“Faul bin ich nie gewesen” – Das Leben von Jytte Dünser

Jytte Dünser prägt seit Jahrzehnten mit ihrer kreativen Schaffenskraft die literarische und künstlerische Landschaft Vorarlbergs. Heute blickt sie auf ein bewegtes Leben zurück.
Darum geht’s:
- Jytte Dünser ist Autorin und Malerin.
- Literarisches Werk umfasst Lyrik, Prosa und Märchen.
- Persönliches Leben geprägt von Kunst und Wandel.
Frastanz-Gampelün Wenn Jytte Dünser über ihr Leben spricht, blitzt darin immer wieder ein unerschütterlicher Tatendrang auf. „Faul bin ich nie gewesen“, sagt sie und lacht. Die 1931 in Gampelün geborene Autorin und Malerin hat ein Leben voller Brüche, Neuanfänge und kreativer Schaffenskraft hinter sich – und prägt bis heute die literarische und künstlerische Landschaft im Ländle.

Aufgewachsen als Tochter des Bregenzer Malers Karl Heine und der Dänin Ketty Wilhelmine Mortensen, war die Kunst früh ein Teil ihres Alltags. Nach der Handelsschule arbeitete sie zunächst als Bürokauffrau, widmete sich später der Familie – sie hat fünf Kinder – und fand schließlich über Umwege zurück zur Kunst und ihrer eigenen Kreativität. „Ich habe immer schon geschrieben, aber das meiste für die Schublade. Damit ich schreiben kann, muss mich etwas berühren“, erzählt die 94-Jährige. Das merke man auch beim Lesen ihrer Texte. „Wenn ich zum Beispiel am Meer sitze, die Gerüche wahrnehme und die Wellen höre – so etwas berührt mich, darüber kann ich schreiben.“


Ihr literarisches Werk ist vielseitig: Lyrik, Kurzprosa und Märchen, verfasst in alemannischer Mundart und in Schriftsprache. 1992 erschien ihr erstes Buch „dr Akeleiaschtrauß“, danach folgten zahlreiche weitere Bände, darunter „a biz andrscht“, „strandbriefe“ oder „s’Leba tanzt“. Besonders wichtig war Jytte Dünser stets die Mundart: „Die meisten Preise habe ich im Dialekt gemacht.“ Mehrfach ausgezeichnet – etwa beim „Lyrischen Oktober“ in Bayreuth oder beim Wettbewerb „Verzauberte Berge“ in Bozen – blieb sie dennoch selbstkritisch: „Ich habe nie zu denen gehört, die alles, was sie schreiben, gleich gut finden.“

Ein prägender Begleiter war der Germanist Thomas Bleicher, der ihre Texte inhaltlich lektorierte. „Er hat gesagt: Du musst damit rechnen, dass ich zwei Drittel zurückgebe. Was bleibt, das kannst du veröffentlichen.“ Diese Strenge habe ihr gutgetan, sagt die Gampelünerin rückblickend. Auch mit Wolfgang Tschallener arbeitet Düsnser eng zusammen, alle ihre Bücher wurden von dem Vorarlberger Künstler illustriert.



Nicht nur das Schreiben, auch das Malen wurde zu einer wichtigen Ausdrucksform. Seit 1992 arbeitete sie intensiv daran, besuchte Seminare, unternahm Malreisen nach Griechenland, Italien oder Skandinavien. Sie entwickelte eine besondere Technik – Knitterbilder in Aquarell – und stellte ihre Werke in Österreich, Deutschland, Italien und Liechtenstein aus. „Ich habe auf einem Schiff in Skandinavien gemalt wie eine Wilde“, erzählt die 94-Jährige lachend von einer Reise mit den Hurtigruten, deren Eindrücke später in einer Ausstellung in der Villa Falkenhorst zu sehen waren.


Privat war ihr Leben von Wendungen geprägt. Früh verheiratet, fand sie nach einer ersten gescheiterten Ehe Halt bei ihrem zweiten Mann Albert Dünser, mit dem sie viele Jahre in Frastanz-Gampelün lebte. Verwitwet, blickt sie heute auf ein bewegtes Leben zurück, das neben persönlichen Krisen immer wieder von der Kraft der Kunst getragen wurde. “Faul bin ich nie gewesen”, verrät die Gampelünerin lachend.

Noch mit 90 Jahren veröffentlichte sie ihr bisher letztes Werk „Ein Jahrhundert durchwandert“. Ob es ein endgültiger Schlusspunkt sei, möchte Dünser noch offen lassen: „Mit diesem Buch habe ich ein wenig den Abschluss gemacht. Aber ganz weiß man es nie.


Jytte dünser
Geboren 1931 in Frastanz-Gampelün
Beruflicher Weg Handelsschule, Bürokauffrau, später Autorin und Malerin
Literarisches Werk Lyrik, Kurzprosa, Märchen – in Mundart und Schriftsprache
Erstes Buch „dr Akeleiaschtrauß“ (1992)
Weitere Werke (Auswahl) „a biz andrscht“, „strandbriefe“, „s’Leba tanzt“, „Ein Jahrhundert durchwandert“ (2021)
Auszeichnungen u. a. „Lyrischer Oktober“ (Bayreuth), Wettbewerb „Verzauberte Berge“ (Bozen)
Künstlerisches Schaffen Malerei, eigene Technik der Knitterbilder in Aquarell; Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Italien und Liechtenstein






