Festspiele erweisen sich als „kleines Glücksspiel“

Extra / 11.02.2018 • 09:04 Uhr
Das zweite Jahr von „Carmen“ auf der Festspielbühne weist einige offensichtliche Veränderungen im Bühnenbild auf.VauÄnn
Das zweite Jahr von „Carmen“ auf der Festspielbühne weist einige offensichtliche Veränderungen im Bühnenbild auf.VauÄnn

Der Freilichtbühne fehlt die Konzession. Ein Drama in einem Akt.

Bregenz Das Kartenspiel ist des Teufels Gebetbuch. Sagt man so, sprichwörtlich. Das durfte jetzt auch Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka feststellen. Denn niemand Geringerer als die Taskforce „Glücksspiel“ klopfte an die Türe ihres Büros. Der Vorwurf: Mit dem Bühnenbild der Bizet-Oper „Carmen“, die auch noch diesen Sommer auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele zu sehen ist, verstoße sie als Intendantin gegen das Glücksspielgesetz. Es sei denn, Sobotka könne jetzt sofort einen Konzessionsbescheid vorlegen. Konnte sie naturgemäß nicht.

Immer wieder Ärger

Sobotka gibt sich im VauÄnn-Gespräch schuldbewusst: „Die Bregenzer Festspiele haben durch ihre provokanten Bühnenbilder immer wieder Probleme mit den Behörden. Das ist eine alte Tradition. Nur unter der Intendanz von Alfred Wopmann und David Pountney war das noch einfacher unter den Teppich zu kehren. Der Alf war halt ziemlich gut vernetzt und im gleichen Kegelverein wie der Polizeipräsident. Dave hat als Engländer immer so getan, als verstehe er nicht, was die Beamten wollen, und hat ihnen ständig Tee angeboten.“

Die Intendantin spricht auf die brisanten Fälle von 1997 („Porgy and Bess“), 2001 („La Bohéme“) und 2007 („Der Troubadour“) an. Die entsprechenden Unterlagen liegen den VauÄnn vor.

Bei „Porgy and Bess“(Bühnenbild: ein mächtig aus dem See emporragender Highway) fehlte die Abnahme der Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (Asfinag). Bei „La Bohéme“ (Bühnenbild: ein Pariser Kaffeehaus) fehlte die Lizenz zum Ausschank. Bei „Der Troubadour“ (Bühnenbild: das große Auge mit Bond-Fame) fehlte die Genehmigung der Wirtschaftskammer, Branchenzweig Augenoptik. Bei all diesen Inszenierungen, speziell bei letztgenannter, wurde ein Auge zugedrückt.

Nicht so jedoch bei „Carmen“, denn beim Glücksspiel hört sich der Spaß auf. Die Behörden haben bereits alle Karten mit dem offiziellen „Amtlich beschlagnahmt“-Siegel versehen. Sobokta gibt sich jedoch kämpferisch: „Wir werden jetzt mal den Probebetrieb starten und hoffen darauf, die Konzession noch rechtzeitig zu erhalten.“

Das Bühnenbild von „Rigoletto“ (Giuseppe Verdi), das ab 2019 auf dem See zu sehen sein wird, soll radikal minimalistisch ausfallen.

„Das Umgehen von behördlichen Auflagen hat bei den Festspielen schon Tradition.“

Das zweite Jahr von „Carmen“ auf der Festspielbühne weist einige offensichtliche Veränderungen im Bühnenbild auf.VauÄnn
Das zweite Jahr von „Carmen“ auf der Festspielbühne weist einige offensichtliche Veränderungen im Bühnenbild auf.VauÄnn