Zwei Wochen ohne Handy – im Ferienheim Oberbildstein herrscht Bildschirmverbot für Kinder

Menschen / 19.07.2025 • 11:30 Uhr
Zwei Wochen ohne Handy – im Ferienheim Oberbildstein herrscht Bildschirmverbot für Kinder
Trotz großer Unterschiede im Handy-Nutzungsverhalten sind sich alle befragten Kinder und Jugendliche in zwei Punkten einig. VN/Rhomberg; Canva

Im Ferienheim Oberbildstein gibt es Taschenmesser statt Handys – so reagieren Kinder und Jugendliche auf das Digital Detox.

Von Katja Grundner

Schwarzach Zwei Wochen ohne Handy sind für viele heute unvorstellbar. Doch im Ferienheim Oberbildstein wird das konsequent umgesetzt. „Alles mit Bildschirm muss zu Hause bleiben“, sagt Kinderpersonalleiterin Daphne Kofler. „Man merkt, dass es den meisten abgeht – den einen mehr, den anderen weniger“, ergänzt Heimleiter Felix Höfle. Obwohl einige der sechs- bis 14-jährigen Teilnehmer die Vorteile der handyfreien Zeit erkennen, sind sie sich sicher, dass sich ihr Handyverhalten nach dem Aufenthalt im Ferienheim nicht ändern wird.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Eine starke Umstellung

Zwei Wochen am Stück verbringen die Teilnehmer und Betreuer im Ferienheim Oberbildstein. Die Umstellung auf eine bildschirmfreie Zeit ist für einige Kinder nicht einfach. In der Elterninformation steht: „Wir werden Sie unverzüglich informieren, wenn bei Ihrem Kind [aufgrund der bildschirmfreien Zeit] größere gesundheitliche oder psychische Probleme auftreten.“ Doch laut Kofler sei das in ihren Turnusdiensten bisher noch nie notwendig gewesen.

Ferienheim Oberbildstein, Ferienbetreuung, Kinder zwei Wochen ohne Smartphone
Heimleiter Felix Höfle und Kinderpersonalleiterin Daphne Kofler begrüßen, dass den Kindern zwei Wochen lang kein Bildschirm zur Verfügung steht. VN/Rhomberg

Die Hittisauerin erinnert sich an ein Kind, das einmal ein Taschenmesser in der Hosentasche hatte und dabei meinte: „Es ist sehr komisch, da kein Handy drinnen zu haben.“ Denn im Gegensatz zum Handy ist ein Taschenmesser erlaubt, sofern das Kind den Umgang damit beherrscht.

Ferienheim Oberbildstein, Ferienbetreuung, Kinder zwei Wochen ohne Smartphone
Zauberstäbe basteln ist eine von vielen Alternativen zum Handy. VN/Rhomberg

„Die meisten Eltern sind froh, dass sie ihre Kinder einmal zwei Wochen lang vom Bildschirm wegbringen“, meint Höfle aus Bildstein. Er beobachtet, dass die Kinder im Laufe der Zeit besser mit der ungewohnten Situation zurechtkommen und erkennen, dass auch ein Alltag ohne Handy funktioniert.

Ferienheim Oberbildstein, Ferienbetreuung, Kinder zwei Wochen ohne Smartphone
Im Ferienheim Oberbildstein verbringen die Kinder und Jugendlichen viel Zeit im Freien. VN/Rhomberg

Verzicht, der gut tut

Die Handyzeit im Alltag variiert unter den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen stark. Die 14-jährige Amely Moosmann aus Bildstein verbringt unter der Woche bis zu acht und am Wochenende bis zu zehn Stunden am Handy. Der 11-jährige Lounis Ilg aus Dornbirn gibt zwei Stunden pro Tag an und die gleichaltrige Merle Moritz hat ihr Handy nicht einmal täglich – und dann meist nur zum Hörbuchhören. „Einmal ohne Handy zu sein ist sehr cool“, äußert die Lustenauerin.

Ferienheim Oberbildstein, Ferienbetreuung, Kinder zwei Wochen ohne Smartphone
Merle Moritz (rechts) nutzt ihr Handy generell nicht viel. VN/Rhomberg

Nicht ganz so einfach war es für Ayleena Welzl. Besonders in den ersten Tagen hat sie das Handy stark vermisst. „Ich hatte immer Angst, dass ich es irgendwo vergessen habe und erst nach Kurzem realisiert, dass ich es gar nicht bei mir hatte“, erzählt die 13-Jährige. Emil Gobber aus Hard fiel die Umstellung leicht. „Ich bin generell nicht viel am Handy, sondern eher draußen“, erklärt der 12-Jährige.

Ferienheim Oberbildstein, Ferienbetreuung, Kinder zwei Wochen ohne Smartphone
Lounis Ilg und Emil Gobber beim Tischfußballspielen im Ferienheim Oberbildstein. VN/Rhomberg

Die Vorteile der bildschirmfreien Zeit werden grundsätzlich von allen Befragten erkannt – auch von Amely Moosmann, die unter den Befragten die längste Zeit am Handy verbringt. „Obwohl ich es vermisse, finde ich es gut, dass wir mehr in der Natur sind“, versichert sie. Ihre 12-jährige Schwester Lavinia Moosmann ist derselben Meinung und fügt hinzu: „Der Urlaub vom Handy tut einfach mal gut.“

Ferienheim Oberbildstein, Ferienbetreuung, Kinder zwei Wochen ohne Smartphone
Für Amely Moosmann, Lavinia Moosmann und Ayleena Welzl war die Umstellung nicht ganz einfach. VN/Rhomberg

Nach dem Ferienprogramm

Trotz der unterschiedlichen Nutzung sind sich alle einig, dass sich ihr Handyverhalten nach dem Ferienprogramm nicht ändern wird. Ayleena Welzl ist sich zum Beispiel sicher, bald wieder viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. „Am Anfang vielleicht sogar noch mehr als vorher, weil ich sehr viel verpasst habe und alles nachholen muss“, sagt die Harderin. In einem weiteren Punkt sind sich alle Befragten einig: Trotz des Bildschirmverbots sind sie vom Ferienheim Oberbildstein begeistert und möchten im nächsten Jahr wiederkommen.

Ferienheim Oberbildstein, Ferienbetreuung, Kinder zwei Wochen ohne Smartphone
Alle Befragten möchten nächstes Jahr wieder ins Ferienheim Oberbildstein kommen. VN/Rhomberg

(VN)