Hören bedeutet auch Lebensqualität

Foto: VN/Paulitsch
Regelmäßige Kontrolle des Gehörs trägt zu
aktivem und selbstständigem Leben bei.
bregenz. (VN-mm) Hören bedeutet Lebensqualität. Sich mit anderen unterhalten, am täglichen Leben teilnehmen können, alles das ist auch eine Frage des guten Hörens. Und nicht zu vergessen: Mit dem Verlust des Gehörs steigt das Sturzrisiko, was sich besonders im Alter fatal auswirken kann. Dennoch wird beginnende Schwerhörigkeit von vielen Menschen häufig verkannt. „Leider auch vom Betroffenen selbst, der glaubt, mit einem Hörgerät stigmatisiert zu sein und mit einer Hörgeräteversorgung deshalb oft zu lange wartet“, weiß Hubert Mangold, Sprecher der Vorarlberger Hörakustiker. Die Folge können Resignation und soziale Isolation sein. Deshalb sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim HNO-Arzt oder Tests des aktuellen Hörvermögens wichtige Maßnahmen für ein möglichst langes aktives und selbstständiges Leben.
Die Lärmbelastung stellt insgesamt ein großes Problem dar. Schon junge Leute sind permanent irgendwelchen Lärmquellen ausgesetzt. Das kann sich später bitter rächen. Wirken beispielsweise 85 Dezibel 40 Stunden pro Woche auf das Gehör, kann es bereits zu Schäden kommen. Je mehr Dezibel auf die Ohren einwirken, um so schneller entstehen Gehörschäden. Bei 95 Dezibel verkürzt sich die zumutbare Zeitspanne nämlich auf vier Stunden pro Woche. Aber auch bei vergleichsweise geringer Lärmeinwirkung (40 Dezibel) sind Lern- und Konzentrationsstörungen möglich.
Was Betroffene dabei gerne vergessen: Hörminderungen bereiten nicht nur ihnen selbst Schwierigkeiten. Auch die Menschen im sozialen Umfeld leiden darunter,
weil Gespräche und gemeinsame Unternehmungen anstrengend werden. „Denn nur laut genug sprechen reicht nicht, damit der Schwerhörige wieder versteht“, gibt Hubert Mangold zu bedenken.
Individuelle Versorgung
Schwerhörigkeit ist aber nicht gleich Schwerhörigkeit. Es gibt unterschiedliche Arten und Ausprägungen mit unterschiedlichen Auswirkungen. Daraus ergibt sich, dass Hörstörungen eine individuelle Versorgung erfordern. Außerdem ist das Angebot an Hörhilfen heutzutage sehr umfassend. „Wichtig ist, dass sich die Hörhilfe an den Bedürfnissen des Trägers orientiert“, betont der Hörakustiker. Das gilt sowohl für den Bedien- wie den Hörkomfort. „Deshalb erheben wir, in welchen Bereichen sich die Person vorwiegend bewegt“, erklärt Mangold.
Ein erfahrener Akustiker kann auch bereits aus der Lautstärke, in der er sich mit dem Kunden unterhalten muss, Rückschlüsse auf die Stärke des Hörverlusts ziehen. Übrigens: Zuerst werden hohe Laute nicht mehr gehört, was das Verstehen von Gesprächen problematisch macht. Die Worte des Gegenübers werden nur noch als Nuscheln wahrgenommen. Welche Frequenzbereiche gut und weniger gut gehört werden, lässt sich anhand eines Ton-Audiogramms feststellen.
Ausprobieren
Bei der Anpassung einer Hörhilfe heißt es geduldig sein. Bis die Einstellungen stimmen, kann es mitunter nämlich eine Zeit dauern. „Es sollten immer auch mindestens zwei verschiedene Typen ausprobiert werden“, empfiehlt der Fachmann. Denn für die Übernahme der Kosten durch einen Sozialversi-
cherungs-
träger muss der Patient einen sogenannten Anpassbericht
unterschrei-
ben. Darin bestätigt er unter anderem, dass er sich mit dem Hörgerät verständigen und es bedienen kann.
Die Scheu vor Hörhilfen ist in jedem Alter unbegründet. Auch Studien belegen, dass Menschen, die aktiv etwas gegen ihre Hörminderung tun, in vielen Bereichen ihres Lebens erhebliche Verbesserungen erfahren. Außerdem gilt: Je länger eine Schwerhörigkeit unterversorgt bleibt, umso schwieriger wird oft die Hörgeräteanpassung. Hubert Mangold ist bewusst, dass der Umgang mit der eigenen Hörschwäche ein äußerst sensibles Thema darstellt. „Aus diesem Grund muss es ernst genommen werden. Mit kompetenter Beratung lassen sich Vorurteile und Berührungsängste abbauen.“
Schwerhörigkeit wird oft verkannt, sogar von Betroffenen, die sich mit einem Hörgerät stigmatisiert fühlen.
Hubert Mangold
Es sollten immer mindestens zwei verschiedene Typen von Hörgeräten ausprobiert werden.
Hubert Mangold
Arten von Hörminderungen
» Leichte Hörminderung: Leise Geräusche werden nicht gehört. In geräuschvoller Umgebung bereitet es Mühe, Sprache zu verstehen.
» Mittlere Hörminderung: Leise und mittellaute Geräusche werden nicht gehört. Es bereitet erhebliche Schwierigkeiten, Sprache speziell bei Hintergrundgeräuschen zu verstehen.
» Mittelschwere bzw. starke Hörminderung: Gespräche müssen laut geführt werden. Gespräche in Gruppen sind nur noch mit viel Mühe möglich.
» Hochgradige Hörminderung: Einige sehr laute Geräusche werden gehört. Kommunikation ohne Hörgeräte ist nicht mehr möglich.