Wenn Derby nur auf dem Papier steht

Im Zimba Park in Bürs steigt heute (17 Uhr) das Billard-Derby – doch der Lokalkolorit bleibt etwas im Hintergrund.
Bürs Derbytime im Ländle – zumindest auf dem Papier. Wenn heute ab 17 Uhr im Zimba Park der Club Austria Pool (CAP) Hörbranz auf die Rankweil Reds des Billard Club Union (BCU) trifft, ist es nicht nur das Duell zweier Vorarlberger Bundesliga-Clubs. Es ist ein Derby der besonderen Art: ohne Lokalkolorit, dafür mit internationalem Glanz, mit Namen, die auf europäischer Bühne für Aufsehen sorgen – und mit einem 31-jährigen Superstar, der diesmal pausiert.

Mario He mit Hit & Hope Tabellenführer
Denn was wäre ein echtes Derby ohne Emotionen, ohne das Knistern der Rivalität? In diesem Fall bleibt der Funke jedoch im Ansatz stecken. Auf dem Matchsheet sucht man Vorarlbergs Aushängeschild Mario He vergeblich – der EM-Dritte von 2022 ist bei seinem Wiener Club Hit & Hope diesmal spielfrei. Dass ausgerechnet im eigenen Bundesland gespielt wird, macht seine Abwesenheit umso bedauerlicher. Immerhin führt He die Tabelle mit seinem Team nach fünf von sechs Runden ungeschlagen an und hat das Finalticket für den 18. Oktober in Vöcklabruck bereits fast sicher.

Hochkarätige Gastspieler
Im Rampenlicht steht damit ein anderer: David Arda, einziger Vorarlberger Spieler, der im Zimba Park an den Tisch tritt. Der Rankweiler soll das Publikum begeistern – ein Hoffnungsträger in einem Duell, das sich ansonsten wie ein Treffen europäischer Gastspieler liest. Hörbranz schickt mit Marcel Kosta, Daniel Koslitz und Michael Smith ein deutsches Trio ins Rennen, während die Rankweil Reds auf die Schweizer Brüder Michael und Daniel Schneider sowie auf den regierenden 14/1-Europameister Tobias Bongers setzen. Letzterer hatte sich im EM-Halbfinale Anfang April ist Estland mit 125:45 gegen keinen Geringeren als Mario He durchgesetzt – ein Duell mit Geschichte, das heute aber nur in Erinnerungen mitschwingt.

Die sportliche Ausgangslage ist ebenso klar wie brisant: Rankweil liegt nach einem Sieg gegen Wels (2:1) und einer Niederlage gegen Graz (1:2) auf Platz vier, Hörbranz nach zwei Niederlagen (1:2 gegen Vienna, 0:3 gegen Wels) auf dem vorletzten Rang. Für beide Teams geht es heute um wertvolle Punkte im Kampf um das Finalturnier – für Rankweil gar um eine kleine Vorentscheidung.

Den Schattendasein entfliehen
Doch das sportliche Kräftemessen ist nur ein Teil des Konzepts. Der Austragungsort – das Shoppingcenter Zimba Park – steht exemplarisch für die neue Richtung der Billard-Bundesliga. Weg von verrauchten Vereinslokalen, hin zu offenen Plätzen mitten im Alltag. Einkaufen und Weltklasse-Billard? Das Konzept geht auf. Eintritt frei, Nähe garantiert. Wer heute oder morgen durch das Einkaufszentrum enter schlendert, wird Zeuge eines Sports, der in Österreich lange ein Schattendasein fristete – und jetzt mit Power und Präzision um Aufmerksamkeit kämpft.

Nach dem Ländle-Derby wartet am Samstag ein zehnstündiges Mammutprogramm auf die Fans und Besucher: Im Zwei-Stunden-Takt folgen fünf weitere Begegnungen. Hörbranz tritt um 9 und 17 Uhr erneut an, Rankweil ist um 11 und 15 Uhr im Einsatz. Billard zum Anfassen, und das mitten im Herzen des Shoppingcenters von Bürs.
Die große Frage bleibt: Wird das Ländle-Derby im Billard jemals den emotionalen Stellenwert anderer Klassiker erreichen? Die Antwort liefert vielleicht das Publikum. Denn eines ist sicher: Wenn David Arda an den Spieltisch tritt, sind alle Augen auf ihn gerichtet. Der letzte Lokalmatador, das letzte Stück Identität in einem Spiel, das den Spagat zwischen Heimat und Internationalität wagt.