In diesen Gemeinden gibt es Bargeld nur mit Anfahrt

Politik / 09.07.2025 • 13:31 Uhr
In der Bargeld-Debatte hat ÖVP-Bundesparteichef Nehammer die Rechnung ohne seine Landeshauptleute gemacht.  APA/Eva Manhart
Bitte nur Bargeld? In Vorarlberg haben 19 Prozent der Gemeinden keinen eigenen Bankomaten mehr. APA/Eva Manhart

Die Regierung will den ländlichen Raum mit Bankomaten versorgen. Gemeinden ohne Bankomaten reagieren in Vorarlberg gelassen auf die vermeintliche Versorgungslücke.

Schwarzach Anfang Februar wurden zahlreiche Bewohner von Hohenweiler von einem lauten Knall geweckt. Um halb vier Uhr morgens wurde das Foyer der Raiffeisenbank im Ortsteil Leutenhofen gesprengt. Bereits seit Monaten kommt es in ganz Österreich zu dieser Art von Diebstählen in Banken, damals erwischte es die 1400-Einwohner-Gemeinde im Leiblachtal. Vorrübergehend gab es in der Gemeinde keinen Bankomaten mehr, der nächste war vier Kilometer entfernt. Kein Einzelfall: In 19 Prozent der Vorarlberger Gemeinden gibt es derzeit keinen Bankomaten. Das zeigen neue Daten der österreichischen Nationalbank (OeNB).

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Neuer Bankomat kommt im Herbst

Die OeNB will in den kommenden zwei Jahren österreichweit bis zu 120 Geldausgabegeräte aufstellen. Hintergrund ist das Regierungsprogramm. ÖVP, SPÖ und Neos bekennen sich darin “zu einer flächendeckenden Bargeldversorgung, um die letzten Lücken zu schließen und das Versorgungsnetz aufrechtzuerhalten”. Derzeit haben mehr als 330.000 Menschen, also rund vier Prozent der Bevölkerung in Österreich, keinen Bankomaten in ihrer Gemeinde. Bei einem Rundruf bei Bürgermeistern in Gemeinden ohne Bankomat zeigt sich, dass dieser Mangel für keine große Unruhe sorgt.

In diesen Gemeinden gibt es Bargeld nur mit Anfahrt
Wolfgang Langes ist Bürgermeister von Hohenweiler und kennt die Anliegen der Bewohnerinnen und Bewohner. VN/Sohm

Zahlungsverhalten verändert sich

In der Gemeinde Möggers ist der nächste Bankomat laut OeNB 7,9 Kilometer entfernt. Auch dort reagieren die 559 Bewohnerinnen und Bewohner offenbar gelassen darauf. Laut Auskunft der Gemeinde ist kein eigener Bankomat geplant. Die Versorgung in den Nachbargemeinden reiche aus, höre man als Rückmeldung.

In Blons “würde man schon einen Bankomaten nehmen”, sagt Bürgermeister Erich Kaufmann. Vor etwa fünf Jahren hat die Zweigstelle der Raiffeisenbank geschlossen, seither liegt der nächste Bankomat rund 4,9 Kilometer entfernt. Aktuell können die 350 Bewohnerinnen und Bewohner aber Bargeld im Dorfladen zu den Öffnungszeiten beheben. Kaufmann bekommt jedoch nicht die Rückmeldung, dass ein Bankomat fehle, denn: “Man kann immer öfter mit Karte und digital zahlen”.

So sieht man das auch weiter südlich in Lorüns. Keiner der rund 300 Einwohner und Einwohnerinnen sei bislang mit diesem Anliegen auf ihn zugekommen, sagt Bürgermeister Andreas Batlogg. “Das ist nicht das Thema, das den Menschen unter den Fingernägeln brennt.”

In Hohenweiler wird der Bankomat Ende des Jahres ins Raiffeisenhaus im Zentrum verlegt. Der Hohenweiler Bürgermeister Wolfgang Langes berichtet: “Ich bekomme oft die Rückmeldung, dass die Leute viel mehr stört, dass es keine persönliche Beratung vor Ort mehr gibt, oder wenn, dann nur mit Termin. Kurze Gespräche fallen immer mehr weg – sei es in der Bank oder beim Bäcker.” Das höre Langes vor allem bei Pensionistenveranstaltungen. Aber, so ergänzt er, auch ältere Menschen nutzen oft schon die Apps der Bank oder Kartenzahlung.

Das spiegelt sich auch in der Nachfrage für OeNB-Bankomaten wider. “Aktuell liegt ein Antrag vor. Es wird für diesen Ort noch ein Besichtigungstermin durch einen Techniker vereinbart, danach können wir sagen, ob der Standort definitiv zustande kommt”, informiert eine OeNB-Sprecherin.

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16 Prozent ohne Bankomat

Österreichweit haben 342 Gemeinden keinen Bankomaten, das sind rund 16 Prozent aller österreichischen Gemeinden. Die Zahl ergibt sich aus der Anzahl der Gemeinden, die keinen Bankomaten und keine Bankstelle im Gemeindegebiet besitzen (328) plus der Gemeinden, in denen zwar eine Bankfiliale (mit stundenweisen Öffnungszeiten) vorhanden ist, aber kein Bankomat (14). Mit rund 30 Prozent ist der Anteil der burgenländischen Gemeinden ohne Bankomat im Bundesländervergleich am höchsten, gefolgt von Niederösterreich (knapp 20 Prozent). Vorarlberg liegt wie Tirol mit rund 19 Prozent leicht über dem österreichweiten Schnitt.