Wasser predigen
Kinder werden immer bewegungsfauler: Diese fachkundige Einschätzung stammt nicht von mir. Sie kommt aus berufenerem Munde. Nämlich von Springerass Gregor Schlierenzauer. Er tätigte diese Aussage unlängst in einem Zeitungsinterview. Skistar Marcel Hirscher hat noch einen draufgelegt und gemeint, dass Kinder in Wien selbst über kleinste Hügel stolpern würden. So eine patscherte Jugend aber auch.
Die Frage ist, ob derlei Pauschalierungen die Sache besser machen. Vor allem, weil die Herrschaften ihr Ohr fast nur noch dann am jugendlichen Volk haben, wenn es dem eigenen Nutzen dient. Soll es. Sie müssen ja von etwas leben. Aber Idole, die Schlierenzauer und Hirscher für viele Kinder und junge Leute nun einmal sind, sollten nicht abkanzeln, sondern motivieren. Sonst lässt sich bald niemand mehr ein „V“ für ein „F“ vormachen.
In einem muss ich den sportlichen Überfliegern allerdings recht geben: Wenn das elterliche Vorbild fehlt, nützt das ganze Lamentieren über zu wenig Bewegung nichts. Verbringen Mutter und Vater ihre freie Zeit lieber vor dem Fernseher, lässt sich wohl auch dem Nachwuchs nur schwer vermitteln, warum er nicht stundenlang am Computer hocken darf. Vieles im Leben beruht auf Gegenseitigkeit. Bewegung und gesunde Ernährung gehören dazu. Wasser predigen und Wein trinken wird auf Dauer nicht funktionieren. Gleichwohl ich mich jetzt zum x-ten Mal wiederhole: Für Veränderungen ist es nie zu spät. Und wer hartnäckig dranbleibt, der schafft die Umkehr.
marlies.mohr@vn.vol.at
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