Leserbrief: Wie Politik Kunst steuert – und Kritik erschwert

Leserbriefe / HEUTE • 13:22 Uhr
Leserbrief: Wie Politik Kunst steuert – und Kritik erschwert

Die Vorstellung, Sport und Kultur seien unpolitische Räume, gerät ins Wanken. Aktuelle Debatten – vom FIFA-„Friedenspreis“ bis zu Entscheidungen beim Song Contest – zeigen, wie schnell Institutionen Begriffe wie „Frieden“ oder „Neutralität“ öffentlichkeitswirksam einsetzen, während von uns gleichzeitig politische Zurückhaltung erwartet wird. Zwei Begriffe, selektiv angewendet: als Schutzschild gegen Kritik, nie gegen Einflussnahme. Auch auf Landesebene erkenne ich diese Tendenzen, dass Kunst und Kultur politisch definiert und gesteuert werden – bei Kritik wird gerne auf „unabhängige Kommissionen“ verwiesen. Deren Arbeitsweise und Entscheidungsfindung ist für Außenstehende kaum nachvollziehbar. Klar ist: Das Kulturamt hat nicht nur das letzte Wort, dort beansprucht man auch ein Stimmrecht in allen Expertenkommissionen. Transparente Protokolle oder öffentlich zugängliche Begründungen: Fehlanzeige. Fakt ist, die Stellungnahme zu einer Beschwerde lässt seit zwei Jahren auf sich warten. Man hätte sie beantwortet – wo sie wohl geblieben ist? In der medialen Berichterstattung würde ich zudem auf eine spürbare Zurückhaltung gegenüber meiner kulturkritischen Kurzdokumentation verweisen, die hier naturgemäß nicht abgedruckt werden kann. Ob dies strukturelle Gründe hat oder aus Vorsicht geschieht, bleibt offen. Aus meiner Sicht müssten politische Rahmenbedingungen Kunst stärkend beeinflussen; eine offene Diskussion darüber gilt jedoch als heikel. Gerade deshalb ist eine sachliche Debatte über Macht, Einfluss und Freiheit in der Kulturpolitik wünschenswert.

Christian I. Peintner, Bregenz