Leserbrief: Ende der Walser-Trilogie

Zum Kommentar „Das Problem ist die Mitte“ von Harald Walser. Was in den 60ern mit Jürgen Habermas Traum von einer kommunikativen Rationalität und einem herrschaftsfreien Weltdiskurs begonnen hat, ist längst ausgeträumt. Durchgesetzt hat sich stattdessen der Einsatz des moralisierenden Arguments als Machtmittel. „Macht getarnt als Moral“ ist jetzt die Regierungsform unserer westlichen Demokratie. Wir glauben selbstbestimmt zu handeln, aber folgen ständig moralischen Forderungen in Diversität, Verantwortung oder Nachhaltigkeit, um zu den Guten zu gehören. Sloterdijk nennt das „Tugendterror“ und merkt an: „Seit Habermas haben wir gelernt, dass nur das moralisch Sagbare sagbar ist“. Was moralisch getadelt werden muss, entscheiden auch Kommentatoren wie Walser, wobei das alle Meinungen rechts der Grünen zu umfassen scheint, wenn Walser vom „rohen Bürgertum“ schreibt. Wenn die eingeschüchterten politischen Vertreter der Mitte das Unsagbare nicht sagen, wandern die Bürger weiter zu jenen Vertretern, die von Sloterdijk’s Analyse nichts halten und sagen, was zu sagen ist. Am besten sichtbar in der Frage der Zuwanderung. Anstatt aber verzweifelnd „wie das Kaninchen vor der Schlange zu stehen“, wäre Walser und der vereinten Linken ein Blick auf Dänemarks Politik angeraten. Eine SP-geführte Regierung hat den Zuzug stark begrenzt, mit dem Hinweis auf den Schutz des Wohlfahrtsstaates und der Vermeidung sozialer Spannungen. Keep Checking.
Dipl.-Ing. Thomas Kopf, Hohenems