Ausschreitungen bei Protesten in Hongkong

In Hongkong ist es bei erneuten Protesten gegen die Regierung zu Ausschreitungen gekommen. Tausende versammelten sich am Mittwoch in einer U-Bahnstation. Einige Teilnehmer versuchten, die Polizei daran zu hindern, in den Bahnhof vorzustoßen. Sie blockierten etwa die Ausgänge mit Mülltonnen, schmierten den Boden mit Bratöl ein und warfen mit leer gesprühten Feuerlöschern auf die Einsatzkräfte.
Die Lage eskalierte allerdings nicht völlig, weil die Polizei darauf verzichtete, Tränengas zu verwenden oder die Reihen der Demonstranten mit Gewalt zu durchbrechen. Noch vor Mitternacht zogen die meisten Demonstranten wieder ab.
Zuvor war es in Hongkong zu einer Festnahme eines Mitarbeiters des britischen Konsulats gekommen. Der Mann sei von der Polizei in der südchinesischen Metropole Shenzhen in Gewahrsam genommen worden, sagte Außenamtssprecher Geng Shuang am Mittwoch. Wegen eines Verstoßes gegen ein Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit sei er mit einer 15-tägigen Verwaltungshaft belegt worden. Der Konsulatsmitarbeiter stamme aus Hongkong “und ist somit Chinese”, sagte Geng. “Es handelt sich also um eine innere Angelegenheit Chinas.”
Nach Angaben seiner Familie war der Mann namens Simon Cheng am 8. August zu einer eintägigen Geschäftsreise nach Shenzhen aufgebrochen. Er sei dann aber nicht nach Hongkong zurückgekehrt. Die britische Regierung hatte sich am Dienstag “äußerst besorgt” gezeigt und die chinesischen Behörden aufgefordert, zur Aufklärung des Falls beizutragen.
Die seit Wochen anhaltenden Massendemonstrationen für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings in der früheren britischen Kolonie Hongkong sorgten zuletzt für Spannungen im britisch-chinesischen Verhältnis. China forderte Großbritannien mehrfach auf, jegliche “Einmischung” in den Konflikt zu unterlassen. Für Ärger in Peking sorgte zuletzt unter anderem ein Telefonat des britischen Außenministers Dominic Raab mit Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam.
In Hongkong kommt es seit mehr als zwei Monaten immer wieder zu massiven regierungskritischen Protesten. Auslöser der Demonstrationen war ein Gesetzesentwurf der Regierung zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China. Hongkongs Regierungschefin Lam hat in Folge der Proteste zwar mehrfach betont, dass das Gesetz “tot” sei. Die Protestbewegung fordert jedoch, dass es auch ganz formell zurückgezogen wird.
Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach China die Kontrollen an der Grenze zu Hongkong deutlich verschärft habe. So hätten Beamte immer wieder Smartphones von Reisenden durchsucht. Dabei sollen sowohl Bilder betrachtet als auch Nachrichten gelesen worden sein. Polizisten hätten Reisende auch gezielt zu den Protesten befragt, berichtete die “South China Morning Post”.
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