Hundesportverein Satteins-Walgau steht vor dem Aus

Heimat / 23.09.2025 • 14:23 Uhr
Hundesportverein Satteins-Walgau vor dem Aus
Christine Madlener trainiert mit ihrer Hündin regelmäßig. Aber ohne passendes Gelände ist dies nicht mehr möglich. MAF

Ohne Gelände keine Zukunft: Immer mehr Hundesportvereine im Ländle kämpfen ums Überleben.

Satteins In Vorarlberg lebt in jedem zehnten Haushalt mindestens ein Hund – doch die Möglichkeiten zur artgerechten Beschäftigung nehmen ab. Immer mehr, meist ehrenamtlich geführte Vereine, stehen unter Druck.

Auch Christine Madlener, Mitglied des HSV Satteins-Walgau, sieht hier ein Problem. Am Hundesportplatz zeigt sie, wie gut ihr Hund auf Kommandos reagiert. Rampe rauf, Rampe runter, Sitz, Platz, Sprung, und ihre Hündin macht begeistert mit. Doch das ist bald vielleicht nicht mehr möglich: Der Hundesportverein HSV Satteins-Walgau steht vor dem Aus und mit ihm ein Stück gelebte Verantwortung für Mensch und Tier.

Hundesportverein Satteins-Walgau vor dem Aus
Der Vorstand des Hundesportvereins Satteins-Walgau zeigt sich besorgt über die Zukunft des Vereins.

Dabei bieten Vereine wie der HSV Satteins-Walgau weit mehr als nur “ein bisschen Gassi gehen”. Es geht um Ausbildung, Sozialisierung, Bewegung, Kopfarbeit und auch um die Schulung der Halterinnen und Halter. “Überwiegend müssen eher die Menschen trainiert werden”, so Trainer Achim Keßler.

Notwendige soziale Kontakte

“Wenn der Hundekontakt fehlt, fehlt das Wichtigste”, erzählt Trainerin Nadja Mathis. Fehlende Sozialkontakte und Ausbildung führen zu Missverständnissen zwischen Mensch und Tier. Daraus können verhaltensauffällige Hunde, überforderte Besitzerinnen und Besitzer sowie wachsender gesellschaftlicher Unmut resultieren. Keßler warnt: “Weniger Hundeschulen bedeuten mehr ‚Problemhunde‘.”

Hundesportverein Satteins-Walgau vor dem Aus
Das Vereinshaus verbindet Hunde und Menschen und ist somit ein wichtiger sozialer Treffpunkt.

Auch Ruth Sonnweber von der Tierschutzombudsstelle hat solche Erfahrungen bereits gemacht: “Hunde, die nicht ausreichend beschäftigt, unterfordert oder nicht sozialisiert sind, entwickeln häufiger Verhaltensauffälligkeiten als Hunde, die artgerecht gehalten werden.” Dennoch ersetzt Hundesport nicht die grundlegenden Bedürfnisse eines Hundes. “Das Wichtigste für das Wohlbefinden ist, dass Hunde täglich natürliches Verhalten zeigen dürfen: schnüffeln, sich frei bewegen, soziale Kontakte haben und ihre Umwelt erkunden.”

Klar muss sein, dass nicht jeder Hund automatisch vom Vereinstraining profitiert. Entscheidend sei, ob der gewählte Sport zur Persönlichkeit und zu den körperlichen Voraussetzungen des Hundes passt und ob die Trainingsmethoden tierschutzgerecht sind. “Der Begriff ‚Hundesportverein‘ ist rechtlich nicht geschützt”, erklärt Ruth Sonnweber, “Qualität und Tierwohl schwanken stark.”

Hundesportverein Satteins-Walgau vor dem Aus
Gemeinsam unterwegs: Hund, Herrchen und Frauchen stärken ihre Bindung durch Bewegung und Austausch.

Der Druck steigt

“Wären wir ein Fußballverein, könnten wir uns jetzt ein Grundstück aussuchen”, meint ein Vereinsmitglied. Dass Vereine wie der HSV Satteins-Walgau nun um ihre Existenz bangen, liegt nicht an fehlendem Interesse, sondern am Platzmangel. Der Verein verliert seinen langjährigen Standort, weil dieser als Ausgleichsfläche für einen neuen Lkw-Rastplatz renaturiert werden muss. Eine Ersatzfläche ist nicht in Sicht. “Wir haben über 100 Mitglieder, viele Familien und viele engagierte (Freizeit-)Sportler. Aber wir finden einfach kein Gelände”, erklärt Melanie Stachniss vom Vereinsvorstand. Der HSV Satteins-Walgau muss das Trainingsgelände bis März des nächsten Jahres räumen und sucht eine neue Fläche (4000 bis 6000 Quadratmeter), außerhalb von Wohngebieten, möglichst mit Wasser- und Stromanschluss. Die Vereinsleitung appelliert: “Wir zahlen Pacht, wir kümmern uns um alles, auch wenn wir ehrenamtlich sind. Wir brauchen nur eine Fläche, den Rest machen wir selbst.”

Jetzt braucht es politischen Willen, zivilgesellschaftliches Engagement und Grundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümer, die den gesellschaftlichen Wert solcher Vereine erkennen. “Ohne neuen Platz bis Jahresende verlieren wir alles, was wir in Jahrzehnten aufgebaut haben”, warnt Herbert Vith vom HSV Satteins-Walgau. MAF

Kontakt und Infos zum Hundesportverein Satteins-Walgau gibt es unter https://hsv-satteinswalgau.at.