“Wir wollen, dass Eltern ihre Kinder mit gutem Gewissen abgeben können” – Feldkirch schafft Platz für Kinder

Über 1100 Kinder dürfen in Feldkirchs Betreuungseinrichtungen spielend mitbestimmen.
Feldkirch Mit Beginn des neuen Betreuungsjahres erreicht die Stadt Feldkirch einen historischen Höchststand: Mehr als 1100 Kinder besuchen heuer eine der städtischen Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen. Der Bedarf an qualitätsvoller Betreuung steigt seit Jahren – und die Stadt reagiert darauf mit nachhaltiger Planung und Investitionen. Drei neue Einrichtungen in Levis, Nofels und Altenstadt schaffen dringend benötigten Raum und entlasten bestehende Häuser.
Entlastung und Wandel im pädagogischen Alltag
Die Entspannung beim Platzangebot ist für die Teams deutlich spürbar. “Im vergangenen Jahr waren wir bis an die Grenzen ausgelastet”, erzählt Daniela Mangold, Koordinatorin für Elernpädagogik der Stadt Feldkirch. Sie hat einen Überblick über alle Einrichtungen. Mit den neuen Häusern sei nun mehr Luft im Alltag – eine Verbesserung für Kinder, Familien und Pädagoginnen und Pädagogen.

Doch mit der steigenden Zahl an Ganztageskindern verändert sich auch der Tagesablauf. “Viele Abläufe mussten neu strukturiert werden”, erklärt Kindergartenpädagogin Janine Gerold. “Mittagessen, Schlafenszeiten oder Abholsituationen erfordern klare Organisation. Gleichzeitig entsteht Raum für mehr Mitbestimmung der Kinder. Beim Essen holen sie sich selbst Nachschlag, im Kinderparlament entscheiden sie über Wünsche des Gruppenalltags. Das stärkt ihre Selbstständigkeit und zeigt, dass wir sie als eigenständige Persönlichkeiten sehen.”

Familien brauchen Planungssicherheit
Auffällig ist auch der Wandel im Familienalltag. Viele Eltern sind stärker beruflich eingebunden und auf verlässliche Betreuung angewiesen. “Wir wollen, dass Eltern ihre Kinder mit gutem Gewissen abgeben können – unabhängig davon, ob sie arbeiten müssen oder wollen”, betont Daniela Mangold. Während einige Kinder nur vormittags anwesend sind, bleiben andere den gesamten Tag.
Moderne Pädagogik: klare Regeln, aber mit Respekt
In der pädagogischen Arbeit zeigt sich ein deutlicher Trend: weg vom starren Schema, hin zu individueller Begleitung. Jede Einrichtung arbeitet mit einem eigenen Konzept, eingebettet in die städtischen Leitlinien. Grenzen und Strukturen bleiben wichtig – gerade bei Gruppen mit bis zu 23 Kindern. “Regeln geben Sicherheit”, sagt Janine Gerold. Gleichzeitig achten die Teams verstärkt auf Beteiligung und achtsame Sprache: “Wir fragen, bevor wir einem Kind die Jacke anziehen. Entscheidend ist auch die Sprache, wenn wir beispielsweise ein Glas Wasser trinken. Wir begleiten die Kinder sprachlich”, so Gerold weiter.
Neue Methoden wie die videobasierte Marte-Meo-Arbeit unterstützen Pädagog:innen dabei, Situationen bewusster wahrzunehmen. Videoanalysen zeigen, ob Kinder genügend sprachliche Begleitung erhalten oder wie sie auf Handlungen reagieren. Ergänzend bietet die städtische Inklusionsberatung Unterstützung für herausfordernde Situationen.

Entwicklung im Fokus
Die Richtung ist klar: Jedes Kind soll dort abgeholt werden, wo es steht. “Früher hat man vieles mit allen Kindern gleichzeitig gemacht”, so Janine Gerold. “Heute achten wir viel stärker darauf, was jedes einzelne Kind braucht.” Feldkirch zeigt damit, wie moderner Betreuungsausbau und pädagogische Weiterentwicklung Hand in Hand gehen.