Zusammenschluss der Wirtschaftstreibenden vor 50 Jahren

Die WIGE Bludenz sollte Handel, Gewerbe und Industrie in Bludenz fördern.
Bludenz Die Initiative zur Gründung einer Wirtschaftsgemeinschaft ging Mitte der 1970er-Jahre von einem Medienmann aus, und zwar vom Bludenzer Hubert Säly, damals Geschäftsführer der Neuen Vorarlberger Tageszeitung. Er sah in einer solchen Maßnahme eine Antwort auf die Eröffnung des Einkaufszentrums in Dornbirn und trat Anfang 1975 mit der Idee, in Bludenz einen Verein zu gründen, mit dem Ziel, die Kaufkraft möglichst in der Stadt zu behalten, an den Geschäftsmann Lothar Geiger heran. Dieser nahm Kontakt mit Günther Brand auf, und schon bald formierte sich ein Proponentenkomitee, dem auch Bruno Huter, Walter Zoller und Hannes Fuchs angehörten.

Am 18. November 1975 wurde schließlich im Hotel Herzog Friedrich der Verein “Einkaufszentrum Bludenz. Wirtschafts- und Werbegemeinschaft” gegründet. Der Zweck des Vereins wurde in den Statuten festgelegt: “Durchführung und Förderung aller Betriebe und Einrichtungen, die dem Handel, dem Gewerbe und der Industrie in Bludenz besonders dienen.” Als ersten Obmann wählte die Gründungsversammlung Lothar Geiger.

Schon Anfang 1976 setzte der Verein, dem gleich 60 Mitglieder beitraten, erste Akzente. So gab es Straßenfeste, es wurden Litfaßsäulen aufgestellt und Ausstellungen im Stadtsaal durchgeführt. Der Name des Vereins wurde bereits bald in “Wirtschaftsgemeinschaft”, kurz WIGE, geändert, und Anfang 1978 gab es den ersten WIGE-Ball. Für alle Mitglieder gab es Fortbildungsmöglichkeiten im Rahmen von Vorträgen oder Seminaren.
Ein großes Anliegen war von Beginn an die Einrichtung einer Fußgängerzone, und 1978 konnte dieser Plan nach heftigen Diskussionen in die Tat umgesetzt werden. Am 10. Juni 1978 wurde sie mit einem ersten großen Städtlefest eröffnet. Es war ein Pionierprojekt, denn die anderen Städte in Vorarlberg folgten diesem Beispiel zum Teil erst viel später.
Wenige Wochen nach der Eröffnung fuhr erstmals der Städtle-Express, der zu einer Erfolgsgeschichte werden sollte. Die Idee, einen Stadtbusverkehr zu installieren, scheiterte allerdings. Auch andere zukunftsweisende Projekte konnten nicht realisiert werden, so der Plan, auf den Klosterwiesen in der Bingser Au ein Einkaufszentrum (Interspar) zu errichten; Spar erhielt vielmehr den Zuschlag von der Gemeinde Bürs.

Insgesamt war die WIGE aber gerade in den ersten Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte, was sich auch in der Kreation eines eigenen Logos für Bludenz niederschlug: “Bludenz – ‚s Städtle für dich und mich”. Vor allem nach der Eröffnung des Ambergtunnels sollte die Kaufkraft in Bludenz bleiben. Dazu gab es auch spezielle Maßnahmen: Zum einen konnte nach zähem Ringen in der Frage der Ladenöffnungszeiten Einigkeit erzielt werden. So wurde der freie Donnerstagnachmittag, lange Zeit quasi eine “heilige Kuh”, nach einigem Ringen abgeschafft. Zum anderen gab es auch intensive Kämpfe für längere Öffnungszeiten am Samstag, was schließlich mit einem “langen Samstag” in der ersten Woche des Monats realisiert wurde.
Dass die WIGE heute mit mehr Schwierigkeiten zu kämpfen hat, hängt mit Faktoren zusammen, die die Geschäftslandschaft verändert haben. Traditionsbetriebe wurden geschlossen, und in den leeren Lokalitäten wurden Filialen großer Handelsketten installiert, die wenig Interesse an gemeinsamen Maßnahmen haben. Noch bei der Eröffnung der Fußgängerzone hieß es, dass “dies einmal mehr den Beweis erbrachte, was eigentlich und wie viel zum Wohle Aller erreicht werden kann, wenn eigennütziges Denken einmal dem Gemeinschaftssinn Platz macht”. Davon sind wir in der heutigen Zeit oft leider sehr weit entfernt. OS
Alle Infos zu WIGE Bludenz gibt es unter: www.wigebludenz.at.
ÜBersicht der obleute
1975 bis 1984 Lothar Geiger
1984 Heribert Eggler
1984 bis1987 Hugo Habicher
1987 bis 1990 Kurt Reutterer
1990 bis 1993 Sigi Burtscher
1993 bis 1996 Günter Dünfründt
1996 bis 2006 Inge Naier
2006 bis 2007 Siegmar Leib
2007 bis 2011 Alexander Plakolm
2011 bis 2014 Team: Ibele, Treimel, Reutterer, Wilfinger, Valazza (GF Peter Hickersperger)
seit 2014 Hanno Fuchs