Technik in Theorie und Praxis

Der duale Studiengang Elektrotechnik an der FH Vorarlberg geht ins zweite Jahr.
Dornbirn. Die duale Berufsausbildung ist seit Jahrzehnten etabliert, auch in Vorarlberg. Die akademische Version dieses Modells fand jedoch erst letztes Jahr Einzug ins Ländle: Mit dem vergangenen Wintersemester startete das duale Studium Elektrotechnik an der Fachhochschule Vorarlberg. 29 Studenten studieren seitdem nicht nur im Hörsaal und der Bibliothek für ihren „Bachelor of Science“, sondern arbeiten parallel auch in einem der zahlreichen Partnerbetriebe.
Das duale Studium hat Vorteile für die Studenten und die Betriebe, ist sich Studiengangsleiter Prof. Dr. Franz Geiger sicher. Eine Karriere in der Firma, bei der man den praktischen Teil des Studiums absolviert, ist der Regelfall, „und mit dem Studienangebot halten wir Fachkräfte in Vorarlberg, die wir sonst nach Linz oder Graz verloren hätten, wo es das duale Studium schon länger gibt“, sagt Geiger.
Eigeninitiative gefragt
Wer sich um einen Studienplatz bemühen will, muss sich allerdings in Eigeninitiative bei einem Betrieb bewerben und parallel auch bei der FH um einen Studienplatz. „Wer dieses Studium beginnt, muss überdurchschnittlich leistungsbereit sein“, setzt der Studiengangsleiter voraus.
„Es ist ein sehr fordernder Studiengang“, bestätigt Simon Köldorfer. Der Dornbirner hat die ersten beiden Semester gerade abgeschlossen. Der 26-jährige begann das Studium nicht gleich nach der Schule, sondern absolvierte zuerst eine Ausbildung beim LED-Lampen-Hersteller Ledon. Seinem Kommilitonen Manfred Zündel (27) legte man bei seinem Arbeitgeber Graf Elektronik das Studium sogar nahe.
Natürlich können auch frischgebackene Maturanten beginnen, zum Start im vergangenen Wintersemester kamen aber über die Hälfte von den Partnerunternehmen. Zum diesjährigen Wintersemester sind es nur noch sechs von 25 Studienanfängern. Am beliebtesten ist der neue Studiengang bei den HTL-Maturanten, aber auch AHS- oder HAK-Schüler bewerben sich. „Wir haben eine sehr heterogene Truppe“, sagt Franz Geiger.
In English please
Beim ersten Studienprojekt, bei dem die Studenten in Gruppen zu vier bis fünf Personen ein Solarauto bauen mussten, ergänzten sich die Studenten. „Die HTLer waren etwas besser in Informatik, die AHS-Maturanten stärker in Mathematik“, erzählt Köldorfer.
Die ersten beiden Semester finden komplett an der FH statt. Hier geht es vor allem um Grundlagenstudium, aber auch um Soft Skills wie „Professional Discussion Skills“. Der englische Titel verrät: Dieser Kurs, ebenso wie andere, findet auf Englisch statt. „Am Anfang ist da schon eine Hemmschwelle, aber die überwindet man schnell“, erzählt Manfred Zündel.
International anerkannt
Im dritten Semester geht es dann so richtig los: Die duale Phase des Studiums beginnt. Drei Monate pro Semester wird im Betrieb gearbeitet. Das hat neben der Praxis einen ganz vordergründigen Vorteil: Man wird bezahlt. Der Nachteil: Reguläre Semesterferien gibt es nicht, sondern man nimmt eben Urlaub.
Der Abschluss ist beim dualen Studium Elektrotechnik der „Bachelor of Science in Engineering“ und somit international anerkannt. „Die Absolventen haben große Handlungskompetenz“, ist Prof. Franz Geiger überzeugt. „Man kann anschließend auch einen Master Studiengang nachlegen, hier bietet sich etwa Energietechnik und -wirtschaft an“, sagt er. Alternativen wären Informatik oder Mechatronik.
Das duale Studium erfordert hohe Leistungsbereitschaft.
Prof. Franz Geiger