WTO-Chef Azevedo tritt vorzeitig zurück

Ticker / 14.05.2020 • 20:05 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Der Chef der Welthandelsorganisation (WTO), Roberto Azevedo, tritt vorzeitig von seinem Amt zurück – nach eigenen Angaben aus familiären Gründen. Er stelle seinen Posten nach sieben Jahren im Amt am 31. August zur Verfügung, teilte Azevedo den Vertretern der Mitgliedsländer am Donnerstag in Genf mit. Seine zweite Amtszeit wäre eigentlich noch ein Jahr länger gelaufen.

Er habe sich aus familiären Gründen zu diesem Schritt entschieden, sagte er, fügte aber hinzu: “Ich bin überzeugt, dass diese Entscheidung im besten Interesse der Organisation ist.” Er habe keine Absicht, in die Politik zu gehen, sagte der Brasilianer.

Die WTO mit 164 Mitgliedsländern soll Regeln für den weltweiten Handel etablieren und Konflikte schlichten. Sie ist aber zerstritten und hat es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, global verbindlichen Absprachen auszuhandeln. US-Präsident Donald Trump hat der WTO wiederholt vorgeworfen, sein Land “über den Tisch ziehen” zu wollen. Er sieht die USA im Welthandel benachteiligt und liegt deshalb vor allem mit China und der EU über Kreuz. Die WTO soll eigentlich solche Konflikte über ein Schiedssystem lösen. Trump hat aber die Neubesetzung wichtiger Posten am WTO-Berufungsgericht blockiert. Damit ist das Gremium lahmgelegt.

Auch andere Mitglieder fordern seit längerem eine WTO-Reform, die dem größeren Einfluss Chinas in der Welt Rechnung trägt und sich dabei etwa Fragen wie staatlicher Beihilfen und erzwungener Technologie-Transfers stärker annimmt. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer erklärte, sein Land werde sich bei der Suche nach einem Nachfolger Azevedos einbringen.

Azevedo gilt als Karriere-Diplomat. Der Handelsexperte Simon Evenett von der Universität St. Gallen sagte, der künftige WTO-Chef dürfe kein Diplomat sein, sondern eine Person mit hochrangiger Erfahrung in einer Regierung.

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