„Der Lehrling ist unser Kapital für die Zukunft“

Extra / 24.03.2014 • 12:46 Uhr
Der 21-jährige Philipp Schelling macht bei Auto Gerster eine Lehre als Kraftfahrzeugtechniker.
Der 21-jährige Philipp Schelling macht bei Auto Gerster eine Lehre als Kraftfahrzeugtechniker.

Angehende Kfz-Techniker erwartet bei Auto Gerster eine abwechslungsreiche Lehre.

Dornbirn. Die Auto Gerster GmbH wurde vor 76 Jahren ins Leben gerufen und zählt mittlerweile zu den bedeutendsten Autofachbetrieben in Österreich. Werner Neyer aus Hard ist der Werkstattleiter im Stammhaus in Dornbirn und bereits seit 33 Jahren im Betrieb. „Im Jahr 1980 habe ich bei der Firma Gerster meine Lehre als Kfz-Mechaniker begonnen. Heute bilde ich selbst Lehrlinge aus“, erzählt der 49-Jährige.

Einer seiner 17 Schützlinge am Standort Dornbirn ist Philipp Schelling aus Hard. Der 21-Jährige macht eine Lehre als Kraftfahrzeugtechniker (Kfz-Techniker; ehemals: Kfz-Mechaniker) und befindet sich derzeit im dritten Lehrjahr. „Der Beruf interessiert mich schon seit meiner Moped-Zeit. Zusammen mit meiner Clique habe ich hin und wieder an den Zweirädern herumgeschraubt.“ Der Lehrling ist froh, dass er bei Auto Gerster arbeiten kann. „Die Arbeit macht großen Spaß. Ich suche besonders gerne nach Fehlern oder Defekten am Fahrzeug.“

Duales Ausbildungssystem

Die Lehrzeit für einen angehenden Kfz-Techniker beträgt dreieinhalb Jahre. Der angehende Kfz-Mechatroniker hingegen „darf“ noch ein halbes Jahr länger die Schulbank drücken, da er zusätzlich das Spezialmodul „Systemelektronik“ absolvieren muss. Bei der Lehre handelt es sich um ein duales Ausbildungssystem. Das heißt, der Lehrling hat zweieinhalb Monate pro Lehrjahr Blockunterricht an der Landesberufsschule in Bregenz, die restliche Zeit befindet er sich im Ausbildungsbetrieb. Während des theoretischen Unterrichts hält er aber den Betrieb stets auf dem Laufenden und informiert sein Ausbildungsteam über seine Fortschritte.

Laut Ausbildungsplan ist der angehende Kfz-Techniker jeweils für drei Monate einem Gesellen zugeteilt, dem er während dieser Zeit bei der Arbeit über die Schulter schauen darf. „Mittels Rotationsprinzip lernt er alle Stationen in der Werkstatt kennen und kann sich einen Überblick über die Tätigkeit eines ausgelernten Kfz-Technikers verschaffen“, erklärt Neyer. Die Gesellen geben ihrem Schützling zahlreiche Tipps und Tricks mit auf den Weg. Auf diese Weise lernt er auch, wie er ein Problem wirtschaftlich und vor allem schnell lösen kann.

Zusätzlich zur Berufsschule werden den Lehrlingen bei der Auto Gerster GmbH auch blockweise Schulungen und Seminare ermöglicht, um den fortwährend steigenden Anforderungen gewachsen zu sein. Die Technik der modernen Kraftfahrzeuge hat sich erheblich verändert. Deshalb gehören hochkomplexe Sicherheitstechnik und immer mehr Elektronik inzwischen auch zum Berufsbild eines Kfz-Technikers. „Mit dem Wandel der Technik in Richtung Elektrofahrzeuge und Fahrassistenten steht der Lehrling stets vor neuen Herausforderungen“, so der Werkstattleiter.

Breite Aufgabenpalette

Ab dem dritten Lehrjahr darf ein Lehrling bei der Firma Gerster bereits leichte Tätigkeiten, die im Berufsbild enthalten sind, eigenständig durchführen. Dazu zählen auch kleinere Servicearbeiten unter Überwachung von Werkstattleiter Neyer. „Dafür stehen ihm die neuesten Prüfgeräte zur Verfügung. Bei uns sind die Lehrlinge aber auch mit Kunden in Kontakt und haben nicht nur mit Technik zu tun.“ Ist die Lehre beendet, wartet auf den frisch gebackenen Kfz-Techniker eine breite Aufgabenpalette: Er kontrolliert beispielsweise die Verkehrs- und Betriebssicherheit von Kraftfahrzeugen und führt Wartungsarbeiten und Reparaturen durch. Er stellt Schäden am Fahrzeug fest und kann mittels elektrischer Messungen Defekte an verschiedenen Prüfständen genau abgrenzen. Bei Bedarf werden fehlerhafte Teile ersetzt oder repariert. Zudem führt ein Kfz-Techniker Verschleißreparaturen sowie Servicearbeiten am Fahrzeug durch.

Nachwuchs enorm wichtig

Genaue Kriterien, um für eine Lehrstelle bei Auto Gerster infrage zu kommen, gibt es keine. „Der Schulabschluss des Bewerbers sollte positiv sein. Außerdem führen wir einen Eignungstest durch, bei welchem die Bewerber zwei bis drei Tage in der Werkstatt ‚schnuppern‘ dürfen. Anschließend treffen wir eine Entscheidung, wer eine Lehrstelle bekommt“, spricht Neyer über die Voraussetzungen. „Auch wird bei uns viel gerechnet, da sollte man in Mathematik nicht allzu schlecht sein. Zudem sollte der Bewerber ein technisches Verständnis mitbringen und mit Laptop und Computer vetraut sein.“

Mobilität ist heutzutage für jeden Menschen wichtig. Egal ob Verbrennungsmotor, Elektromotor oder alternative Antriebsarten, es müssen immer Reparaturen oder Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Deshalb ist der Nachwuchs in dieser Branche enorm wichtig. „Der Lehrling ist unser Kapital für die Zukunft“, weiß der Experte.

Der Beruf interessiert mich schon seit meiner Moped-Zeit.

Philipp Schelling

Fakten zur Firma

» Auto Gerster gibt es seit 1938

» Mitarbeiter: 110, davon 24 Lehrlinge

» drei Standorte: Dornbirn, Bludenz, Koblach

» Lehrberufe: Kfz-Techniker/in, Kfz-Mechatroniker/in, Karosseriebautechniker/in, Lackierer/in,
Großhandelskaufmann/-frau, Bürokaufmann/-frau

» Fahrzeug-Palette: Opel, Suzuki, Chevrolet; repariert werden alle Marken

» Absatz jährlich: 1500 Neuwagen, 600 Gebrauchtwagen