Zwei Wochen ohne Handy – im Ferienheim Oberbildstein herrscht Bildschirmverbot für Kinder

Im Ferienheim Oberbildstein gibt es Taschenmesser statt Handys – so reagieren Kinder und Jugendliche auf das Digital Detox.
Von Katja Grundner
Schwarzach Zwei Wochen ohne Handy sind für viele heute unvorstellbar. Doch im Ferienheim Oberbildstein wird das konsequent umgesetzt. „Alles mit Bildschirm muss zu Hause bleiben“, sagt Kinderpersonalleiterin Daphne Kofler. „Man merkt, dass es den meisten abgeht – den einen mehr, den anderen weniger“, ergänzt Heimleiter Felix Höfle. Obwohl einige der sechs- bis 14-jährigen Teilnehmer die Vorteile der handyfreien Zeit erkennen, sind sie sich sicher, dass sich ihr Handyverhalten nach dem Aufenthalt im Ferienheim nicht ändern wird.
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Eine starke Umstellung
Zwei Wochen am Stück verbringen die Teilnehmer und Betreuer im Ferienheim Oberbildstein. Die Umstellung auf eine bildschirmfreie Zeit ist für einige Kinder nicht einfach. In der Elterninformation steht: „Wir werden Sie unverzüglich informieren, wenn bei Ihrem Kind [aufgrund der bildschirmfreien Zeit] größere gesundheitliche oder psychische Probleme auftreten.“ Doch laut Kofler sei das in ihren Turnusdiensten bisher noch nie notwendig gewesen.

Die Hittisauerin erinnert sich an ein Kind, das einmal ein Taschenmesser in der Hosentasche hatte und dabei meinte: „Es ist sehr komisch, da kein Handy drinnen zu haben.“ Denn im Gegensatz zum Handy ist ein Taschenmesser erlaubt, sofern das Kind den Umgang damit beherrscht.

„Die meisten Eltern sind froh, dass sie ihre Kinder einmal zwei Wochen lang vom Bildschirm wegbringen“, meint Höfle aus Bildstein. Er beobachtet, dass die Kinder im Laufe der Zeit besser mit der ungewohnten Situation zurechtkommen und erkennen, dass auch ein Alltag ohne Handy funktioniert.

Verzicht, der gut tut
Die Handyzeit im Alltag variiert unter den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen stark. Die 14-jährige Amely Moosmann aus Bildstein verbringt unter der Woche bis zu acht und am Wochenende bis zu zehn Stunden am Handy. Der 11-jährige Lounis Ilg aus Dornbirn gibt zwei Stunden pro Tag an und die gleichaltrige Merle Moritz hat ihr Handy nicht einmal täglich – und dann meist nur zum Hörbuchhören. „Einmal ohne Handy zu sein ist sehr cool“, äußert die Lustenauerin.

Nicht ganz so einfach war es für Ayleena Welzl. Besonders in den ersten Tagen hat sie das Handy stark vermisst. „Ich hatte immer Angst, dass ich es irgendwo vergessen habe und erst nach Kurzem realisiert, dass ich es gar nicht bei mir hatte“, erzählt die 13-Jährige. Emil Gobber aus Hard fiel die Umstellung leicht. „Ich bin generell nicht viel am Handy, sondern eher draußen“, erklärt der 12-Jährige.

Die Vorteile der bildschirmfreien Zeit werden grundsätzlich von allen Befragten erkannt – auch von Amely Moosmann, die unter den Befragten die längste Zeit am Handy verbringt. „Obwohl ich es vermisse, finde ich es gut, dass wir mehr in der Natur sind“, versichert sie. Ihre 12-jährige Schwester Lavinia Moosmann ist derselben Meinung und fügt hinzu: „Der Urlaub vom Handy tut einfach mal gut.“

Nach dem Ferienprogramm
Trotz der unterschiedlichen Nutzung sind sich alle einig, dass sich ihr Handyverhalten nach dem Ferienprogramm nicht ändern wird. Ayleena Welzl ist sich zum Beispiel sicher, bald wieder viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. „Am Anfang vielleicht sogar noch mehr als vorher, weil ich sehr viel verpasst habe und alles nachholen muss“, sagt die Harderin. In einem weiteren Punkt sind sich alle Befragten einig: Trotz des Bildschirmverbots sind sie vom Ferienheim Oberbildstein begeistert und möchten im nächsten Jahr wiederkommen.

(VN)