ÖBB-Chef fordert fairen Wettbewerb zwischen Bahn und Straße

Große Themen für ÖBB-Chef Andreas Matthä sind der Brennerbasistunnel (BBT) und der Transit “mit ungleichen Wettbewerbsbedingungen”, der wegen des Klimawandels von der Straße auf die Schiene verlagert gehöre. Der Fahrplanwechsel im Dezember werde Preiserhöhungen im Rahmen der Inflation bringen und auch mehr Züge zwischen Amstetten und Wien-West, da die Konkurrentin Westbahn ihr Angebot einschränkt.
“Unser Ziel ist es, den Güterverkehr, den Transit und die Transitbelastung in Österreich zu reduzieren. Das heißt wir fangen an von Häfen und Industriezentren wegzufahren”, sagte Matthä am Rande des Forum Alpbach im Gespräch mit der APA. “So verhindern wir von Haus aus, dass Lkw durch Österreich durchfahren. Je länger die Strecke, desto wirtschaftlicher für uns und desto leichter können wir ein Angebot stellen.”
Matthä kritisiert ungleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen Straßen- und Bahntransit. “Da bin ich für mehr Kostenwahrheit und -transparenz. Ich finde es einfach nicht in Ordnung, dass die Allgemeinheit beim Straßentransit ein Drittel dazuzahlt. Der Lkw-Transit ist zu billig.” Oft würden Laster für einen Arbeitsschritt hunderte Kilometer fahren. “Bei der Bahn ist es so, dass die sogenannten externen Kosten deutlich geringer sind und bei rund 8 Prozent liegen”, warb Matthä für den Bahntransit.
Er spricht sich für das Ende des Dieselprivilegs aus. “Rauf mit der Mineralölsteuer.” Langfristig sei Matthä für den CO2-Zoll. Der CO2-Fußabdruck sollte weltweit oder zumindest in Europa bezollt werden. Ein Beginn wäre eine CO2-Steuer, bei der man parallel Abfederungen für die Pendler unter Bevorzugung des öffentlichen Verkehr tätige. “Mit den Einnahmen gehört die Bahninfrastruktur ausgebaut – keine reine Strafsteuer.”
In Österreich gebe es die höchste Steuer auf Bahnstrom, kritisierte Matthä. “Das ist irgendwie pervers.” Bezahlt werden müssen 15 Euro je Megawattstunde, das macht rund 30 Mio. Euro im Jahr. “Wir sind auch ausgeschlossen von der Ökostromförderung.” Mit einer Ökostromförderung würden sich die neuen ÖBB-Photovoltaikkraftwerke, die einspeisen, wirtschaftlich rechnen, so Matthä.
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember kündigte Matthä Preissteigerungen im Rahmen der Inflation, also unter 2 Prozent an. Details seien aber noch offen. Ab dem Wechsel steigern die ÖBB auch ihren Takt mit REX-200-Zügen von Amstetten nach Wien-West, da die Konkurrentin Westbahn ihr Angebot zurückfährt. Die Westbahn fährt zwar ab Salzburg, ab Amstetten gibt es aber großen Pendler-Bedarf nach Wien. “Wir lassen die Pendler sicher nicht hängen”, sagte Matthä. Zudem plane das Land Niederösterreich eine Bestellung von Zügen, die es bei Umsetzung ermöglichen würden das Angebot in größerem Ausmaß zu steigern. Neu kommt auch einmal täglich ein Railjet von Wien über Salzburg und Innsbruck nach Bozen.
ÖBB und AUA wollen zudem ihr “Air-Rail”-System ausbauen. Mit einem Flugticket sollen die ersten Kilometer innerhalb Österreichs mit der Bahn gemacht werden, mit allen Garantien der Luftfahrt. Derzeit gibt es die Strecke Linz-Wien, bald soll Salzburg-Wien angeboten werden. Mit der neuen Südbahnstrecke samt der beiden großen Tunnel (Semmering, Koralm) wolle man das Produkt dann auch ab Klagenfurt bzw. Graz nach Wien anbieten.