Leserbrief: Pflichtfach “Politische Bildung” – jetzt!

Die Auswirkungen der (un)sozialen Medien als radikalisierende Brandbeschleuniger und oft als Anstifter zu Hassverbrechen aller Art sind nachvollziehbar dokumentiert. Ein Großteil der Jugendlichen, aber auch viele Erwachsene, beziehen ihre “Bildung” aus Instagram, YouTube, TikTok und anderen unüberprüften Sprachrohren. Armin Wolf und Peter Filzmaier befürchten seit Jahren abnehmendes politisches Interesse und, dass vor allem “Junge” Qualitätsjournalismus und seriöse Medienmarken “bald gar nicht mehr kennen” werden. Wie also reagieren? “Fluten wir die Wutmaschinen mit Journalismus”, forderte Wolf schon 2022 in einem profil-Essay. 2025 will Medienminister Andreas Babler den Zugang zu Social Media unter 15 Jahren überhaupt verbieten. So weit, so gut gemeint. Aber abgesehen davon, wie man denn global aktive private Medienkonzerne zu dieser weitgehenden Selbstverpflichtung anhalten und die Einhaltung auf Konsumentenseite kontrollieren will: Macht es pädagogisch Sinn, einfach nur die Nutzung bestimmter Medien einzuschränken, von deren Hintergründen und Gefahren Jugendliche und zumeist auch deren Eltern dann auch weiterhin zu wenig Ahnung haben? Zusätzlich zu Profijournalismus und Jugendschutz braucht es daher endlich dringend Aufklärung über die Wichtigkeit von öffentlich-rechtlichem Bildungsauftrag und der Förderung von faktenbasiertem Qualitätsjournalismus. Gefordert ist daher endlich ein den gesamten Schulbildungsweg begleitendes Pflichtfach “Politische Bildung” mit Demokratielehre sowie Informations- und Medienkompetenz. Als frühzeitiges geistiges Schutzschild gegen Gewaltfantasien und blindwütige Hassverbrechen.
Alt-LAbg. Dr. Gerhard Zechner, Bregenz