Vorarlberger Rennstall befeuert Traum von Sophia Flörsch

Sport / HEUTE • 12:50 Uhr
Vorarlberger Rennstall befeuert Traum von Sophia Flörsch

Finanzexperte und Motorsport-Liebhaber Roland Rupprechter verhilft der Deutschen zu einem viel beachteten Comeback.

Schwarzach-Misano Zwischen heulenden Motoren, Benzingeruch und der Sehnsucht nach Geschwindigkeit wird an diesem Wochenende auf dem Rennkurs im italienischen Misano ein besonderes Kapitel vorarlberger Motorsportgeschichte geschrieben. Denn beim Lauf der BOSS GP Series, jener spektakulären Bühne für ehemalige Formelboliden und “Gentleman-Driver”, tritt das Vorarlberger Racing-Team R&W Wealth Management erstmals mit zwei Formel-2-Boliden an. Einer davon wird von Sophia Flörsch pilotiert, einer jungen Rennfahrerin mit großer Geschichte.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Dass die 24-jährige Münchnerin in Misano an den Start geht, ist kein Zufall. Denn im Jänner dieses Jahres traf sich Roland Rupprechter, Gründer, Investor und sportlicher Leiter von R&W Wealth Management Racing, mit Flörsch und führte Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit. “Es ging einfach darum, ihr die Chance zu geben, wieder in einem Formel-Auto zu sitzen”, sagt Rupprechter. “Sie muss weder für mich noch das Team gewinnen.”

Vorarlberger Rennstall befeuert Traum von Sophia Flörsch
Roland Rupprechter. VN

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Ein Investment in Leidenschaft und Netzwerke

Rupprechter ist kein klassischer Rennstallbesitzer. Im Hauptberuf ist der Harder Anleger und Geschäftsführer der 2019 gegründeten R&W Wealth Management GmbH, einem Unternehmen, das sich um Vermögensstrategien und Investments kümmert. Doch sein Herz schlägt seit Jugendtagen für den Motorsport. Schon in jungen Jahren war er selbst immer wieder hinter dem Steuer aktiv und erfolgreich. Später kamen Beruf, Familie und Verantwortung hinzu. Doch die Leidenschaft blieb.

GEPA-20230702-101-115-0029
Sophia Flörsch. gepa

“Ich war immer schon ein Fan der Formel 1”, erzählt der heute 59-Jährige. “Und immer, wenn es meine Finanzen erlaubten, bin ich selbst gefahren.” Heute verbindet er das Geschäftliche mit dem Privaten: Die Teilnahme an der BOSS GP Serie ist für ihn auch eine Form des Networkings. Hier fahren ehemalige Formelpiloten, Unternehmer und Motorsportliebhaber, die sich den Luxus eines echten Formel-Autos leisten können. Und dabei werden Kontakte zwischen Boxengasse, Hospitality-Zelt und Fahrerlager geknüpft. “Für mich ist das Projekt auf fünf Jahre ausgelegt”, sagt Rupprechter und fügt hinzu: “Es ist Motorsport mit Leidenschaft, aber auch mit Köpfchen.”

Dallara3.jpg
Dallara1.jpg

Ein zweiter Bolide und ein großes Ziel

Mittlerweile verfügt das Team über ein zweites Formel-2-Auto: ein Dallara GP2/11. Es ist das Auto des aktuellen F1-Piloten Pierre Gasly, mit dem der Franzose 2016 in der GP2-Serie dominierte, und exakt jenes Modell, das auch der aktuelle Gesamtführende der BOSS GP-Serie, Simone Colombo, pilotiert. Die Fahrzeuge stehen bei der oberösterreichischen Spezialfirma Leidinger, wo aktuell der zweite Wagen, jener für Flörsch, mit einem neuen Motor ausgerüstet wurde.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

“Ich freue mich über diese großartige Gelegenheit, wieder in einem Formelrennwagen zu sitzen”, sagt die Deutsche, die einen eigenen Youtube-Kanal bedient. “Solche Chancen bekommt man als junge Fahrerin nicht oft. Ein großes Dankeschön an Roland und sein Team.” Ihr Ehrgeiz ist groß und ihre Ziele hoch: 2026 will sie fix in die Formel 2, und 2027 als Testpilotin in die Formel 1 aufsteigen. 2025 startete sie in der Indy NEXT-Serie, davor schrieb sie Motorsportgeschichte, als sie einen der schrecklichsten Unfälle des letzten Jahrzehnts überlebte.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Erst fliegen und dann wieder aufstehen

Beim Grand Prix von Macau 2018 flog ihr Formel-3-Auto nach einer Kollision mit mehr als 270 km/h über die Leitplanke und schlug in eine Medienplattform. Der Crash ging um die Welt. Ihre Halswirbelsäule war gebrochen, die Karriere schien vorbei, doch sie kämpfte sich zurück. Schon ein Jahr später saß sie wieder im Cockpit. Heute ist sie Botschafterin für Mut, Technik und Chancengleichheit im Motorsport, ausgezeichnet mit dem Laureus World Sports Award.

AWARDS-LAUREUS/
Sophia Flörsch ist Laureus-Botschafterin. Reuters

Alte Boliden, neue Geschichten

Die BOSS GP (Big Open Single Seater) ist eine der außergewöhnlichsten Motorsportserien Europas. Hier donnern ehemalige Formel-1-, GP2- und IndyCars über die Rennstrecken. Fahrzeuge, die einst an der Spitze der Welt fuhren und heute von erfahrenen Profis und ambitionierten Privatfahrern bewegt werden. Geschwindigkeit, Sound und Emotion sind dabei nahezu identisch mit der Königsklasse.

Rupprechter1.jpg
Auf Roland Rupprechter und sein Team wartet ein spannendes Renn-Wochenende.VN

Für Rupprechter und sein Team ist der Einsatz in Misano mehr als ein sportlicher Ausflug: Es ist der Versuch, Vorarlberger Unternehmergeist mit internationalem Racing-Flair zu verbinden. “Ich liebe diesen Sport, seine Technik, seine Menschen”, sagt Rupprechter. “Und wenn man dann noch jemandem wie Sophia Flörsch eine Chance geben kann, ist das einfach großartig.”