Hollywood feiert sich selbst

Der diesjährige Emmy-Abräumer ist die Comedy-Serie “The Studio”.
Los Angeles Die Hollywood-Satire “The Studio” ist mit 13 Preisen der große Gewinner der diesjährigen Emmys – noch nie hat eine Comedyserie in einem einzigen Jahr mehr Preise bekommen. Die stargespickte Serie erzählt vom neuen Chef eines Filmproduktionsstudios, der verzweifelt den Spagat zwischen Kunst und Kommerz schaffen will. Hauptdarsteller, Co-Autor und Co-Regisseur Seth Rogen gewann in diesen Kategorien ebenfalls den begehrten TV-Preis.
Der Krankenhaus-Serie “The Pitt” gelang eine große Überraschung. Die in Echtzeit erzählte Reihe setzte sich in der Königskategorie beste Dramaserie überraschend durch, und zwar gegen die favorisierte Büro-Dystopie “Severance” und die beliebte Luxusurlaub-Satire “The White Lotus”. Sie kam auf insgesamt fünf Auszeichnungen. Hauptdarsteller Noah Wyle gelang zudem das größte Comeback des Abends. Er war zwischen 1995 und 1999 fünfmal in Folge erfolglos als John Carter in “Emergency Room” für einen Emmy nominiert worden und konnte nun in der Hauptrolle endlich die Trophäe mit nach Hause nehmen. Wyle meinte in seiner Dankesrede, dass der Preis zur Hälfte seiner Frau gehöre, “und das nicht nur wegen des Scheidungsrechts in Kalifornien”. Beste Miniserie wurde “Adolescence”. Das fesselnde Jugendgewaltdrama erzählt in vier Teilen vom Mord an einer Schülerin durch einen anderen Teenager. Jungdarsteller Owen Cooper gewann für seine komplexe Darstellung des Täters den Preis als bester Nebendarsteller in einer Miniserie. Der 15-Jährige ist damit der jüngste männliche Schauspieler, der je einen Emmy-Schauspielpreis bekam.
Sein Serienvater Stephen Graham bekam die Auszeichnung für die beste Hauptrolle in einer Miniserie. Graham war auch als Autor und Produzent an “Adolescence” beteiligt und wurde dafür ebenfalls prämiert. Die Serie gewann sechs Emmys.

Für Gesprächsstoff sorgte Schauspielerin Hannah Einbinder, die für “Hacks” nach drei erfolglosen Nominierungen erstmals den Preis als beste Nebendarstellerin in einer Comedy gewann. Sie rief am Ende ihrer Rede: “Go Birds! Fuck ICE! And Free Palestine!” – ein Schlachtruf für das Football-Team Philadelphia Eagles und die politische Aufforderung “Scheiß’ auf ICE! Und Freiheit für Palästina!”. Während im US-Fernsehen das Schimpfwort zur US-Einwanderungspolizei ausgeblendet wurde, zeigten Clips online den unveränderten Ausschnitt.
Etwas leiser kam ein Kommentar zur aktuellen US-Politik von Stephen Colbert daher. Der Latenight-Moderator bekam an gleich zwei Stellen langanhaltenden Applaus. Vor zwei Monaten war Ende seiner “Late Show” verkündet worden. Das für Mai 2026 angekündigte Aus hatte Kritik ausgelöst, weil Colbert als Kritiker von Donald Trump gilt und viele Branchenkenner vermuteten, dass CBS aus Rücksicht auf den US-Präsidenten gehandelt habe. Als Colbert zu Beginn der Award-Show einen Preis vergab, sagte der 61-Jährige lachend: “Wenn ich gerade eure Aufmerksamkeit habe: Stellt irgendjemand hier neue Mitarbeiter ein?” Später bekam er den Emmy für die beste Unterhaltungs-Talkshow und wurde ernster. “Manchmal weiß man erst wirklich, wie sehr man etwas geliebt hat, wenn man das Gefühl hat, dass man es verlieren könnte”, sagte Colbert und ließ dabei offen, ob er seine eigene Sendung oder den Zustand der Demokratie in den USA meinte. Er ergänzte: “Ich habe mein Land niemals verzweifelter geliebt. Gott segne Amerika. Bleibt stark, seid mutig.”