Werner Johler: „Ritter sein heißt, Verantwortung zu tragen“

Werner Johler steht an der Spitze des päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem in Österreich. Er ist überzeugt: Der Orden ist heute aktueller denn je.
Von Katja Grundner
Schwarzach Einen Ritterorden verbinden viele mit etwas Historischem, doch Dr. Werner Johler beweist das Gegenteil. Seit über 30 Jahren ist er aktives Mitglied des päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem – neben dem Malteserorden der einzige Ritterorden mit offizieller Anerkennung durch den Heiligen Stuhl. Mit Juni trat der 67-Jährige als österreichische Statthalter an die Spitze des Ordens im Land. Er ist damit der erste Vorarlberger in dieser Funktion.

Die zentrale Aufgabe des Ordens ist die Unterstützung von Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsprojekten im Heiligen Land. Dabei sind Christen zwar die Hauptzielgruppe, doch hilft die spirituelle und humanitäre Organisation grundsätzlich allen notleidenden Menschen – unabhängig von Religion und Herkunft.
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Hintergründe des Ordens
Oft wird der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem mit den mittelalterlichen Kreuzrittern verwechselt. „Wir hatten nie einen militärischen Arm. Wir sind ein friedfertiger Orden. Unsere Wurzeln liegen im Pilgerwesen des Mittelalters – damals hat man Pilger mit dem Schwert zum Ritter geschlagen, aber alles noch ohne Struktur und Organisation.“ Im 19. Jahrhundert wurde der Orden unter Papst Pius IX formalisiert. Seit jeher waren Männer, Frauen und Kleriker in dem christlichen Ritterbund gleichgestellt – ein damals revolutionäres Konzept.
Ritter zu sein, bedeutet, Verantwortung zu tragen.
Dr. Werner Johler, Statthalter des päpstlichen Ritterordens vom Hl. Grab zu Jerusalem
Auch Johler wurde noch mit dem Schwert zum Ritter geschlagen. Heute wird man jedoch zum Ritter – beziehungsweise die Frauen zu Damen – ernannt. Heute zählt der Orden weltweit rund 30.000 Mitglieder in 44 Ländern. In Vorarlberg engagieren sich aktuell 32 Mitglieder, darunter sechs Frauen.

„Wir wollen unseren Glauben nicht nur privat leben, sondern öffentlich bezeugen“, so Johler. Und das nicht mit lauten Worten, sondern mit konkretem Handeln. „In einer Zeit, in der es oft nur um Macht und Status geht, setzen wir auf Werte, Glaube und konkrete Hilfe für Menschen in Not. Ritter zu sein bedeutet, Verantwortung zu tragen“, unterstreicht der gebürtige Alberschwender, der derzeit in der Schweiz wohnt.
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Aufgaben als Ordensritter und Statthalter
Johler kam zum ersten Mal während seines Studiums in Wien in Kontakt mit dem Orden. Rund ein Jahrzehnt später trat er nach einer einjährigen Kandidatenzeit offiziell bei. Kriterien für die Aufnahme von neuen Mitgliedern sind gelebter Glaube, soziale Verantwortung, Liebe zum Heiligen Land und der Wille, sich aktiv einzubringen.

Als Ordensritter nahm er rund einmal pro Monat bei Veranstaltungen teil, die eine heilige Messe und Vorträge oder Diskussionen beinhalteten. Die Aufgaben des Statthalters umfassen die Leitung des Ordens in Österreich sowie die Sicherstellung finanzieller Mittel für Projekte im Heiligen Land. Acht Jahre beträgt seine Amtszeit.

Humanitäre Projekte
„Wer einmal im Heiligen Land war, sieht mit eigenen Augen, wie notwendig unsere Hilfe ist – schon vor dem letzten Überfall der Hamas. Den Konflikt gibt es, wie wir wissen, schon seit Jahrzehnten“, berichtet Johler. Derzeit beschränkt sich die Unterstützung vor Ort auf reine Überlebenshilfe. In Gaza wird zum Beispiel humanitäre Unterstützung in Form von Lebensmitteln, medizinischer Versorgung und seelsorgerischer Begleitung geleistet.

Für den neuen Statthalter ist klar: „Der Ritterorden des Heiligen Grabes ist nicht vergangenheitsbezogen, sondern aktueller denn je. Wir setzen Zeichen der Hoffnung, der Gerechtigkeit und der Verbundenheit mit den Menschen im Heiligen Land.“
Zur Person:
- Geboren: 17. Juli 1958
- Wohnort: Schweiz
- Ausbildung: Technische Universität Wien
- Beruf: Technischer Leiter bei Littelfuse
- Familie: Verheiratet, drei Töchter und das erste Enkelkind wird in diesen Tagen erwartet
- Hobbys: Rodelbau mit der Familie im Bregenzerwald, Reisen – vor allem in kalte Gegenden, Zeit in der Natur verbringen
- Lebensmotto: Man sollte sich selbst nicht zu wichtig nehmen.
(VN)