Vorerst nur leise Kritik bei Vorarlbergs Amateur-Fußballklubs

Sport / 17.04.2020 • 11:15 Uhr

Der Abbruch der Fußballligen hat österreichweit für großes Echo gesorgt. Zustimmung, aber auch klare Ablehnung und Klagsdrohungen waren zu vernehmen. In Vorarlberg hielt man sich mit Kritik zurück. VN.at hat sich umgehört.

Schwarzach „Ich bin mir völlig bewusst, dass die gefassten Beschlüsse für den einen oder anderen Verein enttäuschend sind (vor allem werden es jene Vereine sein, die derzeit an der Spitze der jeweiligen Liga stehen). Dennoch ersuche ich um Verständnis für die Maßnahmen. Aufgrund der völlig neuen und nicht vorhersehbaren Situation musste eine Entscheidung getroffen werden.“ Mit diesen Worten wandte sich VFV-Präsident Dr. Horst Lumper am Tag nach der Entscheidung die Ligen im Amateur-, Nachwuchsbereich und im gesamten Frauenfußball zu beenden an die Vorarlberger Fußballvereine. In einer Umfrage der VN bei jenen Klubs, die in der Tabelle an vorderster Front stehen und mit einem Aufstieg spekuliert hatten, schwang in den Worten der Verantwortlichen durchaus das eine oder andere Wort an Kritik mit. Doch allerorts brachte man auch mehr oder weniger Verständnis für die außergwöhnliche Maßnahme in einer außergewöhnlichen Zeit auf. Lumper selbst wird heute um 10 Uhr allen interessierten Klubvertretern, Spielern aber auch Fans bei einem digitalen Stammtisch Rede und Antwort stehen.

Valentin Welte (Sportlicher Leiter FC Sulz): „Für mich war klar, dass die Entscheidung so kommt, denn es wird für eine längere Zeit kein Fußballspiel mehr geben. Als Tabellenzweiter betrifft uns der Abbruch natürlich schon. Ich finde es schade, dass die Entscheidung so früh getroffen wurde. Denn aus meiner Sicht wird es auch im Sommer schwierig, die Saison planmäßig zu starten und dann hätte man die Möglichkeit ins Auge fassen können, den gespielten Herbstdurchgang 2019 mit einer Halbsaison aus der Saison 2020/2021 zusammen zu werten. Hinsichtlich der Sommertransferzeit rechne ich nicht damit, dass es bei uns vor dem Wiederbeginn zu großen Veränderungen im Kader kommt.“

Georg Kienreich.
Georg Kienreich.

Georg Kienreich (Sportlicher Leiter FC Hörbranz): „Im Grunde genommen verstehen wir die Situation und für den Großteil der Vereine spielt es auch keine Rolle, wie die Entscheidung nun ausgefallen ist. Wir hätten uns vom Verband gewünscht, dass man auf die Vereine, die um den Aufstieg gespielt haben, zugeht und vielleicht eine andere Lösung findet. Wir haben versucht, eigene Vorschläge einzubringen. Für uns wäre es ein Thema gewesen, die möglichen Auf- und Absteiger der jeweiligen Ligen zu einem gemeinsamen Gespräch zusammenzubringen, um individuelle Lösungen zu finden. Möglicherweise hätte der ein oder andere Klub auf seinen Platz in der Liga verzichtet, um einem aufstiegswilligen Verein die nächsthöhere Liga zu ermöglichen. Wir als FC Hörbranz sind überzeugt, dass wir bei gleichen Voraussetzungen und mit demselben Kader auch in der nächsten Saison vorne mitspielen würden. Allerdings wird nun die Frage sein, ob wir diese Spieler auch alle über den Sommer hinweg halten können. Wir hätten uns gewünscht, dass, wie in anderen Bereichen auch, Kompromisslösungen möglich gewesen wären. In Sachen Finanzen haben wir uns entschieden, auf allfällig angebotene Unterstützungsmöglichkeiten zu verzichten, denn bei einem Amateurverein, wie wir es sind, fallen nicht nur die Einnahmen weg, sondern zum großen Teil auch die Ausgaben, etwa durch nicht zu bezahlende Aufwandsentschädigungen an die Spieler. Mit Sponsoren und Partnern werden wir versuchen, gemeinsame Lösungen zu finden. Denn es sind nicht nur wir von dieser Pandemie betroffen, sondern auch Private und Firmen. Und wir alle werden noch Jahre an den Folgen davon zu knabbern haben.“

Arno Huber
Arno Huber

Arno Huber (Obmann SK Brederis): Aus unserer Sicht wäre es in der aktuellen Situation nicht fair gewesen, Auf- bzw. Absteiger nur aufgrund des gespielten Herbstdurchgangs festzulegen. Jeder Verein hätte argumentieren können, gegen gewisse Gegner nicht den Heimvorteil gehabt zu haben. Offen bleibt, wie mit der Situation des FC Schwarzach umgegangen wird, die sich ja während der Saison aus dem Bewerb zurückgezogen haben. Zudem stellen sich uns die Fragen, wann wir wieder in den „Normalbetrieb“ übergehen können, wann die nächsten Spiele stattfinden und wie die Vorbereitung darauf aussieht. Ebenso wurde noch nicht geklärt, wie das kommende Transfer-Fenster im Sommer gehandhabt wird.

Ferdinand Fink (Obmann Holzbau Sohm FC Alberschwende): Die Ausgangslage für den zweiten Aufstieg in der Vereinsgeschichte in die Regionalliga West war vielversprechend. Wir haben aber aufgrund der Coronavirus-Pandemie mit einem Abbruch des Spielbetriebs gerechnet. Ziel ist und bleibt aber, mit einem neuen Trainer der Aufstieg in die VN.at-Eliteliga Vorarlberg zu schaffen.


Andreas Helbok (Sportchef Blum FC Höchst): Es wichtigere Dinge im Alltag als den Amateurfußball. Wir respektieren die Entscheidungen vom ÖFB bzw. VFV voll und ganz. Ein freudiges Ereignis steht uns 2021 bevor: 100 Jahre FC Höchst und die Firma Blum-Beschläge, unser Hauptsponsor, feiert 50 Jahre.


Norbert Heimpel (Obmann FC Lauterach): Wir akzeptieren die Entscheidung, die Gesundheit steht an oberster Stelle. Der Amateurfußball rückt in Zeiten wie diesen in den Hintergrund. Allerdings schmerzt der Nichtaufstieg schon. Unser 1b ist eine reine Ausbildungs-Mannschaft mit vielen jungen talentierten Spielern. Ein Aufstieg wäre schön gewesen. Wir versuchen es nächstes Jahr wieder.


Franz Salzger (Obmann SC Tisis): Für uns als Verein ist der Nichtaufstieg furchtbar. Schon zum zweiten Mal in Folge ist unser Ziel, Rückkehr in die 1. Landesklasse, nicht geglückt. Im Vorjahr wären wir als Vierter normalerweise ein Aufsteiger gewesen, aber damals ist FC Dornbirn 1b in die Landesliga aufgestiegen. Dieses Mal waren wir nahe dran und gehören aus sportlichen Gründen eigentlich in die 1. Landesklasse. Wir haben mit Abstand die meisten Zuschauer in dieser Leistungsstufe und eine wunderschöne Anlage.


Darko Plahuta (Obmann SV Gaißau): Die Wahrscheinlichkeit, sportlich den Aufstieg in die Landesliga zu schaffen, war riesengroß. Wir wollten unbedingt den ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte einer ersten Kampfmannschaft sicherstellen. Ein Trainingslager in Barcelona, das alle Kaderspieler selbst finanziert haben, wurde vor dem Frühjahrsstart durchgeführt. Bis zur Fertigstellung der neuen Anlage in einem Jahr wollen wir in der Landesliga spielen. Die SPG Höchst/Gaißau (3. Landesklasse) löst sich auf, Gaißau 1b wird in der neuen Saison in der 5. Landesklasse spielen.


Alfons Kirchmann (Obmann Ruech Recycling RW Langen): Wir nehmen den Beschluss des ÖFB zur Kenntnis. Schade ist es aber schon, wir wären gerne zum ersten Mal im Sommer in der Landesliga spielberechtigt gewesen. Aber nach 13 Meisterschaftsspielen auf Platz zwei zu stehen, reicht nicht zum Aufstieg.