20 Jahre SOS-Kinderdorf Wohngruppe in Dornbirn – und der Bedarf steigt

Das SOS-Kinderdorf feiert 20 Jahre Bestehen der Wohngruppe in Dornbirn. Der Bedarf an Betreuungsplätzen steigt mit den Anforderungen an Jugendliche. Fachkräfte begleiten die jungen Menschen und wollen nun mehr Ressourcen zur Verfügung stellen.
Darum geht’s:
- SOS-Kinderdorf feiert mit Grillfest 20 Jahre Wohngruppe in Dornbirn
- Fachkräfte pflegen durch individuelle Herausforderungen auch individuelle Betreuung mit Ziel der Selbstständigkeit oder Rückführung zu den Eltern
- durch diverse Faktoren steigt Nachfrage an Betreuungsplätzen
- geplante Erweiterungen sollen Warteliste verkürzen und psychische Gesundheit Jugendlicher sichern
von Anna Weissenbach
Dornbirn Mit einer Grillparty und einem Eiswagen feiert das SOS-Kinderdorf am Mittwoch 20 Jahre Wohngruppe in Dornbirn. Zehn Jugendliche finden hier derzeit ein Zuhause und werden rund um die Uhr von acht sozialpädagogischen Fachkräften, klinischen und Gesundheitspsychologen, sowie Fachkräften für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Familienberatung unterstützt. Der Bedarf an Betreuungsplätzen steigt.

Jugend unter Druck
„Die Anforderungen an junge Menschen sind enorm gewachsen“, sagt Jasmina Serramazza-Salkic, pädagogische Leiterin der Dornbirner Wohngruppe. „Faktoren wie Social Media, Nachwirkungen der Corona-Pandemie und schwierige familiäre Situationen machen eine besonders intensive Unterstützung in dieser Lebensphase notwendig.“
Die ehemalige Textilfabrik bietet dazu Raum. Die 14 bis 18-Jährigen sollen durch individuelle Betreuung selbstständig werden und gegebenenfalls zu den Familien zurückgeführt werden. Seit 2005 wurden in Dornbirn über 200 Jugendliche auf ihrem Weg begleitet.
Manuela Wohlgenannt-Welte, Fachbeauftragte für Elternarbeit, betont zudem: „Die Eltern sollen Eltern bleiben, auch wenn das gemeinsame Wohnen nicht mehr möglich ist.“ Die Jugendlichen bräuchten ihre Eltern und die Betreuung soll eine Begegnung ermöglichen, die beide Seiten reflektieren lasse. Ziel bleibt die Rückführung oder die Entwicklung zur Selbstständigkeit.
Belegte Plätze zeigen Dringlichkeit
Verena Schertler, langjährige Gesundheitspsychologin, begleitet die Jugendlichen auf ihrem Weg: „Jede und jeder bringt seine individuelle Geschichte mit. Deshalb brauchen wir auch individuelle Zugänge, um Vertrauen wieder aufzubauen – besonders dann, wenn es durch Selbstzweifel, Vernachlässigung, Überforderung, Gewalt, Armut, Traumata oder Fragen zur sexuellen Orientierung belastet ist.“ Dabei soll die gewünschte Autonomie erhalten bleiben und die Wünsche der jungen Menschen berücksichtigt. Die Plätze in der Wohngruppe sind jedoch gut belegt, es gibt sogar eine Warteliste.

„Die Ressourcen sollen deshalb erweitert werden“, kündigt Serramazza-Salkic an. Im Winter soll eine neue Wohngruppe in Hohenweiler entstehen, außerdem ist eine weitere im Oberland geplant. Teilweise müssen Jugendliche bis zu drei Monate auf einen Platz warten – ein deutliches Zeichen, wie dringend das Angebot benötigt wird.