Impfstoff für Feldkircher Bürgermeister erregt die Gemüter

ÖVP-Stadtchef Wolfgang Matt (65) wurde in Seniorenheim geimpft. Heimärztin über Vorgänge empört.
Feldkirch Am Wochenende ging es im Haus Gisingen hoch her. Weil kurzfristig Impfstoff zur Verfügung stand, wurde im Seniorenheim eine Impfstraße eingerichtet (die VN berichteten). Der Andrang war groß. Unter den betagten Bewohnern hätten sich über 90 Prozent impfen lassen wollen, so Heimleiter Herbert Lins am Samstag. 208 Impfdosen fanden Abnehmer, einer davon prominent und höchst umstritten. Mit Nachdruck habe sich Feldkirchs Bürgermeister Wolfgang Matt (65) um Covid-Impfstoff bemüht, sagt die zuständige Heimärztin Dr. Susanne Furlan gestern gegenüber den VN. In einer kurzen Pause habe sie Matt gemeinsam mit dessen Stadtratskollegen Guntram Rederer in der Warteschlange gesehen und beide darauf hingewiesen, dass sie sich am Montag über die offiziellen Anmeldemöglichkeiten um einen Termin kümmern sollten. “Es sind noch so viele Leute draußen gestanden, die eine Impfung dringender benötigt hätten”, empört sich die Ärztin. Der verfügbare Impfstoff habe noch nicht einmal für die vorgemerkten Personen gereicht.
Ärztin verweigerte Matt Impfung
Auch seitens des Heimes hieß es noch am Samstag, im Falle von übrigem Impfstoff würde streng nach der eigenen Reihung vorgegangen. Es sei nur auf der Liste, wer in die Strategie hineinpasse. Strategisch sinnvoll schien offenbar schließlich die Verabreichung der begehrten Vakzine auch an Feldkirchs VP-Stadtchef, selbst wenn dieser namentlich zuvor nirgendwo aufschien. “Darunter fallen Personen, die regelmäßig im Haus sind bzw. engen Kontakt mit der Einrichtung halten”, verteidigt Heimleiter Herbert Lins das Vorgehen. Das sei im Falle des Bürgermeisters so. Auch wenn Ärztin Furlan dem Politiker die Impfung verweigerte, erhielt dieser schließlich eine erste Teil-Dosis des Biontech-Pfizer-Impfstoffs. Für seinen Parteikollegen Rederer sei nichts mehr dagewesen, erklärte Heimleiter Lins gestern im VN-Gespräch.

“Nichts Falsches getan”
Feldkirchs Bürgermeister Wolfgang Matt wollte auf VN-Anfrage mit den Vorwürfen konfrontiert nichts Falsches an seinem Vorgehen erkennen. Schließlich stünde er etwa mit Bewohnern der Heime, die mit schwierigen familiären Situationen zu kämpfen hätten, in Kontakt. Die Impfstrategie der Heime sehe in diesen Fällen eben eine Priorisierungsreihung vor. Er selbst habe nicht auf eine Impfung gedrängt. “Ich habe die letzte Dosis erhalten, die sonst verloren gegangen wäre”, erklärt der Stadtchef. Er habe sicherlich niemandem etwas weggenommen. “In der kurzen Zeit hätte man keine Interessenten auftreiben können”, ist sich Matt sicher.

Eine gänzlich andere Sicht der Dinge hat die verantwortliche Medizinerin im Haus Gisingen. Sie habe dem Bürgermeister die Impfung verweigert, weil sie diese Ungerechtigkeit, wie sie sagt, nicht mittragen wollte, so Susanne Furlan. Auch der offizielle Impfplan sieht nicht vor, dass Politiker bereits zum jetzigen Zeitpunkt geimpft werden. “Sie kommen an die Reihe, wann sie an der Reihe sind. Das heißt, je nach Alter und abhängig davon, ob sie eine Vorerkrankung haben”, heißt es vonseiten der Landesregierung. Auch die Politik habe sich an den Impfplan zu halten. Ob ein Politiker vorgezogen werden könnte, weil er öfters zu Terminen ins Pflegeheim will? “Nein!” Termine würden ohnehin auf das notwendige Minimum beschränkt. Sollte es doch einen Termin im Pflegeheim geben, so müsse sich jeder Politiker und jede Politikerin testen lassen, wie alle anderen Besucher auch. “Es gibt keine Privilegien und keine vorrangige Behandlung”, so die offizielle Darstellung. Nach Bekanntwerden der Vorgänge im Feldkircher Seniorenheim vom Wochenende gibt es daran allerdings erhebliche Zweifel. Mitarbeit: VN/Marlies Mohr, VN/Birgit Entner-Gerhold