“Es ist tote Hose” – Warum das Bregenzer Nachtleben nach 2 Uhr endet

Zwei Uhr nachts in Bregenz: Die Bars schließen, die Straßen sind leer. Wer tanzen will, steht vor verschlossenen Türen – oder fährt gleich nach Dornbirn.
Bregenz Bregenz, zwei Uhr morgens. Die Musik ist verstummt, die Gassen leer. Wer jetzt noch durch die Innenstadt schlendert, hört höchstens das eigene Echo. Zwar gibt es mit der Cuba Bar, der Wunderbar und der Lust drei bekannte Lokale rund um die Bahnhofstraße – doch auch dort kehrt für Nachtschwärmer die Stille viel zu früh ein.
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Benedikt Baur (28) ist neu in Bregenz. Ein paar Tage erst wohnt er hier – Zeit genug, um das Nachtleben zu erkunden, dachte er. Doch nach einem Besuch in der Wunderbar zieht er ein klares Fazit: „Es ist tote Hose – hier gibt es nichts zu tanzen.“ Musik, Bewegung, Gesellschaft? Fehlanzeige.

Viel Potenzial, wenig Angebot
Louisa Auer und Eliane Gomik sind extra aus Höchst und Tosters nach Bregenz gekommen – in der Hoffnung auf eine ausgelassene Nacht. Doch der Besuch im Lexi Club nahe der Rheinstraße, einer der wenigen mit Öffnungszeiten bis fünf Uhr, endet enttäuschend: „Da war einfach nichts los.“ Auch in der Innenstadt: tote Gassen. „Wir wünschen uns einen Ort zum Tanzen“, sagen sie. „Ein bisschen Bewegung – das fehlt komplett.“

Dijana Alibegovic (43) aus Bregenz und ihre Schwester Daniela aus Dornbirn sind sich schnell einig: „In Dornbirn ist viel mehr los.“ Was Dijana über ihre Heimatstadt sagt, klingt ernüchternd: „Es ist wie in der Wüste.“ Leere Straßen, keine Musik, kaum Menschen. „Man fühlt sich hier einfach allein.“ Die Wunderbar? „Ganz nett“, sagen sie. Aber eben auch: „Das war’s dann auch schon.“

Im Sommer, sagen sie, sei Bregenz kaum wiederzuerkennen – voller Leben, voller Veranstaltungen. Doch jetzt im Herbst? „Da ist nichts mehr los.“ Gerade für Menschen über 30 fehle es an Möglichkeiten. „Ein bisschen Abwechslung, ein paar Lokale, ein Ort zum Tanzen – das wäre schön.“
Paula Meleri aus Lustenau und Sandrina Török aus Lauterach mögen die Cuba Bar – „unser Lieblingsort in Bregenz“, sagen sie. Doch um zwei Uhr ist auch dort Schluss. Danach? Bleibt nur der Heimweg. Die Annette Bar sei „mehr für Ältere“, Alternativen für junge Nachtschwärmer? Fehlanzeige. Ihr bitteres Fazit: „Bregenz ist eine tote Stadt.“

Dornbirn als letzte Hoffnung?
Auch Louis, 30, war mit Freunden in der Wunderbar. Doch lang blieben sie nicht. „Ich gehe viel lieber nach Dornbirn – dort ist man unter Leuten.“ In Bregenz? Da bleibe nach zwei Uhr oft nur der Weg „zu einem Freund nach Hause auf ein Bier“. Dabei wünscht er sich genau das Gegenteil: „Es wäre schön, wenn die Bars länger offen hätten. Man trifft Leute, kommt ins Gespräch – das geht daheim einfach nicht.“

Zwischen Wunsch und Tanz
Das Nachtleben in Bregenz endet oft, bevor es richtig beginnt. Bars schließen früh, Clubs gibt es kaum noch – und wer nach zwei Uhr noch unterwegs ist, trifft selten auf Gesellschaft. Zwischen dem Wunsch nach Musik, Tanz und Atmosphäre und der Realität leerer Gassen klafft eine spürbare Lücke. Was bleibt, ist die Hoffnung: dass Bregenz mehr sein könnte als eine Stadt, die nach Mitternacht in einen Dornröschenschlaf fällt.

Gegenüber VOL.AT erklärt Bürgermeister Michael Ritsch, dass in Vorarlberg eine Sperrstunde für Gastgärten ab 24 Uhr gilt – im Gegensatz zu Städten wie Wien, wo teils schon um 22 Uhr Schluss sei.

Theoretisch könne jedes Lokal länger offenhalten, betont Ritsch. “Das hängt vom Betreiber ab – und muss bei der BH beantragt werden.” In der Praxis komme das jedoch selten vor. Was das Nachtleben betrifft, zeigt sich er sich nüchtern: Die Zeiten, in denen sich die Menschen nachts durch die Innenstadt drängten, seien vorbei. “Viele bleiben lieber zuhause – und die gestiegenen Preise machen das Ausgehen nicht gerade attraktiver.” Eine einfache Lösung? Sieht er aktuell nicht.