Die Natur ist ein großes Lexikon

Neu nach Vorarlberg importiert ist die Amerikanische Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis). Diese Lederwanze ist in ihrer Heimat Amerika als Schädling in Koniferenkulturen negativ aufgefallen. Die Tiere saugen an den Zapfen der Bäume und senken dadurch die Fruchtbarkeit ihrer Samen. Bei uns werden diese Wanzen lästig, wenn sie im Herbst in Gebäude eindringen, um dort zu überwintern.
foto: zimmermann
Was immer da fliegt, kriecht und krabbelt, ist in der inatura höchst willkommen.
Dornbirn. Wenn Klaus Zimmermann vom Gemeinen Feldschnurfüßer erzählt, kann er die Begeisterung kaum bezähmen. „Normalerweise hegen und pflegen Wissenschaftler die Erstfunde einer Spezies einzeln und mit größter Vorsicht.“ Der besondere Tausendfüß-
ler indes, der ganz Röns auf die Palme brachte, tritt in Massen auf. Zum Leidwesen der Gärtner, der Wissenschaft zum Nutzen.
Klaus Zimmermann und sein Team in der inatura bearbeiten jedes Jahr 2500 bis 3000 Anfragen aus der Bevölkerung. Da geht es um Waschbärensichtungen und Sumpfschildkröten, die hier eigentlich gar nichts verloren haben. Verzweifelte Hochhausbewohner rufen an, wenn es sich zig-Tausende asiatische Marienkäfer zum Überwintern in Lüftungsschlitzen und Mauernischen bequem machen. „In ihrer Heimat nützen die Tiere steile Felswände.“ Sie können ja nicht wissen, dass da hierzulande bereits jemand anderer zuhause ist. Einzigartig in ganz Österreich kümmern sich in der Vorarlberger inatura drei Mitarbeiter in der Fachberatung ausschließlich um die Fragen der Bevölkerung. Und so entstand in Dornbirn nach und nach ein ganz eigener Wissensort von hoher Qualität. Verfolgen ihn die Maden und Mücken mitunter im Traum? Nein, sagt Zimmermann. Immerhin dürfte er mitunter vorsichtig am Weinglas nippen, weil er ja weiß, dass der Marienkäfer, wenn er alle Blattläuse vertilgt hat, Trauben bevorzugt.

Das Landkärtchen (Araschnia levana) wurde in Vorarlberg zuletzt in den 1950er-Jahren beobachtet und galt seither als „ausgestorben“. Seit dem Vorjahr kann die inatura Wiederfunde dieses attraktiven Falters dokumentieren. Er ist zurückgekehrt und breitet sich wieder im Ländle aus. foto: berg

In den letzten Jahren wurden insgesamt fünf Waschbären (Procyon lotor) in Vorarlberg erlegt, weitere zehn glaubwürdige Sichtungen wurden der inatura-Fachberatung gemeldet. Diese in Nordamerika beheimateten Tiere wurden vor über 100 Jahren in Europa als Pelztiere gehalten. foto: zimmermann

Exotische Sumpfschildkröten in Vorarlbergs Gewässern? Der Zoofachhandel macht‘s möglich! Lässt das Interesse der Käufer am Tier nach, so wird ihm kurzerhand „die Freiheit geschenkt“. Die milden Winter überleben sie problemlos.
foto: friebe

Die Larven der Köcherfliegen bauen sich einen Schutzmantel aus gut geordneten Pflanzenteilen. Knapp 400 Arten leben in Mitteleuropa. Wie viele davon in Vorarlberg vorkommen, wird in einer Studie der inatura erhoben.
foto: friebe

Die Traubenkirschen-Gespinstmotte (Yponomeuta evonymella) ist ein Verpackungskünstler. Ihre Raupen packen ganze Bäume ein, um an der Baumrinde geschützt ihre Nahrung aufnehmen zu können. foto: zimmermann

Feldschnurfüßer
Der Gemeine Feldschnurfüßer (Cylindroiulus caeruleocinctus) beschäftigt die inatura-Fachberater seit zehn Jahren. Wo er auftritt, tut er dies meist in Massen. So reagieren die Garten- und Hausbesitzer irritiert bis angeekelt. Das Massenauftreten in Röns stellte den belegten Erstfund dieser Art in Vorarlberg dar. foto: zimmermann

Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) wurde vor vielen Jahren in den Glashäusern Belgiens, Frankreichs und der Niederlande zur Bekämpfung von Blattläusen eingesetzt. Für Biologen war es damals schon klar, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis sich diese bunten Käfer auch in freier Natur etablieren. Für ihre „Reise“ von Belgien nach Vorarlberg benötigten die Tiere etwa sechs Jahre. foto: zimmermann

Die inatura hat die Heuschrecken im Ländle für eine „Rote Liste“ erhoben. Im Bild: Die Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera). foto: friebe

Eindeutig ein Profiteur des Klimawandels ist die Feuerlibelle (Crocothemis erythraea). Aus der Sahara verirrte sie sich früher nur selten über die Alpen. Seit einigen Jahren wird die Libelle regelmäßig beobachtet. foto: friebe

Nur für den Fachmann sicher zu bestimmen sind die Eintagsfliegen. Dennoch sind sie wichtige Indikatoren für die Qualität unserer Gewässer – und nicht zuletzt auch Nahrung für die Fische. Die inatura widmete dieser Tiergruppe daher eine eigene „Rote Liste“ und stellt dort nicht nur die gefährdeten Arten vor. foto: friebe

Dickkopffalter
Fast 50 Jahre dauerte die Beobachtungslücke für den Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae). Im inatura-Garten wurde er vor wenigen Jahren erstmals wieder beobachtet. Inzwischen ist die Art an vielen Orten beheimatet. Die Gründe für ihr Verschwinden sind unbekannt. foto: friebe