Marc Girardelli exklusiv: Zurück an die Spitze

Sport / HEUTE • 10:50 Uhr
Marc Girardelli exklusiv: Zurück an die Spitze

Wenn am Wochenende in Sölden der Startschuss zur neuen Weltcupsaison fällt, steht Österreichs Ski-Team vor einer echten Bewährungsprobe. Die rot-weiß-rote Equipe will nach der Ernüchterung im vergangenen Winter, in dem Siege Mangelware waren und Selbstvertrauen verloren ging, den Weg zurück zur Weltspitze finden. Der Druck ist groß, nicht nur von außen, sondern auch aus dem eigenen Anspruch heraus, wieder um die Podestplätze mitzufahren.
Besonders im Fokus steht aus Vorarlberger Sicht Katharina Liensberger. Die Göfnerin, einst Slalom-Weltmeisterin und Vize-Olympiasiegerin, möchte auch im Riesenslalom wieder jene Form zeigen, die sie einst zur stärksten Technikerin – Slalom und Riesentorlauf – im Team machte. Nach einer schwierigen Zeit mit Materialproblemen und Formschwankungen hat sie im Sommer sehr akribisch gearbeitet. “Ich spüre, dass wieder etwas weitergeht”, sagt sie vorsichtig optimistisch.

Vom Ausland her weht allerdings ein starker Gegenwind. Mit der höchst motivierten Shiffrin, die selbst vor dem Auftakt viele Fragen offenlässt, und vor allem den Schweizer Mädels, deren Vorbereitung im Sommer perfekt ablief. Das wiederum können die Italienerinnen nicht sagen. Gerade kam die Meldung, dass nach Gesamtweltcupsiegerin Federica Brignone, die nach ihrer schweren Verletzung im Frühjahr noch starke Schmerzen verspürt, auch Marta Bassino das Olympia-Aus droht. Ein herber Verlust für die Italiener, die damit um eine sichere Bank für Medaillen bei den Winterspielen in der Heimat fürchten müssen.

Auch bei den Herren ist die Stimmung kämpferisch. In der letzten Saison hat man zu viele Chancen verpasst, zu viele Ausfälle einstecken müssen. All das soll sich in diesem Winter ändern. Die Trainer betonen Teamgeist, Stabilität und den Mut zum Risiko. Sölden wird somit der erste Gradmesser sein: ein Rennen, das zeigt, ob die harte Aufbauarbeit im Sommer Früchte trägt. Zu unseren Hoffnungsträgern gehören heuer Marco Schwarz und natürlich der aktuelle Weltmeister Raphael Haaser sowie das Feurstein-Duo, Lukas und Patrick.

Gespannt darf man bei Haaser darüber sein, wie sich sein Materialwechsel auswirkt. Insgesamt erwarte ich, dass die junge Schweizer Mannschaft bei den Herren tonangebend bleibt. Marco Odermatt dominierte den Riesenslalom in den letzten Jahren fast nach Belieben und dürfte auch heuer der Mann der Stunde sein. So wie sein Sommertraining verlief, ist er wieder am Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Ohne Fehler, wie im letzten Jahr in Sölden, führt kein Weg an ihm vorbei.