Andi Goldberger Ehemaliger Skispringer

Extra / 23.06.2017 • 15:59 Uhr
Andi Goldberger Ehemaliger Skispringer

Ich hatte in meinem „wilden“ 1997er-Jahr, als es negative Schlagzeilen gab und ich mit dem Skiverband im Clinch lag, Glück, dass es damals noch eine andere Medienwelt gegeben hat und kein Facebook. Ein massiver Shitstorm ist mir daher erspart geblieben.

Heutzutage liegen die Hemmschwellen deutlich niedriger. Das führe ich auch darauf zurück, dass jeder Mensch unter dem Deckmantel der Anonymität zu allen möglichen Themengebieten seinen Senf dazutun kann. Die Unart, aus gesicherter Deckung im weltweiten Netzwerk andere Personen schlechtmachen zu können, müsste so gut wie möglich unterbunden werden. Ich denke da nicht nur an prominente Personen, die schnell einmal zur Zielscheibe werden können. Besonders gefährlich ist die Situation bei unseren Kindern und Jugendlichen, wo sich das Mobbing zunehmend in den Bereich der sozialen Medien verlagert und manchmal wirklich bedrohliche Ausmaße annimmt.

Jeder Erwachsene sollte sich seiner Vorbildrolle bewusst sein, egal, ob er so wie ich aufgrund einer höheren Bekanntheit in der Auslage steht, oder weniger prominent ist. Lehrer, Eltern, Chefs, Kollegen und natürlich auch Menschen, die in der Politik engagiert sind – alle sollten sich um einen respektvollen Umgang miteinander bemühen. Egal ob online oder im wirklichen Leben.

Der Sport liefert hier mit seinem Fair-Play-Anspruch eine Steilvorlage. Hier wird eingefordert, selbst dem härtesten Gegner mit Respekt zu begegnen. Das funktioniert manchmal vorbildhaft, manchmal weniger gut. Wobei es mir gefällt, wenn sich zwei Eishockey-Mannschaften, die sich während des Spiels überhaupt nichts schenken und manchmal sogar die Fäuste fliegen lassen, nach der Schlusssirene mit einem Handschlag verabschieden.