Jedem Patienten seine Therapie

Gesund / 02.11.2012 • 11:40 Uhr
In den Labors wird heute schon verschiedensten Krankheiten auf den Grund gegangen. Foto: VN/hofmeister
In den Labors wird heute schon verschiedensten Krankheiten auf den Grund gegangen. Foto: VN/hofmeister

Mini Med Studium am Dienstag zum Thema personalisierte Medizin und was dahintersteckt.

Wolfurt. (VN-mm) Personalisierte Medizin: Dieser Begriff, taucht immer öfter im Zusammenhang mit Diagnosen und Therapien auf. Vor allem in der Krebsbehandlung wird diesem Ansatz, berechtigterweise, schon enorme Bedeutung beigemessen. Verheißt er doch nicht mehr und nicht weniger als eine auf den jeweiligen Patienten persönlich zugeschnittene Diagnose und Behandlung. Davon verspricht sich die Medizin weitere Fortschritte im Kampf gegen noch kaum behandelbare Krankheiten. Trotzdem sind noch immer viele Fragen offen. Primar Dr. Bernhard Föger, Leiter der Internen Abteilung im LKH Bregenz, wird sie beim Mini Med Studium am Dienstag, 6. November, im Cubus in Wolfurt beantworten.

Patientenspezifische Profile

Wie viel konkreten Nutzen bringt diese individualisierte Medizin dem Patienten? Wie wird ein personalisierter Therapieplan erstellt? Und bei welchen Erkrankungen lässt sich dieser neue Trend anwenden? „Die Grundidee der personalisierten Medizin liegt in der strikten Anwendung patientenspezifischer Profile, seien dies Umwelt-, klinische oder genetische Faktoren, zum Zwecke der Vorbeugung sowie Diagnose- und Therapieplanung“, erklärt der Internist. Natürlich habe die Medizin immer schon „Risikofaktoren“ identifiziert, auf Basis derer dann intensiver nach entsprechenden Krankheiten gefahndet wurde. Primar Bernhard Föger nennt als Beispiel den Zusammenhang zwischen Rauchen und Mundbodenkarzinom.

Genomische Informationen

Die moderne Genetik hat der personalisierten Medizin jedoch einen entscheidenden Schub verliehen. Sie wird es wohl möglich machen, dass irgendwann von jedem Bürger zu einem relativ geringen Preis die gesamte genomische Information abgerufen werden kann. „Die daraus resultierenden Konsequenzen sind derzeit kaum vorstellbar und werden mit Sicherheit weit über die Medizin hinaus Bereiche wie Versicherungswesen, Anstellungsverhältnisse oder Familienbeziehungen prägen und umformen“, meint Föger. Wie faszinierend die Sache dennoch ist, zeigt sich daran, dass eine durchschnittliche Sequenz eines menschlichen Gesamtgenoms rund 3 Millionen Varianten identifiziert, wovon etwa 600.000 zum Untersuchungszeitpunkt noch nicht beschrieben sind. Ein Gutteil dieser Varianten erhöht bzw. vermindert wiederum das Risiko für bestimmte Erkrankungen.

Praktisches Beispiel

Ein praktisches, nur auf die Medizin beschränktes Beispiel illustriert diese „schöne, neue Welt“. Nach Analyse seines Genoms wurden 2010 einem 40-jährigen, gesunden Familienvater folgende Wahrscheinlichkeiten mitgeteilt: Verglichen mit der klinischen Einschätzung anhand klassischer Risikofaktoren stieg durch die genetische Information das Risiko, während seiner Lebenszeit einen Myokardinfarkt zu erleiden (von 2 auf 9 Prozent), einen Diabetes zu bekommen (von 27 auf 54 Prozent) und einen Prostatakrebs zu entwickeln (von 16 auf 23 Prozent), während das Risiko einer Demenz vom Alzheimertyp von 9 auf 1,4 Prozent sank. Als praktische Konsequenz aus dieser Information empfahl ihm sein Arzt eine intensivere Behandlung mit Lipidsenkern und häufigere urologische Kontrollen.

Bei allen Vorteilen sei festzuhalten, so Föger, dass auch die personalisierte Medizin in den meisten Fällen in ihren Prognosen mit Unschärfen konfrontiert ist, zu deren Eingrenzung wiederum die Statistik gebraucht wird, um gültige Aussagen zu erhalten.

Auch in der personalisierten Medizin gibt es Unschärfen.

Bernhard Föger

Mini Med

Neuer Trend oder die Zukunft der Medizin? Personalisierte Medizin: gestern, heute, morgen

» Referent: Primar Univ.-Doz. Dr. Bernhard Föger, Interne Abteilung, LKH Bregenz

» Termin: Dienstag, 6. November 2012, Cubus Wolfurt

» Beginn: 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr

» Eintritt frei