Rudersport mit Adrenalinkick

Am Wochenende findet in Bregenz die erste österreichische Coastal-Rowing-Meisterschaft statt.
Bregenz Wer denkt, Rudern sei eine stille, gleichförmige Sportart, die im Morgengrauen auf spiegelglattem Wasser stattfindet, hat das Coastal Rowing noch nicht erlebt. Hier sind Wind und Wellen keine Störung – sie sind Teil des Programms. „Man rudert nicht auf dem Wasser, sondern mit dem Wasser“, bringt es Teresa Köppel, Cheftrainerin des RV Wiking Bregenz, auf den Punkt. Eine Aussage, die zeigt, warum Coastal Rowing als die aufregendste Form des Ruderns gilt – und warum es derzeit weltweit boomt.
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Was ist Coastal Rowing?
Coastal Rowing, auch Küstenrudern genannt, ist der ungestüme Gegenpart zum traditionellen Flachwasserrudern. Dynamisch, hektisch, nass – und voller Überraschungen. Die Boote springen über Wellenkämme, tauchen in die Gischt ein und erfordern vom den Ruderern höchste Konzentration. Mal surft man auf dem Wasser, mal kämpft man gegen es. Kein Schlag ist wie der andere. Einzig die Ruderbewegung erinnert noch an den Klassiker – alles andere ist anders: Boote, Distanzen, Rennmodus.

Breit, robust, wellentauglich
Die Coastal-Boote unterscheiden sich deutlich von ihren schlanken Schwestern im Flachwasser. Sie sind kürzer, breiter und schwerer gebaut. Besonders markant ist das abgeflachte Heck – es sorgt dafür, dass eindringendes Wasser sofort wieder abfließen kann. Je wilder die Bedingungen, desto größer die Action – und desto spektakulärer für das Publikum am Ufer.

Coastal Rowing kennt zwei Wettkampfformate, die unterschiedlicher nicht sein könnten – beide aber die Zuschauer fesseln.


Im Ausdauerformat, dem sogenannten Endurance Race, kämpfen alle Boote gleichzeitig auf einer vier bis sechs Kilometer langen Strecke um mehrere Bojen. Nicht nur Kraft und Rudertechnik, sondern auch Navigation, Balance und das punktgenaue Anfahren der Bojen im Wind entscheiden hier über Sieg oder Niederlage. Engstellen an den Bojen sorgen regelmäßig für spektakuläre Szenen.


Noch eine Spur packender geht es beim Beach Sprint zu. In diesen Boot-gegen-Boot-Ausscheidungsrennen startet man mit einem Sprint vom Strand ins Wasser, steigt ins Boot und rudert 250 Meter bis zu einer Boje – und wieder zurück. Anschließend folgt ein zweiter Sprint an Land bis zur Ziellinie. Wer schnell einsteigt, kraftvoll rudert und sich von Wind und Wellen nicht aus dem Takt bringen lässt, hat hier die besten Karten.
Olympische Zukunft im Visier
Coastal Rowing ist auf dem besten Weg, sich dauerhaft im internationalen Spitzensport zu etablieren. Bei den Youth Olympic Games 2026 Ende Oktober in Senegal wird erstmals ausschließlich Coastal Rowing ausgetragen – und an den Olympischen Sommerspielen 2028 in Los Angeles wird der Beach Sprint als neue Disziplin ins offizielle Programm aufgenommen. Damit steht die Sportart vor einem historischen Durchbruch. Küstenländer weltweit – von Afrika über Asien bis Südamerika – treiben die Entwicklung voran.

Was an Meeresküsten begann, ist längst in den Binnenländern angekommen. Auch in Bregenz ist der Trend spürbar. Beim RV Wiking Bregenz hat das Coastal Rowing längst einklang gefunden: „Gerade bei nachmittäglichem Wellengang oder im Frühjahr oder Herbst bieten diese Boote enorme Vorteile – sowohl für Fortgeschrittene als auch für Anfänger“, erklärt Köppel. Die robuste Bauweise sorgt für hohe Stabilität, selbst bei stärkerem Seegang.
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Rudern neu gefühlt
Ruderwettkämpfe an Küstenabschnitten mit Wellenbrechern versprechen Action pur. Sie verlangen nicht nur eine völlig andere Technik als auf der klassischen, geraden Rennstrecke – sie eröffnen eine völlig neue Erlebniswelt. Coastal Rowing ist Rudern mit allen Sinnen. Es fordert die Sportlerinnen und Sportler körperlich, mental und taktisch – und belohnt sie mit einem unvergleichlichen Naturerlebnis.
Coastal Rowing ist mehr als ein Trend – es ist eine neue Bewegung innerhalb des Rudersports. Wer den Nervenkitzel sucht, wer die Elemente und Naturgewalten spüren will und wer nicht davor zurückschreckt, beim Training auch einmal ordentlich nass zu werden, hat in dieser Disziplin seine sportliche Heimat gefunden. Oder wie Teresa Köppel sagt: „Wer es einmal ausprobiert hat, wird von diesem Adrenalinkick begeistert sein.“