Infektionen mit fatalen Folgen

Viele lassen sich einfach behandeln, manche können aber doch gefährlich sein.
Wolfurt. (VN-mm) Infektionen im Harn- und Genitaltrakt können ebenso harmlos wie gefährlich sein. Sie sind relativ einfach zu behandeln, wenn dies denn rechtzeitig geschieht. Ansonsten drohen sogar lebensgefährliche Komplikationen. Dies war die Botschaft, die Primar Dr. Walter Neunteufel (KH Dornbirn) und Primar Dr. Andreas Reissigl (LKH Bregenz) den interessierten Mini-Med-Besuchern mit auf den Weg gaben. Denn oft bleiben Infektionen unbemerkt, weil sie keine Schmerzen verursachen, oder sie werden zu wenig ernst genommen. Beides kann Folgen haben.
Walter Neunteufel, Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe im KH Dornbirn, befasste sich in seinem Vortrag mit den gynäkologischen und geburtshilflichen Infektionen. Gynäkologische Infektionen können die äußeren und inneren Genitale der Frau betreffen.
Partnertherapie
Die meisten sind leicht nachzuweisen und einfach mit Zäpfchen, Salben oder Tabletten zu therapieren. Bei einer bakteriellen Infektion lässt sich die Abwehrkraft der Scheidenflora unter anderem auch mit Milchsäurepräparaten stärken. Die sogenannten Trichomonaden werden hingegen durch Geschlechtsverkehr übertragen, sodass im Erkrankungsfall immer eine Partnertherapie erforderlich ist. Gleiches gilt für das Herpes-Virus.
Bei Infektionen der inneren Genitale besteht die große Gefahr in der Ausbreitung. „Die Infektion beginnt meist am Muttermund und geht dann über auf die Gebärmutter sowie die Eileiter und Eierstöcke“, erläuterte Primar Neunteufel. Die Erreger werden durch Geschlechtsverkehr übertragen, können aber ebenso aus der Darmflora stammen. Eine Kombination aus Antibiotika, Schmerzmittel und Magenschutz schafft Abhilfe. „Wichtig ist in jedem Fall, den Erreger nachzuweisen“, betonte Neunteufel. Er warnte davor, solche Infektionen zu vernachlässigen, weil bei einer Ausweitung in das kleine Becken auch die Eileiter geschädigt werden können.
Plädoyer für HPV-Impfung
Vor allem Chlamyden sind in dieser Beziehung gefährlich. Auch die Humanen Papilloma Viren (HPV) dürfen nicht unterschätzt werden. Sie sind für verschiedene Krebserkrankungen verantwortlich, allen voran den Gebärmutterhalskrebs. Allein in Österreich gibt es jährlich etwa 500 Neuerkrankungen. Walter Neunteufel verwies auf die Wichtigkeit der HPV-Impfung zur Bekämpfung dieser Erkrankung und die vom Land gestartete Impfaktion, die den teuren Impfstoff deutlich billiger macht. Durch die Impfung lassen sich, so der Frauenarzt, nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch Krebsvorstufen und die ebenso gefährlichen Feigwarzen großteils verhindern.
Zum Thema Infektionen in der Schwangerschaft: „Die Frühgeburt ist eine der teuersten Erkrankungen im Gesundheitswesen“, so Neunteufel. Sie ist meist die Folge einer Infektion. Neben der Behandlung sollte auch auf die Ernährung geachtet werden. Kein rohes Fleisch, kein roher Fisch, keine Kuhmilch frisch vom Stall und keine rohen Eier während der Schwangerschaft, sollte die Devise lauten. Ebenso ist Schwangeren vom Kontakt zu Nagetieren und Katzen abzuraten, da sie Toxoplasmose übertragen können.
Verhaltensmaßnahmen
Den urologischen Infektionen widmete sich Primar Andreas Reissigl, Leiter der Urologie im LKH Bregenz. Als häufigste Erreger gelten Bakterien und dabei vorwiegend Darmbakterien, was sich aus der unmittelbaren Nähe der Organe ergibt. Infektionen im Harntrakt greifen unbehandelt auch auf Nieren und Prostata über. Symptome sind Schmerzen im Unterbauch, häufiger Harndrang, Blut im Harn und in schweren Fällen Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit sowie Seitenschmerzen. Als besonders schwere Komplikation gilt das Einschwemmen von Keimen in die Blutbahn. „Eine generalisierte Entzündung ist lebensgefährlich“, so Reissigl.
Die Therapie besteht aus Antibiotikagaben, mitunter helfen auch schon Wärme, Ruhe und genügend Flüssigkeit. Ebenso gilt es, entsprechende Verhaltensmaßnahmen zu berücksichtigen: feuchte Kleidung vermeiden, ph-neutrale Seifen zur Reinigung des Genitaltrakts verwenden, regelmäßige Blasenentleerung, genügend Flüssigkeit.
Hohe Krebsgefahr
Das männliche Hauptübel kann eine Prostata-Entzündung sein, die bis zur Chronifizierung geht. Doch sie wird unterschätzt, da oft nur minimale Beschwerden bestehen. Dennoch ist eine chronische Entzündung gefährlich. In vielen Fällen entsteht daraus ein Krebs. Andreas Reissigl mahnte außerdem zur schnellen Behandlung von Feigwarzen. Er unterlegte die Warnung mit Bildern, die keine Worte mehr brauchten.