So erlebte der Mellauer Bürgermeister den ersten Coronafall

Vor einem Jahr wurde in Mellau der erste Coronafall des Landes registriert.
Mellau Die Frage lautete nicht wann, sondern wo es passiert. Am 5. März 2020 gab das Virus die Antwort: Mellau wurde zu dem Ort in Vorarlberg, in dem der erste bestätigte Coronafall des Landes auftauchte. Ein junger Mann fing sich das Virus in Wien ein. Ihm geht es gut. Mellaus Bürgermeister Tobias Bischofberger kann sich an den Tag noch sehr gut erinnern. Schließlich landete auch er im Krankenhaus.
Es ist ein Donnerstag, 14 Uhr, als sich ein geschwächter Bürgermeister ins Rathaus begibt. Seit Montag liegt er mit Grippe flach, an diesem Tag ruft die Pflicht. Bischofberger schafft es nicht einmal, seinen Schreibtisch aufzuräumen. Um 14.15 Uhr klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung befindet sich die Landeswarnzentrale, die ihm die Botschaft überbringt. Der Bürgermeister setzt sich gemeinsam mit der Gemeindeärztin ins Auto und düst nach Bregenz. “Um 15.30 Uhr traf sich der Krisenstab im Landhaus, um 16.30 Uhr war eine Pressekonferenz angesetzt.” Die größte Sorge: “Müssen wir die Schule schließen?” Die Mutter des Betroffenen ist Volksschullehrerin. Um 16.25 Uhr werden die Eltern über eine App informiert.
Zurück in Mellau stehen eine Lagebesprechung und eine Abendveranstaltung an. Kurz vor Mitternacht schafft es der Bürgermeister ins Bett. “Um fünf Uhr habe ich die Nachricht bekommen, dass die Lehrerin negativ ist.” Der Pathologie bringt er als Dank der schnellen PCR-Untersuchung später ein Geschenk nach Feldkirch.
Rasch ins Krankenhaus
Um 7.30 Uhr steht Tobias Bischofberger mit der Gemeindeärztin auf dem Mellauer Dorfplatz, um Fragen zu beantworten. Pressetermine, ein Essen mit Nachbarbürgermeistern, Treffen mit den Einsatzkräften, am Abend eine Diskussionsveranstaltung – der Tag hat es in sich. Nach dem Feierabendbier um 22 Uhr fährt er nach Hause. Auf der Couch wird ihm zum ersten Mal schwindlig. Den gesamten nächsten Tag kämpft er mit einem “Rechtsdrall”, wie er beschreibt. Kurz wird ihm schwarz vor Augen. Als der Bürgermeister am Sonntag mit der Gemeindeärztin telefoniert, schickt sie ihn sofort ins Spital. Dort wird klar: Tobias Bischofberger ist an einem Hirnschlag vorbeigeschrammt. “Die Vorbereitungen zum Lockdown habe ich aus dem Krankenhaus verfolgt.” Auch ihm geht es wieder gut. Diese Tage wird er aber nie vergessen.