Leserbrief: Pfarrer Mathei – Gegenrede

 Es fällt mir schwer, diesen Beitrag unkommentiert stehenzulassen. Hier geht es nicht um eine kleine Verfehlung. Hier geht es um sexuellen Missbrauch an Kindern. Das ist ein Verbrechen. Keine moralische Schwäche. Keine “Sünde”, die man einfach von der Person trennen kann. Kinder, die so etwas erleben, tragen das oft ihr ganzes Leben. Mit Trauma. Mit Angst. Mit zerstörtem Vertrauen. Viele schaffen es nie, ein erfülltes Leben zu führen. Das ist die harte Realität. Darum ist es gefährlich, wenn man sagt: ” Das Werk bleibt gut, auch wenn der Gründer sich versündigt hat!” Nein. Missbrauch ist kein Fehler. Missbrauch ist Gewalt. Missbrauch zerstört Leben. Wer darüber hinweggeht, macht diese Kinder unsichtbar. Gerade deshalb ist die Diskussion über eine Büste wichtig. Eine Ehrung im öffentlichen Raum ist ein starkes Zeichen. Sie sagt: “Diese Person steht für etwas Gutes!” Aber bei Hermann Gmeiner wissen wir heute, dass viele Kinder in seiner Obhut gelitten haben. Man kann nicht gleichzeitig die Opfer ernst nehmen und den Täter feiern.

 Elisabeth Polzer, Bregenz