160 Kilometer Venensystem

Erkrankungen desselben sollten daher nicht als Lappalie abgetan werden.
Feldkirch. (VN-mm) So real laufen Mini-Med-Veranstaltungen hin und wieder ab: Zuerst galt es, eine Besucherin mit einem Kollaps ärztlich zu versorgen, danach wurde Primar Wolfgang Hofmann zu einem Gefäßeingriff gerufen. Dazwischen gab es für die Zuhörer im vollbesetzten Panoramasaal des LKH Feldkirch jedoch viel Informatives zu Venenleiden und wie sie am besten behandelt werden können.
Beeindruckte Politik
Beeindruckt von der großen Besucheranzahl zeigte sich auch Gesundheitslandesrat Dr. Christian Bernhard. „Aber“, so meinte er, „das sollte mich eigentlich nicht wundern.“ Denn laut einer Erhebung des Ludwig-Boltzmann-Instituts würden sich die Vorarlberger speziell dadurch auszeichnen, dass sie Interesse an Gesundheitsthemen zeigten. Bernhard verwies auf die Gesundheitsreform, in der die Prävention eine wichtige Rolle spiele. „Da können wir nur erfolgreich sein, wenn es Menschen gibt, die bereit sind, selbst etwas für sich und ihre Gesundheit zu tun“, so der Gesundheitslandesrat. Dieses Attribut dürfen die Mini-Med-Besucher mit Sicherheit für sich in Anspruch nehmen, wie die Veranstaltung im LKH Feldkirch einmal mehr eindrücklich zeigte.
Elisabeth König, Oberärztin der Chirurgie im LKH Bregenz, eröffnete den Abend mit einem kleinen Exkurs durch die Geschichte. Schon Hippocrates erkannte demnach die Notwendigkeit der Behandlung von Venenleiden. Auch besonders prädestinierte Berufe wurden ausgemacht. Dazu gehörten Lastenträger, Läufer und Wächter, also vornehmlich Personen, die ihre Beine stark beanspruchten. Heute zählen Venenleiden laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Jede 2. Frau und jeder 4. Mann ist betroffen. Trotzdem werden Venenleiden immer noch oft als Lappalie und kosmetisches Übel abgetan.
Wahre Schwerstarbeiter
Dabei sind Venen wahre Schwerstarbeiter, denn sie sorgen für den Transport des Blutes durch das System. Und das ist nicht eben klein. „Alle Venen zusammengenommen ergibt es 160 Kilometer“, veranschaulichte Dr. Elisabeth König die Dimension. Sind die Venenklappen allerdings gestört, kommt es zum Rückfluss des Blutes, der Druck auf die Vene nimmt zu und es bilden sich mehr oder minder starke Krampfadern. Verantwortlich für diese Entwicklung ist in den meisten Fällen eine angeborene Venenschwäche. Weitere Ursachen können eine ungesunde und bewegungsarme Lebensweise, zu langes Sitzen oder Stehen sowie Hormone und das Alter sein. Keine Veranlagung gibt es hingegen zu Thrombosen in den tiefen Beinvenen. Sie entstehen durch Verstopfung.
Vorläufer für eine Venenerkrankung können Besenreiser sein. Sie äußern sich als feines netzartiges Geflecht auf der Haut. Für viele ein reiner Schönheitsfehler, für die Medizin ein erster Hinweis auf ein Venenleiden. Ein häufiges Bild, das Ärzte in diesem Zusammenhang zu sehen bekommen, ist das „offene Bein“. Bevor diese Wunde nicht abheilt, kann keine Operation durchgeführt werden. Auch darauf machte Elisabeth König aufmerksam. Die Therapie selbst hängt von Ausmaß und Typ der Krampfader sowie den Beschwerden ab.
Patientenwunsch vorrangig
Das Venenstripping ist eine Option. Dabei wird die Vene mit einer Sonde entfernt. Sie wächst auch nicht wieder nach. An nicht-operativen Methoden stehen Kompressionsstrümpfe und verbände zur Verfügung. „Strümpfe müssen genau passen, sonst richten sie mehr Schaden an“, warnte König. Sie brach außerdem eine Lanze für Varizen-Operationen bei älteren Menschen. Das mache Sinn, weil sie mit Kompressionsstrümpfen oft überfordert seien.
Primar Wolfgang Hofmann, Leiter der Gefäßchirurgie im LKH Feldkirch, berichtete über Möglichkeiten der Hitzebehandlung. Dies geschieht mittels Laser oder Radiofrequenzstrom. Dabei wird die Vene verschweißt bzw. zerstört. Welche Methode die bessere sei, lasse sich nicht so einfach sagen. „Komplikationen können immer auftreten“, erklärte Hofmann. So können Venen nach einer Laserbehandlung wieder durchgängig werden. Es kann zu Nervenschäden und Verbrennungen kommen. Laut den derzeitigen Erfahrungen spreche, was die Hitzebehandlung angehe, trotzdem mehr für den Laser. Er ist aber deutlich teurer. Bei 200 Eingriffen im Jahr macht das Zusatzkosten von 50.000 Euro im Vergleich zum Stripping. „Wir sind aber in jedem Fall bemüht, dem Patientenwunsch zu entsprechen“, betonte Wolfgang Hofmann. Das Therapiekonzept werde gemeinsam entwickelt.
Fakten zu Venenleiden
Symptome
» Schwellungen am Unterschenkel und Knöchel, besonders abends
» Wadenkrämpfe in der Nacht
» Schwere und müde Beine
» Spannungsgefühle in den Beinen
» Schmerzen in der Kniekehle
» Verschlechterung durch Wärme im Sommer
» Juckreiz, braune Verfärbungen
Vorbeugende Maßnahmen
» Bewegung: Schwimmen, Gehen, Wandern, Langlaufen, Radfahren, Golf, Tanzen; nicht geeignet sind Krafttraining, Gewichtheben, Skilaufen, Surfen, Triathlon
» Ausreichend trinken und ausgewogene Ernährung
» Flache Schuhe
» Hitze und pralle Sonne vermeiden