Ein Zwischenstopp wider Willen

Nein, am Pass lag es nicht – wie bei Martin Harnik, dennoch begann meine Frankreich-Reise nicht um sechs Uhr morgens, sondern erst gegen Mittag. Das Handy hatte über Nacht den Geist aufgegeben. Und ohne Smartphone läuft heute leider nichts mehr. Film einlegen, wie bei meinem ersten Großereignis, der WM 1990 in Italien, war einmal. Ständig online, alles digital und stets erreichbar sein. Das ist die Welt des Journalisten im Juni 2016.
Dass es dann doch noch mit der Abreise geklappt hat, ist den fleißigen Helfern aus der Technikabteilung bei Russmedia geschuldet. Unkompliziert wurde mir schon frühmorgens geholfen, des Wurzels Übel schnell entdeckt und quasi ein EM-Smartphone für die Zeit in Frankreich gecheckt. Ein wenig Wartezeit war dennoch vonnöten. Angesichts der Vielzahl zu kopierender Fußball-Apps kostete diese Arbeit den IT-Techniker jedoch nur ein müdes Lächeln. Ein solches hatte ich schließlich auch, als im Navi-Gerät meines Dienstautos, eines Renault Kadjar – klar, ein Franzose – die Adresse des Akkreditierungscenters von Nizza als Zielort aufleuchtete. Über die Urlaubsautobahn ging die Fahrt in den Süden . . .
Der Empfang am Mittelmeer war dann deutsch, im wahrsten Sinne des Wortes. Während in Bella Italia die Sonne schien und der Temperaturanzeiger auf 27 Grad kletterte, ergoss sich über Nizza ein Gewitterregen. Doch Volunteers, viele aus Deutschland, vermittelten einem schnell das Gefühl, willkommen zu sein. Kein Anstehen, kein Warten und auch der Sicherheitscheck war nicht anders als bei einer Flugreise. So vermochte ich ein erstes Mal in das EM-Gefühl einzutauchen, ohne dabei Gedanken an Terror oder sonstige Sicherheitsmaßnahmen verschwenden zu müssen.
Polizei? Militär? Ohne erhöhte Präsenz, zumindest nicht rund um die Allianz Riviera, das Stadion in der Filmstadt an der Côte d’Azur. So störte bei meinen ersten Zwischenstopp eigentlich nur das Wetter, bevor die Weiterfahrt nach Mallemort, dem verschlafenen Ort in der Provence, erfolgt.
Die Vorfreude auf die Tage in der Provence rund um das ÖFB-Nationalteam war in mir in den vergangenen Tagen stetig gestiegen und mit jedem zurückgelegten Kilometer wurde sie größer. Was sind da ein paar „verlorene“ Stunden aufgrund einer verzögerten Abreise!