35 Prozent mehr Wähler: Hochbetrieb vor dem türkischen Konsulat

Auslandstürken geben ihre Stimme ab.
Wolfurt Die Parkplätze sind am Mittwochvormittag beinahe komplett belegt. Ein Blick auf die Kennzeichen zeigt: Die Autos kommen teils von weit her. Neben den lokalen Nummernschildern sind auch zahlreiche deutsche und schweizerische zu sehen. Vor dem türkischen Generalkonsulat in Wolfurt herrscht aktuell Vollbetrieb. Denn seit 27. April können die Auslandstürken hier ihre Stimme für die Parlaments- und Präsidentschaftswahl abgeben. Und das tun sie auch – mehr als bei der vergangenen Wahl.
Ali Akbulut aus Lauterach kommt während der Arbeit kurz vorbei, um zu wählen. “Für mich ist klar, dass ich wähle, wenn ich die Möglichkeit dazu habe”, sagt er. Voraussetzung dafür ist die türkische Staatsbürgerschaft. Die hat auch Nazli Naz. Mit ihrem Mann Kemal ist sie extra aus Ravensburg angereist. Die nächsten Wahlstandorte wären Stuttgart und München gewesen. “Wir wären auch nach Frankfurt gefahren”, sagt Kemal.


Die Botschaft von Nazli Naz ist klar: “Ein Wechsel muss her, so viele Leute in der Türkei sind aktuell arm dran.” Die Lage in ihrem Heimatland sei leider nicht so gut. Und um den Wechsel voranzutreiben, nahm sie auch gerne die Fahrt auf sich – und die knapp zweistündige Wartezeit am Konsulat. Der Ansturm ist groß und neben den Wahlen läuft das gewöhnliche Tagesgeschäft natürlich auch weiter.
Experte prognostiziert enges Rennen
Ein Wechsel an der Regierungsspitze würde bedeuten, Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine AKP abzuwählen. Stattdessen wäre dann eine Koalition aus sechs Parteien unter der Führung von Kemal Kilicdaroglu, dem Chef der säkularen Partei CHP, am Zug. “Jede Stimme ist notwendig, die Diaspora-Türken könnten das Zünglein an der Waage sein”, bestätigt der Vorarlberger Politikwissenschaftler und Türkei-Experte Hüseyin Cicek. Der Ausgang der Wahl sei nicht zu prognostizieren. “Es wird ein knappes Rennen.”


Auch Yassin S. (Name geändert) will den Wechsel in der türkischen Regierung. Daher hat er zum ersten Mal überhaupt sein Wahlrecht wahrgenommen und ist extra aus Friedrichshafen nach Wolfurt gefahren. Er erhofft sich durch eine neue Regierung, dass die Menschen wieder zusammenfinden. “Die Politiker müssen Ruhe reinbringen, damit die Menschen nicht mehr so angespannt sind und es weniger Spaltung gibt.” Dass die Wirtschaft sich auf einen Schlag verbessert, glaubt er aber nicht so recht.

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Wahl noch bis 9. Mai
Noch bis 9. Mai können die insgesamt 108.000 türkischen Wähler in Österreich ihre Stimme abgeben. Das Generalkonsulat in Wolfurt hat täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet. Bis Dienstagabend hatten hier bereits 7729 türkische Staatsbürger gewählt. “In den ersten sechs Wahltagen haben wir im Vergleich zur Wahl 2018 somit einen Anstieg von 35,72 Prozent verzeichnet”, teilt das türkische Konsulat mit. Damals waren in Wolfurt insgesamt 14.448 Stimmen abgegeben worden. Am 14. Mai finden dann in der Türkei die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt.

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