das Publikum feierte jede Pointe, jede Geste, jedes Wort. Wer sich vom Talent der jungen Vorarlbergerin persönlich überzeugen lassen möchte, hat bereits diesen Donnerstag die Gelegenheit dazu: Beim ersten Deluxe Poetry Slam im Montforthaus in Feldkirch kämpfen insgesamt sechs Meisterinnen und Meister aus Österreich und der Schweiz um die Gunst des Publikums.

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Fettiner Fotografie

Bereits am Samstagnachmittag gehörte die Bühne im Tiroler Landestheater den jüngsten Poeten des Landes. Beim U20-Finale beeindruckten Talente zwischen 14 und 19 Jahren mit Themen von Non-Binärität über psychische Gesundheit bis hin zum Leistungsdruck in der Schule. Den Sieg holte sich der 15-jährige Jojo aus Tirol – mit einem bewegenden Text über eine Zugfahrt und das Gefühl, „irgendwie da, aber nicht dabei“ zu sein. Darin heißt es: „Manchmal fühl ich mich wie ein Waggon ohne Kupplung. Angst ist der Virus, Ausgrenzung die Pandemie.“
Nach dem Sieg sagte Jojo schlicht: „Schon arg, was so kleine Buchstaben alles können. Wörter verbinden uns und unsere Welten.“ Wer die beiden Finalshows im Tiroler Landestheater verpasst hat oder sie noch einmal erleben möchte, kann dies über den Videostream des Landes Tirol tun. Die Aufzeichnung des Livestreams ist auf YouTube verfügbar.

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Am Freitagabend wurde das Team-Finale im Metropol ausgetragen. Sieben Duos traten an, den Sieg holte das Team „mal was anderes“, bestehend aus Francesca Herr und Fabian Navarro. Der Ö-Slam 25 brachte drei Tage, sechs Shows und rund 2.000 Besucher in die Tiroler Landeshauptstadt. Alle drei Vorrunden waren mit mehr als 500 Menschen restlos ausverkauft, über 300 waren im Metropol dabei und als Krönung ein mit 755 Menschen ausverkauftes Landestheater beim großen Einzelfinale.