Wenn das Montafon zur großen Bühne wird

Sport / 21.10.2025 • 05:30 Uhr

Vom Kirchplatz in Schruns bis zur Halfpipe im Kühtai: 2027 blickt die Wintersportwelt auf Vorarlberg.

Schruns Den 6. März 2027 dürfen sich alle sportlich begeisterten Vorarlberger schon einmal dick im Kalender anstreichen. Sind dann doch alle Augen nach Schruns gerichtet, wo am Kirchplatz die feierliche Eröffnung der FIS Snowboard-, Freestyle- und Freeski-Weltmeisterschaft über die Bühne gehen wird. 31 Medaillenentscheidungen warten danach an 13 Wettkampftagen mit dem Höhepunkt (Snowboardcrossrennen) zum Abschluss.

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Nicht zuletzt ist damit die Hoffnung verbunden, dass dem SBX-Olympiasieger und dreifachen SBX-Gesamtweltcupsieger Alessandro “Izzi” Hämmerle (32) aus Gaschurn der krönende Abschluss seiner Karriere gelingt. “Er ist das Gesicht der Talschaft, das Gesicht einer ganzen Region”, weiß auch WM-Projektleiter Christian “Chisi” Speckle. Zumal der 47-Jährige bei der Programmgestaltung der WM-Tage eine entscheidende Rolle spielt.

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VN-Sportchef Christian Adam im Gespräch mit Christian “Chisi” Speckle.Alexandra Serra

Der Parallel-Riesentorlauf wird am 7. März 2027 das WM-Rennprogramm eröffnen. “Ganz bewusst”, sagt Speckle, “weil wir als Österreich Medaillenchancen haben und so auf einen Flow für die nächsten Rennen hoffen. Die Attraktion des ersten vollen WM-Wochenendes werden die Skicrossbewerbe, ehe dann mit dem Snowboardcross der aus Vorarlberger Sicht hoffentlich glanzvolle Abschluss wartet.” Der Rennkalender steht also, auch die Vorfreude (“Noch ein voller Winter mit den Winterspielen in Cortina, dann sind wir dran”) steigt, wie auch die Themen, die abgearbeitet werden müssen. Vieles passiert im Hintergrund, doch Speckle gibt im VN-Gespräch erste Eindrücke.

Budgetplan eine Herausforderung

Auf rund vier Millionen Euro wurde das Budget anlässlich der Bewerbung 2021 berechnet. Doch inzwischen haben nicht nur Corona, sondern auch die allerorts spürbaren Teuerungen für einiges Kopfzerbrechen gesorgt. “Ich muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass auch wir auf der Ausgabenseite extrem gefordert sind. Das beste Beispiel ist ein Einkaufswagen und der Vergleich, wie viel 2021 um 100 Euro darin gelegen ist, im Gegensatz zu jetzt.” Deshalb sei gut, dass auf der Einkommensseite “sehr konservativ” budgetiert wurde. “Durch die Zentralisierung seitens der FIS sind die Möglichkeiten nunmehr andere.”

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Energie einer ganzen Talschaft

Der große Reiz einer WM mit den sechs verschiedenen Wettkampforten vereint nicht nur eine Talschaft – die Halfpipe-Bewerbe werden im Kühtai ausgetragen –, es fordert auch eine mehrmalige Erfüllung gewisser Anforderungen. Keine leichte Aufgabe, zumal viele Vorarbeiten wie Verkabelungen im hochalpinen und sensiblen Bereich bewältigt werden müssen. Da ist laut Speckle im Vorfeld Überzeugungsarbeit ebenso gefragt wie Fingerspitzengefühl. “Vieles wäre vermutlich leichter mit nur einem Wettkampfhang, doch so nehmen wir die Energie einer ganzen Talschaft mit.”

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Weitere, für den Projektchef wichtige Themen sind Merchandise, Einkleidung, Volunteers, Unterkünfte oder Maskottchen (“Aktuell ist keines geplant”). Bei der EYOF 2015 hatte “Alpy” die Winter-Jugendspiele begleitet. Im Volunteersprogramm wird mit rund 700 Helfer:innen kalkuliert. Eine Challenge, das weiß auch Speckle, ist die Unterkunftsthematik, weil der März im Wintertourismus auch im Montafon sehr gefragt ist. Seitens des Organisationskomitees wird mit einem Mehraufkommen von 2500 Personen gerechnet. “Im Juni 2026 gehen die offiziellen Einladungen an die Nationen hinaus. Danach haben wir genauere Zahlen.”

Persönlich festgelegt hat sich Speckle hinsichtlich der Eröffnungsfeier. “Ich tendiere zu einer klassischen Variante mit Fahnenhissen und einer musikalischen Umrahmung aus der Region. Fakt ist, dass wir authentisch rüberkommen wollen und dabei die Kultur der Talschaft und der Region in den Mittelpunkt stellen wollen.

Mit viel Leidenschaft für die Sache

Als Venue-Managerin ist Regina Wohlgenannt für den Slopestyle-Bewerb verantwortlich. “Mein Ziel ist es, perfekte Rahmenbedingungen für alle zu schaffen”, sagt sie. Privat mit Freeride-Coach Simon Wohlgenannt verheiratet, ist sie bei der WM am Veranstaltungsort für die gesamte Organisation, von der Infrastruktur über Zeitpläne und Sicherheitskonzepte, verantwortlich. Bei der WM 2025 in St. Moritz erhielt sie erstmals Einblicke in die Arbeit, die sie erwartet. Dass die begeisterte Wintersportlerin unbedingt mitwirken will, war ihr von Beginn an klar.

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Zumal aus ihrer Sicht ihre berufliche Tätigkeit (“Ich gestalte Momente, egal ob als Gastgeberin, Freie Rednerin, Eventplanerin oder jetzt Venue Managerin”) bestens als WM-Motivation passt. Zudem sagt sie, am Fuße des Hochjochs lebend, von sich selbst: “Am liebsten bin ich Tag und Nacht am Berg.”

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Ruhig, sachlich und doch voller Leidenschaft: Benedikt Erhard zählt sein Jahren zu den wichtigsten Helfern.Alexandra Serra

“Wir drehen das Zielgelände”

Als SC-Montafon-Skitrainer ist Benedikt Erhard einer, der dieser Talschaft und dem Wintersport sehr verbunden ist. Seit Jahren spielt der 38-Jährige zudem beim Weltcup Montafon eine wichtige Rolle und so ist er bei der WM als Venue Manager der Skicross- und SBX-Bewerbe am Grasjoch der perfekte Mann vor Ort. “Wir drehen das Zielgelände. So ist es für die Zuschauer besser erreichbar und zugleich die Strecke besser einsehbar”, erzählt er. Rund 90.000 Kubikmeter Schnee werden für den Kursbau mit den teilweise unterschiedlichen Abschnitten (“Unterschiedliche Geschwindigkeiten bei Ski und Snowboard”) benötigt.

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“Das Tal steht voll dahinter”, erzählt Erhard, der durch seine Trainertätigkeit beim SC Montafon am Puls der Zeit ist. Rund 100 Athlet:innen wollen aktuell betreut werden. “Wir haben jeweils neun im ÖSV- und VSV-Kader und bieten neben Ski Alpin noch Skispringen, Snowboard, Freeride und Skibergsteigen an”, sagt der Vater zweier Kinder.

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Anweisungen von Christoph Kraxner für die nächsten Trainingssprünge des heimischen Nachwuchses.Alexandra Serra

Der Herr der Schanzen

Er ist seit 2023 der “Herr der Schanzen” im Montafon Nordic Sportzentrum. Die Rede ist von VSV-Landestrainer Nordisch und Sprunglauf, Christoph Kraxner. In Tschagguns kennt er jeden Meter der vier Schanzen, doch Bewerbe wie Big Air und Ski Aerials sind nicht nur für ihn Neuland. Und so war es für ihn wichtig, beim Besuch in St. Moritz Erfahrungen austauschen zu können. Was er schon jetzt versprechen kann?

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“Es wird spektakulär, nicht zuletzt, weil es jeweils Abendveranstaltungen sind und weil der Schanzenauslauf für die Zuschauer eine perfekte Arena bildet.” Eine Herausforderung wird das Schneedepot werden, ist doch normalerweise im März der Winterbetrieb auf den Schanzen beendet. “Wetter und Temperatur spielen sicherlich eine Rolle.” Der Aufbau der Schanzenanlage für die Bewerbe soll Mitte Jänner 2027 erfolgen.